Der diabetische Fuß
Der diabetische Fuß und seine Komplikationen (Fußgeschwür – Ulcus) sind in Deutschland die häufigste Ursache für eine Amputation am Bein und am Fuß.
Während die Mehrzahl von Geschwüren oberhalb des Knöchels venöse Ursachen hat, haben Fußgeschwüre (sog. Fußulcera) schlagaderseitig (arteriell) und durch Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) bedingte Gründe. (s. folgende Grafik)
Während eine kritische Durchblutungsstörung einen deutlichen Risikofaktor für das Nichtabheilen eines diabetischen Ulcus darstellt, spielt diese bei der Entstehung nicht die Hauptrolle.
Man schätzt, dass 15% der Menschen mit Diabetes (Zuckerkrankheit) im Laufe ihres Lebens ein Fußgeschwür bekommen und etwa 14 bis 24% der Patienten mit Fußgeschwür eine Amputation benötigen. Bis zu 85% der Amputationen könnten durch Früherkennung und entsprechende Behandlung vermieden werden!
Wie entsteht ein diabetischer Fuß?
Risikofaktoren für die Entstehung schließen den diabetischen Nervenschaden (sog. periphere Neuropathie), der zu einem gefühllosen und schmerzunempfindlichen Fuß führt und strukturelle Fußdeformitäten ein. Die Neuropathie führt aber nicht nur zu Gefühllosigkeit, sie kann auch eine verminderte Schweißbildung und rissige Haut zur Folge haben.
Strukturelle Fußdeformitäten und damit für die Geschwürsbildung empfindliche Druckpunkte entstehen durch Schädigung der Bewegungsnerven und eingeschränkte Beweglichkeit in den kleinen Gelenken des Fußes. Der häufigste Entstehungsweg ist also der Verlust der schützenden Gefühlsempfindung in Verbindung mit durch Fußdeformierung entstandenen Druckpunkten und wiederholte Belastungen des Fußes.
An welchen Stellen des Fußes entstehen die Geschwüre (Ulcera)?
Die häufigste Lokalisation ist die Fußsohle, was folgende Grafik veranschaulicht.
Wie behandelt man den diabetischen Fuß?
Bei der Behandlung des diabetischen Fußes ist das Zusammenwirken verschiedener medizinischer Fachgebiete zwingend erforderlich.
Zunächst ist auf eine gute Einstellung des Blutzuckers mit Diät und entsprechenden Medikamenten, bis hin zum Insulin, zu achten. Hier sind besonders die Hausärzte und sog. Diabetologen, also auf Behandlung des Diabetes mellitus spezialisierte Fachärzte zu nennen.
Besteht bereits eine Veränderung am Fuß mit Geschwürbildung oder gar Entzündung wird oft der Gefäßchirurg hinzugezogen, der zusätzlich zur lokalen und systemischen (z. B. Antibiotika) Behandlung des Geschwüres ggf. auch vorhandene Durchblutungsstörungen mit entsprechenden Untersuchungen (Ultraschall, Angiografie) abklärt und diese dann auch entsprechend behandelt.
Die Therapie kann hier zusätzlich zu der bereits erwähnten antibiotischen Behandlung die Infusionbehandlung mit durchblutungsfördernden Medikamenten und die Beseitigung von Gefäßverschlüssen mittels Ballonaufweitung (Katheterangioplastie – PTA) oder Bypassoperationen umfassen.
Gerade beim diabetischen Fuß spielen vorbeugende Maßnahmen im Sinne einer sorgfältigen Fußpflege seitens des Patienten oder seitens medizinischer Fußpflegeeinrichtungen eine besondere Rolle. Die Bedeutung der Druckverteilung an der Fußsohle bei der Entstehung von Geschwüren wurde bereits oben erwähnt. Ist es zu einer Fußdeformierung gekommen, muss der Patient mit einer orthopädischen Schuhanfertigung versorgt werden.
Eine solche Maßanfertigung ist in der Regel auch erforderlich, falls im Verlauf der Erkrankung eine Amputation am Fuß vorgenommen werden musste. Auch sind in manchen Fällen orthopädische Umstellungsoperationen im Fußbereich von Nöten, um eine dauerhafte Abheilung zu erreichen
Im Klinikum Ingolstadt stehen dem Patienten mit diabetischem Fußsyndrom eine Vielzahl von Spezialisten zur Verfügung, die eng zum Wohle des Patienten zusammenarbeiten.
Die Medizinische Klinik II (Direktor: Prof. Dr. Menzel) beschäftigt sich mit der Erkennung und Behandlung des Diabetes mellitus und seiner Folgeerkrankungen und hilft dem Patienten bei der Einstellung des Blutzuckers durch Schulungen und Diätberatungen.
Unsere Klinik (Gefäßchirurgische Klinik) behandelt schwerpunktmäßig (durchblutungsbedingte) Komplikationen der Zuckererkrankung, wie zum Beispiel den diabetischen Fuß, aber auch Gefäßveränderungen, die noch nicht zu Geschwürsbildung oder zum Absterben von Zehen geführt haben. Hier besteht auch eine enge Kooperation mit dem Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie (Direktor: Prof. Dr. Dierk Vorwerk) insbesondere bei der Katheterbehandlung von Gefäßeinengungen.
Trotz aller ärztlichen Bemühungen kann leider nicht immer – insbesondere bei schweren, aufsteigenden Infektionen oder bei fehlender Möglichkeit zur Durchblutungsverbesserung – eine höhere Amputation unterhalb oder oberhalb des Kniegelenkes vermieden werden.
In dieser für den Patienten und seine Angehörigen oft sehr belastenden Situation steht ein engagiertes Team von Ärzten und Psychologen in enger Zusammenarbeit mit unserem Sozialdienst und Rehabilitationseinrichtungen zur Verfügung. Ziel der Behandlung ist hier der weitestgehende Erhalt der Mobilität des Patienten, wenn möglich mit prothetischer Versorgung und das Zurechtfinden in der gewohnten häuslichen Umgebung nach erfolgreicher Rehabilitationsbehandlung.