Magenchirurgie
Diese Seite dient der Information von Patienten und niedergelassenen Kollegen. Sie soll eine Übersicht und eine Darstellung der wesentlichen Erkrankungen des Magens aus der Sicht der Chirurgie bieten. Diese Kurzinformation ersetzt selbstverständlich nicht das persönliche Gespräch des Patienten mit seinem behandelnden Arzt. Zur Beantwortung von Fragen stehen Ihnen jederzeit die Mitarbeiter unserer Klinik zur Verfügung.
Jährlich erkranken ca. 20.000 Menschen in Deutschland an Magenkrebs, wobei Männer doppelt so häufig betroffen sind als Frauen.
Magenkarzinome treten überwiegend jenseits des 40sten Lebensjahres auf. Es können aber auch 20 bis 30-jährige betroffen sein, bei denen die Krebserkrankung häufig zu spät diagnostiziert wird, weil man ein Magenkarzinom in diesem Alter nicht vermutet. Ein Magenkarzinom verursacht im Frühstadium leider keine krebsspezifischen Beschwerden. Jedoch sind gerade in diesem Stadium die Behandlungsaussichten vergleichsweise sehr gut. Die Fünfjahres- Überlebensrate im Frühstadium beträgt mehr als 95 %. In späteren Stadien, wenn stärkere Symptome und Gewichtsverlust auftreten, ist etwa die Hälfte der Magenkarzinome nicht mehr operabel.
Es gibt eine ganze Reihe von Risikofaktoren, welche die Entstehung eines bösartigen Magentumors begünstigen können. Neben Rauchen und übermäßigem Alkoholgenuss zählt als ungesunde Ernährungsangewohnheit der häufige Verzehr stark gesalzener Lebensmittel, wie gegrillte, geräucherte und gepökelte Speisen. Ihre darin enthaltenen Nitrat- und Nitritsalze werden im Organismus in Nitrosamin umgewandelt. Diese sind krebserregend. Etwa 5 % der Magenpolypen (gutartige Wucherungen der drüsigen Schleimhaut) entarten bösartig. Eine Teilentfernung des Magens wegen eines früheren Magengeschwüres gilt als Magenkarzinomrisiko. Insbesondere 10 Jahre nach einer sogenannten Billroth-Resektion, sollte eine regelmäßige Spiegelung zur Kontrolle erfolgen. Eine ganz besonders wichtige Rolle spielen chronische Magenschleimhautentzündungen, die durch das bei Magengeschwüren häufig auftretende Bakterium Helicobacter pylori verursacht sein kann. Etwa 60 – 80 % aller Magenkarzinome entstehen durch diesen Keim und durch falsche Ernährungsgewohnheiten. Bösartige Tumoren des Magens entwickeln sich meistens an der Schleimhautoberfläche. In 95 % der Fälle geht der Tumor vom Drüsengewebe an der Schleimhautoberfläche aus. Ein fortgeschrittener Magentumor kann zur Magenblutung und in seltenen Fällen zu einem Magendurchbruch führen, außerdem kann der Tumor die Magenentleerung blockieren, in benachbarte Organe einwachsen oder über das Blut Tochtergeschwülste (Metastasen) in Leber, Knochen und Lunge bilden.
Das Magenkarzinom macht sich leider erst richtig bemerkbar, wenn die Heilungschancen deutlich vermindert sind. Deshalb sollte man bei Beschwerden im Oberbauch möglichst bald einen Arzt aufsuchen, um eine endoskopische Untersuchung des Magens durchführen zu lassen. Dies gilt insbesondere dann, wenn man einen sogenannten empfindlichen Magen hat oder gegen verschiedene Speisen eine Abneigung verspürt oder wenn plötzlich manche Nahrungsmittel nicht mehr vertragen werden. Druck und Völlegefühl, Übelkeit, Aufstoßen, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Schmerzen können Anzeichen für Magenkrebs sein. Je früher eine Magenkrebserkrankung entdeckt wird, um so größer sind die Heilungschancen. Frühstadien einer Magenkrebserkrankungen lassen sich nur durch Magenspielgelungen mit dem Endoskop (Gastroskopie) entdecken. Die Diagnose erfolgt durch Gewebeentnahme und anschließende mikroskopische Untersuchung. Außerdem kann eine Röntgenuntersuchung des Magen-Darm-Traktes mit Kontrastmittel erfolgen. Heutzutage führt man jedoch meistens eine Spiegelung (Gastroskopie) des oberen Gastrointestinaltraktes durch.
Meist sind Beschwerden in der Magenregion lange Zeit kaum wahrnehmbar oder gar nicht vorhanden bzw. werden wegen ihrer Geringgradigkeit ignoriert. Häufig werden von den Patienten Ernährungsfehler für evtl. Magenbeschwerden mit Druckgefühl im Oberbauch verantwortlich gemacht. Ein Neuauftreten von Unverträglichkeit von Kaffee, Obst, Alkohol, insbesondere von Wein und Sekt, sowie eine Abneigung gegen Fleisch und zunehmende Appetitlosigkeit sind typische Beschwerden. Obgleich diese Beschwerden leicht harmlose Ursachen haben, sollte bei Anhalten über 8 Wochen trotz Therapie und geregelter Lebensführung, besonders bei Vorliegen von Risikofaktoren, ein Magenkarzinom durch eine entsprechende Untersuchung (Endoskopie) ausgeschlossen werden.
Ein Magenkarzinom kann eine Magenblutung auslösen. Bei stärkerem Blutaustritt aus dem Magen kann es zur Schwarzfärbung des Stuhlgangs oder zu Erbrechen von dunklem Blut kommen. Bei im Bereich des Magenausgangs gelegenen Tumoren kann die Nahrungspassage in den Dünndarm behindert werden. Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen sind die Folgen. Nach Erbrechen, evtl. auch von Nahrungsresten vom Vortag, tritt vorübergehend Erleichterung ein, das Druckgefühl verschwindet. Außerdem können ungewollte Gewichtsabnahmen, Blutarmut (Anämie), Schluckbeschwerden, Leistungsknick oder leicht erhöhte Körpertemperatur auftreten. Bei fortgeschrittenem großen Tumor, insbesondere bei schlanken Patienten, kann dieser mitunter getastet werden. Sodbrennen kann durch Rückfluss von Magensäure oder Nahrungsbrei in Speiseröhre entstehen, wenn der Weitertransport der Nahrung zum Darm behindert ist. In seltenen Fällen ist die Lymphknotenmetastasierung in der Schlüsselbeingrube tastbar.
Wenn ein bösartiger Tumor des Magens diagnostiziert wurde sind eine Reihe weiterer Untersuchungen notwendig, die Informationen über die Ausdehnung des Tumors geben. Dies ist insbesondere für die Planung einer Operation notwendig. Diese Untersuchungen umfassen eine Computertomographie des Abdomens, eine Magenspiegelung, eine histologische Untersuchung des Tumorgewebes, eine endoskopische Ultraschalluntersuchung ähnlich einer Magenspiegelung mit Vorschieben eines Schallkopfes direkt in den Magen, um die Magenwand und benachbarte Lymphknoten besser beurteilen zu können.
Grundsätzlich gibt es folgende Behandlungsmöglichkeiten:
Operation
Wenn es nötig ist, wird meist der gesamte Magen einschließlich eines kleinen Teils des Zwölffingerdarms und der umliegenden Lymphknoten entfernt. In Fällen, in denen der Tumor in der Nähe des Mageneingangs (Kardia) liegt, muß auch ein Teil der Speiseröhre mit entfernt werden. Bei kleinen sehr begrenzten Tumoren kann auch eine Teilentfernung des Magens ausreichen. Dies ist jedoch erst nach Gewinnung einer Histologie zu beurteilen. Aus Dünndarmanteilen kann dann ein Ersatzmagen (Pouch) gebildet werden, der diese Reservoirfunktion des Magens teilweise übernimmt. Oder (häufigstes Verfahren) die Speiseröhre wird direkt mit einem Teilstück des Dünndarmes verbunden.
Chemotherapie
Die Chemotherapie dient bei ausgedehnten Tumoren dazu, vor der Operation den Tumor zu verkleinern um ihn anschließend komplett operieren zu können. Dieses Verfahren ist jedoch nur in Studien etabliert. Prinzipiell ist eine Operation zur Zeit die einzige Therapie mit einer Aussicht auf Heilung. Darüber hinaus kommt sie auch bei fortgeschrittenem Tumoren zum Einsatz um die Beschwerden zu lindern und das Tumorwachstum zumindest für einen begrenzten Zeitraum unter Kontrolle zu halten. Bei metastasierten Magenkarzinomen mit nicht resektablem Befall von Leber oder Lunge kann auch die alleinige Chemotherapie sinnvoll sein.
Bestrahlung
Die Effektivität der Bestrahlung eines Magenkarzinoms ist noch nicht gesichert. Umgebenes Gewebe ist sehr strahlenempfindlich und kann somit auch mitgeschädigt werden.
Postoperative Nachsorge
Ist ein operativer Eingriff des Magens durchgeführt worden, kann es zu Vitaminmangel, insbesondere an Vitamin B12 kommen. Deshalb sind in regelmäßigen Abständen Vitamine zu substituieren (intramuskulär in einem Abstand von drei Monaten). Ist eine Operation durchgeführt worden, sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen (Computertomographie, Sonographie und Magenspiegelung) notwendig.
TNM-Klassifikation
T: Primärtumor
Tis: Karzinoma in situ. Dass heißt der Krebs ist auf die Schleimhautoberfläche beschränkt. Dieses Stadium metastasiert noch nicht
T1: Tumorinvasion bis in die Muscularis propria
T2: Tumorinvasion bis in die Muscularis
T3: Tumorinvasion bis in die Serosa ohne benachbarte Organe oder Strukturen
T4: Einwachsen des Tumors in einzelne Strukturen (z. B. Milz, Dickdarm, Colon transversum, Leber, Zwerchfell, Bauchspeicheldrüse, Pankreas, Bauchwand, Niere, Nebenniere, Dünndarm)
N: Lymphknotenbefall
N0: Keine Lymphknoten befallen
N1: Befall von Lymphknoten innerhalb von 3 cm vom Tumorrand (Compartment 1)
N2: Befall von Lymphknoten, welche mehr als 3 cm vom Tumorrand entfernt sind entlang der regionalen Arterien (A. gastrica sinistra, A. lienalis, A. hepatica communis (Compartment 2))
M: Fernmetastasen
M0: Keine Fernmetastasen
M1: Fernmetastasen vorhanden, Lymphknotenbefall des Compartment 3 (retropankreatisch, paraösophageal, paraaortal) zählen als Fernmetastasen
Einteilung von Magenkrebs nach der Wachstumsform
Außer der TNM-Klassifikation wird beim Magenkrebs die Lauren-Klassifikation angewendet. Diese unterscheidet:
Intestinaler Typ: Der Krebs wächst Pilzförmig (polypös) in das Magenlumen vor und ist gut begrenzt. Dieser Typ hat eine bessere Prognose.
Diffuser Typ: Der Krebs wächst in der Magenwand und ist schlecht begrenzt. Die Prognose ist wegen früher Metastasierung ungünstig. Die submucöse Ausdehnung ist häufig nicht klar zu begrenzen.
Mischtyp: Der Krebs wächst sowohl in Richtung Magenlumen als auch seitwärts in der Magenwand vor.
Die Einteilung der Tumorzellen erfolgt nach dem mikoskopischen Bild gemäß dem internationalen WHO-Schema.
Eine Sonderstellung bei den bösartigen Tumoren des Magens nehmen die maligne Lymphome, auch als Malt-Lymphome bezeichnet, ein. Dabei handelt es sich um lokal bösartig entartetes Lymphgewebe.
Lymphknoten
Die Ausbreitung in Lymphknoten erfolgt bevorzugt in drei Kompartimente. Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose haben bereits 70 % der Patienten Lymphknotenmetastasen.
Hämatogene Metastasierung
Die Ausbreitung der Magenkrebszellen mit Absiedlungen von Tochtergeschwüren (Metastasen) über die Blutbahn erfolgt vor allem in Leber, Lunge und Knochen.
Metastasierung per continuitatem
Weitere Absiedlungen können durch Einwachsen des Tumors auch Nachbarorgane wie Speiseröhre (Ösophagus), Zwölffingerdarm (Duodenum), Dickdarm (Colon), Bauchspeicheldrüse (Pankreas) betreffen. Das Ablösen von Tumorzellen an der Außenseite der Magenwand kann zu Tumorausbreitung auf das Bauchfell (Peritonealkarzinom) mit Absonderung von reichlich Flüssigkeit in die Bauchhöhle (Aszites) sowie zur Bildung von Abtropfmetastasen auf den Eierstöcken, den so genannten Krukenberg-Tumoren, oder im Douglasraum (tiefste Stelle im Becken) führen.
Andere Erkrankungen, welche gleiche oder ähnliche Symptome wie ein Magenkarzinom verursachen können sind insbesondere die Ulkuskrankheit, also ein gutartiger Defekt in der Magenschleimhautoberfläche, außerdem die Refluxkrankheit mit Sodbrennen durch das Zurücklaufen von Nahrungsbrei, oder Erkrankungen an den Gallenwegen, der Leber, der Bauchspeicheldrüse und das Reizmagensyndrom als eine Funktionsstörung des Magens mit Druck- oder Völlegefühl.