Zu Wenige kennen ihn: den Beruf der medizinisch-technischen Radiologieassistenten. Dabei ist der Job vielseitig und Fachkräfte sind gefragt.

Mensch und Technik: MTRAs bedienen Hightech- Medizingeräte und arbeiten gleichzeitig ganz eng mit Patientinnen und Patienten. Mensch und Technik: MTRAs bedienen Hightech-Medizingeräte und
arbeiten gleichzeitig ganz eng mit Patientinnen und Patienten.

„Wer fährt den nächsten Patienten?“ Ein Satz der im Arbeitsraum der Computertomographie (CT) im Klinikum Ingolstadt häufig zu hören ist. Die medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRA) wissen aber genau, was ihre Kollegen damit meinen: Wer leitet die nächste Patientenuntersuchung? „Das mache ich“, gibt Andreas Strobl Bescheid. Er ist einer von drei Radiologieassistenten in dieser Schicht, die das CT bedienen. Zusätzlich kann er in die Notaufnahme gerufen werden, um sich dort um kurzfristige Patienten zu kümmern. „Der nächste Patient kommt von der Intensivstation und ist in circa zehn Minuten bei uns“, informiert ihn eine Kollegin, die heute die Untersuchungen organisiert. Das Telefon klingelt beinahe ununterbrochen. Durch Notfälle ist die Reihenfolge der Patienten nur schwer vorauszuplanen. Der Terminplan muss immer wieder angepasst und mit den Kollegen auf den Stationen und dem Transportdienst abgestimmt werden. „Wir arbeiten hier just in time“, lacht Andreas Strobl.

Er streift sich Handschuhe über und bereitet den CT-Raum für die anstehende Untersuchung vor: frische Unterlage auf die Liege, Gerät in Position bringen. Ein letzter Check, ob alles bereit ist, und schon bringt der Klinikum-Transportdienst einen älteren Herrn in den Untersuchungsraum. Der Patient hat kürzlich einen Schlaganfall erlitten, liegt jetzt auf der Intensivstation und erhält zur Kontrolle ein Schädel-CT. „Intensivpatienten werden von der Station bis in den Untersuchungsraum meist zusätzlich von einem Arzt begleitet. Leichtere Fälle übernehmen die Kollegen des Transportdienstes allein“, erklärt Andreas Strobl. Gemeinsam lagern die Kollegen im CT und vom Transport den Mann vorsichtig vom Krankenbett auf die CT-Liege und positionieren ihn für die anstehende Untersuchung. Ist der Patient versorgt, bringt der MTRA das Untersuchungsgerät in die richtige Position. Mittels Knopfdruck lässt sich die CT-Anlage bedienen. Dann verlassen die Mitarbeiter den Raum.
Andreas Strobl setzt sich hinter zwei Bildschirme, fokussiert konzentriert den Untersuchungsbereich am Schädel und startet den Vorgang. „Die Computertomographie erzeugt mit Hilfe von Röntgenstrahlen detaillierte, dreidimensionale Bilder. Sie liefert uns sehr viel mehr Informationen aus dem Körperinneren als dies mit einer herkömmlichen Röntgenuntersuchung möglich wäre,“ erklärt Andreas Strobl das bildgebende Diagnoseverfahren.

Seit Februar 2016 betreibt das Klinikum ein sogenanntes Volumen-CT der neuesten Generation. Durch seinen besonders großen Detektor sind sehr schnelle Untersuchungszeiten möglich. Dieses Gerät kann Aufnahmen einzelner Gelenke oder Organe in nur einer Umdrehung herstellen. Dieses Gerät ist insbesondere für die Durchblutungsmessung des Gehirns oder die Herzbildgebung von entscheidendem Vorteil. Nach rund fünf Minuten ist die Untersuchung schon wieder beendet. „Vor allem im Notfall, wenn es schnell gehen muss, ist eine CT-Untersuchung ideal. Deshalb betreiben wir ein zweites schnelles CT, das besonders für schwere Unfälle und Notfalluntersuchungen ausgerüstet ist“, so Andreas Strobl.

Strobl betritt wieder den Untersuchungsraum. Behutsam spricht er den noch schwachen Patienten an: „Sie haben es schon geschafft. Die Kollegen fahren Sie jetzt wieder zurück auf die Station“. Bis der nächste Patient gebracht wird, reinigen die MTRAs das Gerät und bereiten die Bilder für die befundenden Ärzte auf. Viel Zeit bleibt nicht, es muss zügig gehen. Die Kollegin mit dem Telefon meldet bereits einen schwerverletzten Unfallpatienten an – wieder einmal ein nicht planbarer Notfall, der den Zeitplan durcheinanderwirbelt.

Die perfekte Mischung

„Es ist die Kombination aus dem engen Kontakt zu den unterschiedlichsten, kranken oder verletzten Patienten und der Technik, die für mich die Faszination am Beruf des medizinisch-technischen Radiologieassistenten ausmachen“, sagt Andreas Strobl nach wie vor mit viel Begeisterung über seinen Job. Vor über 30 Jahren hat er seine Ausbildung zum MTRA im Klinikum Ingolstadt absolviert. Danach ging es über Stationen im Krankenhaus Straubing und der Bundeswehr wieder zurück nach Ingolstadt. „Ich bin ein echtes Schanzer-Urgewächs“, schmunzelt Andreas Strobl.Bis heute ist ihm als MTRA nicht langweilig geworden. „Die Radiologie entwickelt sich stetig weiter. Die Anzahl der Untersuchungen hat zugenommen. Es gibt heute vielfältige Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten in unserem Fach. Als MTRA sind wir an allen Geräten, vom  CT, über Röntgen bis zur Magnetresonanztomographie (MRT) überall im Wechsel eingesetzt“, so Strobl. Bei komplexen Eingriffen, wie der Aufweitung von Gefäßen oder dem Verschluss aktiv blutender Schlagadern über Schlüssellochverfahren assistieren MTRAs den Radiologen unter OP-ähnlichen Bedingungen.

Wissen weitergeben

Dass der Job eines MTRA weit mehr ist als „Knöpfchen drücken“, bestätigt Stephanie Bagola. Sie ist Ausbilderin am Berufsbildungszentrum Ingolstadt (BBZ) für MTRA Schüler. Zuvor hat sie zehn Jahre als MTRA gearbeitet, davon fünf Jahre im Klinikum Ingolstadt. „Mir hat es schon immer sehr viel Spaß gemacht,mein Wissen weiterzugeben“, erzählt Stephanie Bagola und ihre Augen leuchten dabei. Die Schüler in Ingolstadt werden sehr praxisorientiert ausgebildet. Lediglich das erste Jahr ist reine Theorie. „MTRAs arbeiten mit Röntgenstrahlung und Gefahrstoffen. Eine umfassende Kenntnis über den richtigen Umgang ist hier sehr wichtig“, erklärt Stephanie Bagola.
In der zweiten und dritten Klasse sind die Auszubildenden im Klinikum eingesetzt und können ihr erworbenes Wissen in der Praxis einsetzen. „Auch ich bin zum Großteil der Woche weiterhin im Klinikum tätig“, freut sich die Ausbilderin. MTRAs arbeiten im Schichtbetrieb. Kernarbeitszeit im Klinikum ist von halb acht bis 16 Uhr. „Im Spätdienst, in der Nacht und am Wochenende versorgen wir vor allem die Notfälle. Da geht es meistens rund“, erzählt Strobl.

Gerade im Bereich MTRA ist Nachwuchs gefragt Medizinisch-technische Radiologieassistenten unterstützen ärztliche Radiologen bei Eingriffen, um beispielsweise Gefäßverschlüsse zu behandeln.

Beruf mit Perspektive

Für Andreas Strobl und Stephanie Bagola ist der Beruf des MTRA ein echter Traumjob. Noch viel zu wenige Schulabgänger kennen die Ausbildung.Dabei bietet das Berufsbild eine perfekte Kombination aus der Arbeit mit Menschen und spannender Technik. Und: Fachkräfte sind unheimlich gefragt. „MTRA ist ein spannender Job mit Zukunft“, davon sind Andreas Strobl und Stephanie Bagola überzeugt.

Informationen zur Ausbildung
Weitere Informationen zur  Ausbildung zum medizinisch-technischen Radiologieassistenten finden Sie auf der Website des Berufsbildungszentrums Gesundheit Ingolstadt.

 

Veröffentlicht: 11. Oktober 2019 | Aktualisiert: 14. November 2024 | Kategorien: Allgemein |
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