Die Versorgung von Menschen, die sich in psychischen Krisen befinden oder an akuten bzw. chronisch psychischen Erkrankungen leiden, ist eine anspruchsvolle und vielseitige Arbeit, die zudem von Pflegenden ein hohes Maß an Verantwortungsübernahme verlangt.
In der psychiatrischen Pflege steht der Mensch im Mittelpunkt. Eine der Hauptaufgaben der Pflege ist es, den ihr anvertrauten Menschen in seinem Anpassungsprozess zu begleiten und zu unterstützen, in einem psychisch, physisch und sozialen Gleichgewicht zu bleiben und / oder ein neues zu finden. Psychiatrische Erkrankungen gehen immer mit einer Beziehungsstörung einher. Dies bewirkt, dass viele psychisch erkrankte Menschen in großer Isolation leben und nicht mehr in der Lage sind, für sie lebensnotwendige Kontakte zu knüpfen. Deshalb kommt in der psychiatrischen Pflege dem Beziehungsprozess als notwendige Basis und als Methode der psychiatrischen Pflege eine besondere Bedeutung zu.
Die berufsbegleitende Weiterbildung Pflege in der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DKG) setzt deshalb Schwerpunkte u.a. in Kommunikationstechniken, therapeutischer Beziehungsarbeit, Konflikt- und Deeskalationsmanagement, Wahrnehmungsschulung sowie Einzel- und Gruppentherapie. Des Weiteren wird die psychiatrische Pflege in den Kontext zu, Pflegewissenschaft, Klassifikationssystemen, Casemanagement, betriebswirtschaftlichen Überlegungen und Bezugsdisziplinen gestellt.
Ziele nach der DKG-Empfehlung
Die erfolgreich abgeschlossene Weiterbildung im Fachgebiet Pflege in der Psychiatrie befähigt Teilnehmende, Patienten entsprechend dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse zu pflegen.
Nach erfolgreich abgeschlossener Weiterbildung begegnen die Teilnehmenden komplexen beruflichen Situationen mit individuellem Handeln, indem fachliche, personale, soziale und methodische Kompetenzen vertieft und erweitert werden. Die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung der Patienten und deren Sicherheit werden ebenso wie ihre familiären, sozialen, spirituellen und kulturellen Aspekte einbezogen.
In der Weiterbildung werden den Teilnehmenden Inhalte zur Kompetenzentwicklung vermittelt, die in den jeweiligen Modulen detailliert beschrieben werden.
Dauer und Struktur der Weiterbildung
Die Weiterbildung wird nach den Richtlinien der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) durchgeführt und erfolgt berufsbegleitend. Sie dauert mindestens zwei bis höchstens fünf Jahre.
Innerhalb des ersten Jahres ist ein Basismodul (BM) zu absolvieren.
Die Fachmodule (FM) I bis V finden über die gesamten zwei Jahre der Weiterbildung statt.
Die Weiterbildung gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil nebst entsprechenden Modulprüfungen, praktischen Leistungsnachweisen sowie einer praktischen und mündlichen Abschlussprüfung.
Der theoretische Teil der Weiterbildung besteht aus einem Basismodul sowie fünf Fachmodulen. Die Module wiederum gliedern sich in Moduleinheiten. Der praktische Teil der Weiterbildung findet am Klinikum Ingolstadt oder in anerkannten Kooperationseinrichtungen statt.
Die jeweilige Weiterbildung umfasst:
- mindestens 720 Stunden Theorie
- mindestens 1800 Stunden praktische Weiterbildung, die unter fachkundiger Anleitung (Praxisanleiter) stehen, und
- die jeweiligen Prüfungen (Modulprüfungen, praktische Leistungsnachweise sowie die praktische und mündliche Abschlussprüfung).
Modulübersicht
Alle Module werden mit einer Modulprüfung abgeschlossen. Im Rahmen der praktischen Weiterbildung erfolgen drei benotete Leistungsnachweise.
Basismodul
Entwicklungen begründet initiieren und gestalten (80 Stunden)
- Reflektiertes lernen und lehren in der Pflegepraxis
- Wissenschaftlich begründet pflegen
- In Projekten arbeiten
Fachmodul I
Grundlagen psychiatrischer und psychosomatischer Pflege im Kontext von Geschichte, Ethik, Krankheitsverständnis und Ökonomie begreifen (96 Stunden)
- Die Rolle der Pflegenden im historischen und aktuellen Kontext verstehen
- Ethische Prinzipien in der psychiatrischen und psychosomatischen Pflege berücksichtigen
- Modelle von Gesundheit und Krankheit in die Pflege einbeziehen
- Ökonomisch handeln im Gesundheitswesen
Fachmodul II
Psychiatrisch pflegen im Netzwerk unterschiedlicher Versorgungsstrukturen (120 Stunden)
- Vorbehaltene Tätigkeiten im Bereich der Pflege in der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie durchführen
- Psychiatrische Netzwerke nutzen und mit weiterführenden Versorgungsstrukturen verknüpfen
- Nach theoretischen Konzepten und Modellen pflegen
Fachmodul III
Kommunikation und Interaktion professionell gestalten (104 Stunden)
- Professionell kommunizieren
- Techniken der Gesprächsführung beherrschen
- Konflikte und schwierige Situationen deeskalierend handhaben
- Patienten und deren Bezugspersonen beraten
- Moderationen und Präsentationen gestalten
Fachmodul IV
Sich selbst und andere erfahren (128 Stunden)
- In psychiatrischen Teams zusammenarbeiten
- Pflegerisches Handeln reflektieren
- Gruppenprozesse wahrnehmen und steuern
Fachmodul V
Professionell handeln in komplexen Pflegesituationen in der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (168 Stunden)
- Kennen psychologische, psychiatrische und psychosomatische Grundlagen und Erklärungsmodelle für die Pflege
- Pflegen und intervenieren in psychiatrischen und psychosomatischen Krisensituationen
- Psychiatrische und psychosomatische Phänomene im pflegerischen Handeln erfassen
- Im Behandlungssetting der Forensischen Psychiatrie professionell pflegen
- Pflegen und erziehen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Gerontopsychiatrisch erkrankte Patienten professionell pflegen
- Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen professionell pflegen
- Im Behandlungssetting Psychosomatik und Psychotherapie professionell pflegen
Einsätze
Abzuleistende Pflichteinsätze:
Mindestens dreimal 300 Stunden in einem der folgenden Einsatzbereichen:
- Allgemeine Psychiatrie mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Betten in der Forensischen Psychiatrie können entsprechend berücksichtigt werden)
- Psychosomatik/Psychotherapie
- Abhängigkeitserkrankungen (Betten in der Forensischen Psychiatrie können entsprechend berücksichtigt werden)
- Gerontopsychiatrie
- Kinder- und Jugendpsychiatrie
+ Mindestens 300 Stunden in tagesklinischen und / oder psychiatrisch-ambulanten Institutionen
+ Mindestens 300 Stunden in Einsatzbereichen
- der komplementären Dienste und / oder
- in psychosozialen Einrichtungen in extramuralen / außerklinischen Institutionen
- im psychiatrischen / psychosomatischen / psychotherapeutischen Kontext
Wahlpflichteinsatzbereiche:
Die verbleibende Zeit ist verbindlich auf weitere der vorgenannten psychiatrischen, psychosomatischen, psychotherapeutischen, stationären und / oder teilstationären, ambulanten und komplementären Einsatzbereichen / Institutionen zu verteilen.
Abschluss
Die Weiterbildung endet mit einer Abschlussprüfung. Sie besteht aus einer mündlichen Prüfung, die sich an den Inhalten der Lehrveranstaltungen der Basis- sowie Fachmodule orientiert, sowie einer praktischen Abschlussprüfung. Bei dieser muss die Pflege eines Patienten gemäß den Zielsetzungen der Weiterbildung geplant, organisiert, durchgeführt, begründen und evaluiert werden. Bei erfolgreichem Bestehen erhalten Sie ein von der BKG/DKG bestätigtes Zeugnis.
Voraussetzungen zur Teilnahme
Zur Teilnahme an der Weiterbildung benötigen Sie eine abgeschlossene Berufsausbildung als
- (Kinder-) Gesundheits- und Krankenpfleger:in
- Altenpfleger:in
Zusätzlich müssen Sie mindestens sechs Monate im Fachgebiet der psychiatrischen Pflege tätig sein.
Anmeldung
Möchten Sie sich bewerben? Dann senden Sie uns bitte folgende Unterlagen zu:
- Motivationsschreiben und Lebenslauf
- Ausbildungszeugnis und Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung
- weitere Qualifikationsnachweise (z.B. Weiterbildung Praxisanleitung)
Ihre Bewerbung richten Sie an:
An
Klinikum Ingolstadt GmbH
Fort- und Weiterbildung
z. Hd. Michael Frey
Krumenauerstr. 25
85049 Ingolstadt
oder als PDF per E-Mail.
Gebühren: 6.000 Euro inkl. Prüfungsgebühr