Leistungsangebot:
Im Routinelabor werden alle Laboraufträge an das Labor angenommen und für die weitere Analytik vorbereitet. Selbst analysiert es ca. 400 Laborparameter zumeist mit Hilfe hochautomatisierter Methoden zeitnah. So entstehen mehr als 10’000 Laborergebnisse täglich, 40% davon als Notfalluntersuchung, also innerhalb einer Stunde, an sieben Tagen in der Woche, rund um die Uhr.
Dabei werden mehr als 2,2 Mio. Analysen durchgeführt, entsprechend mehr als 100.000 pro MTLA. Umgerechnet auf einen Patienten werden ca. 40 Analysen durchgeführt bzw. ca. fünf Analysen pro Pflegetag.
Die zunächst hoch anmutende Zahl von 2,2 Mio. Aufträgen reduziert sich bei Betrachtung eines einzelnen Patienten rasch zu einer kleinen überschaubaren Zahl von Analyseleistungen. Dies zeigt, wie effizient die Labordiagnostik ist, wenn man bedenkt, dass es nicht nur um die Diagnosefindung, sondern auch um die Kontrolle des Therapieverlaufes geht. Das unterstreicht auch die ökonomische Seite: Mit weniger als 10 Euro pro Pflegetag wird ein Patient rund um die Uhr mit allen Laborleistungen versorgt.
Das aktuelle Leistungsverzeichnis des Instituts für Laboratoriumsmedizin mit allen Untersuchungsgebieten, den dort angewandten Untersuchungsarten und deren Analyten sowie den dazugehörigen Untersuchungstechniken liegt am INFO-POINT des Klinikums im Eingangsbereich aus. Es kann öffentlich eingesehen werden und unterliegt der ständigen Kontrolle. Bei Änderungen wird umgehend eine neue Version ausgedruckt und ausgelegt.
Im Bereich der Hämatologie liefern Blutzellzählungen, Messungen des Hämoglobingehaltes etc. sowie cytologisch-morphologische Zelldifferenzierungen im Blut- und Knochenmark wichtige Informationen für die Diagnostik hämatologischer und onkologischer Erkrankungen. Vielfach werden automatische Zellzählgeräte eingesetzt, die eine Vielzahl von Blutzellen erkennen können. Trotzdem bleibt es nicht erspart, auch die Blutzellen mikroskopisch zu differenzieren. Die zunehmend komplexen Untersuchungen im Rahmen der Leukämie- und Lymphomdiagnostik werden in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der II. Medizinischen Klinik betreut. Dies erlaubt eine zeitnahe und kompetente Interpretation der Befunde.
Die Untersuchungen in der Hämostaseologie (Blutgerinnung) geben Hinweise über die Funktion des Blutgerinnungssystems. Hier werden mittels globaler Testverfahren, der Bestimmung von Einzelfaktoren des Gerinnungs- und Fibrinolysesystems sowie molekulargenetischer Verfahren die Ursachen von Blutungs- oder Thromboseneigung und anderen Störungen des Gerinnungssystems aufgeklärt. Die Diagnostik der Thrombophilie (die Neigung, Thrombosen zu bilden) wird mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) durchgeführt.
Im Bereich der Klinischen Chemie werden durch die Analytik krankheitsbezogener Messgrößen wie z. B. Enzyme, Metabolite, Proteine, Lipide u. v. a. die pathobiochemischen Ursachen oder Folgen von Krankheiten unter Einbeziehung von biochemischen und immunologischen Methoden, welche zum größten Teil mit Analysenautomaten abgearbeitet werden, aufgeklärt.
Dem Bedürfnis der behandelnden Ärzte, eine laufende Kontrolle der medikamentösen Therapie (z. B. Antiepileptika, Antibiotika, Hormone etc.) zu erhalten (sog. therapeutisches drug monitoring (TDM)), wird durch die Bestimmung der Pharmakaspiegel im Blut Rechnung getragen. Ebenso werden toxikologische Untersuchungen mittels aufwändiger chromatografischer Verfahren (HPLC s. Bild) durchgeführt.
Zum weiteren Bereich der Spezialuntersuchungen in der klinischen Chemie zählen Untersuchungen des Hormonstatus (Endokrinologie), Liquoruntersuchungen auf entzündliche Erkrankungen, Untersuchungen von Tumormarkern für die Bewertung und Verlaufskontrolle karzinomatöser Erkrankungen u. v. m.
Die Urindiagnostik hilft Nieren- und Blasenerkrankungen zu erkennen, aber auch Stoffwechselerkrankungen, bei denen pathologische Metabolite mit dem Harn ausgeschieden werden. Das Labor verfügt über eines der modernsten Analysesysteme zur qualitativen und quantitativen Urindiagnostik.
Antibiotikaresistente Bakterien stellen eine zunehmende Herausforderung für die moderne Medizin dar. Um infizierte Patienten erfolgreich behandeln zu können, ist nicht nur eine klare Diagnose vorhandener Erreger, sondern auch die Bestimmung eventuell auftretender Resistenzen nötig. Mikroorganismen passen sich extrem erfolgreich neuen Bedingungen an und stellen Mikrobiologen wie Kliniker vor immer neue Herausforderungen.
Somit hat das mikrobiologische Labor zwei wesentliche Funktionen im Krankenhaus:
- die Diagnose der Infektion eines einzelnen Patienten im Rahmen seiner unmittelbaren Erkrankung und kurativen Versorgung (eine rasche und präzise Diagnostik trägt erheblich zur Ausbreitungsverminderung der Mikroorganismen bei (Prävention der Hospital associated infections))
- Unterstützung bei der Prävention und Bekämpfung von Hospitalinfektionen und Wahrnehmung von Hygiene- und Hygienekontrolluntersuchungen;
Je früher ein Patient diagnostiziert und therapiert wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung der Infektionserreger
Die Mikrobiologie umfasst ein großes Aufgabengebiet mit hoher Verantwortung für den Patienten.
- Erstellung von Anleitungen für die Probengewinnung
- Möglichst schnelle Testung auf pathogene Erreger
- Richtige Identifizierung von Erregern und Empfindlichkeitstestungen
- Erstellung von mikrobiologischen Befundberichten einschließlich Interpretation
- Führen von periodischen Statistiken über Erregerhäufigkeit und Resistenzen
- Erkennen von Ausbrüchen und Identifizieren von Übertragungsquellen
- Durchführung von Screeninguntersuchungen bei Risikopatienten
- Molekulares Typisieren von Problemerregern
- Verwaltung und Lagerung von Problemkeimen, Führen einer Stammsammlung
- Personal- und Umgebungsuntersuchungen im Fall von Ausbruchssituationen
Dabei bedient sich das mikrobiologische Labor modernster Analyseverfahren:
Neben den klassischen biochemischen Verfahren zur Identifizierung der Bakterien kommt seit diesem Jahr eine ganz neue physikalischeTechnologie zum Einsatz: MALDI-TOF . MALDI-TOF dient zur Analyse großer Moleküle und (Bio-)Polymere wie auch Bakterien. Hier werden die Moleküle in einem ersten Schritt (“MALDI”, Matrix-unterstützte Laser-Desorption/Ionisation) ionisiert und dann mittels Massenspektroskopie (“TOF“, engl. time of flight) analysiert. Dieses Verfahren beschleunigt die Identifizierung der Bakterien und macht sie sicherer.
Hinzugekommen sind auch eine Reihe von molekularbiologischen Verfahren, welche mit gutem Erfolg bei der Aufklärung der Resistenzmechanismen der Bakterien eingestzt werden. Das Institut betreibt auch ein Sicherheitslabor zur Tuberkulosediagnostik.
Hygienisch-bakteriologische Untersuchungen werden zur Unterstützung der Krankenhaushygiene durchgeführt. In Keimstatistiken wird die Häufigkeit des Vorkommens von Bakterienstämmen erfasst. Die Unterschiede in der Empfindlichkeit von Bakterienstämmen gegenüber Antibiotika werden ebenso auf Grund statistischer Erhebungen (Resistenzstatistik) dargestellt. Dadurch wird dem Kliniker die Grundlage für eine effiziente Antibiotika-Therapie gegeben.
Der Mikrobiologie ist der Bereich der Infektionsdiagnostik angegliedert. Dieser befasst sich mit der Aufklärung akuter und chronischer viraler und bakteriologischer Infektionen mit modernen serologischen, immunologischen und molekularbiologischen Verfahren (PCR).
Zum Institut für Laboratoriumsmedizin gehört ein immunhämatologisches Labor mit Blutdepot, das für das gesamte Klinikum und Partnerkrankenhäuser im 24h/365 Tage-Dienst für die Bereitstellung von Blutprodukten und die immunhämatologischen Abklärungen zuständig ist.
Im immunhämatologischen Labor und Blutdepot werden Blutgruppenbestimmungen, Antikörpersuchteste und Antikörperdifferenzierungen durchgeführt. Vor Bluttransfusionen werden Verträglichkeitsuntersuchungen (sog. Kreuzproben) zwischen dem Blut des Empfängers und jeder für ihn bereitgestellten Blutkonserve vorgenommen. Die Blutbestellung erfolgt wie alle Leistungsanforderungen elektronisch. Die Bereitstellung und Verfügbarkeit der Blutprodukte kann durch unser Laborinformationssystem jederzeit von den behandelnden Ärzten beauskunftet werden. Diese Möglichkeiten tragen erheblich zur Sicherheit der Patienten bei.
Das Klinikum betreibt seit Jahren in Zusammenarbeit mit dem Labor ein sog. Patient Blood Management (PBM), welches ein individuelles Behandlungskonzept zum rationalen Einsatz von Blutprodukten darstellt.
Beim PBM handelt sich um ein klinisches, multidisziplinäres, patientenzentriertes Konzept, das vorrangig die Behandlung oder Vermeidung von Anämie, die Reduktion des Blutverlustes und die Erhöhung der Anämietoleranz einschließt. Dieses wird mit sehr großem Erfolg in Zusammenarbeit mit der Anästhesie und den chirurgischen Kliniken betrieben (siehe Abb: Entwicklung des Blutkonservenverbrauchs von 2010 bis 2015). Erst nach der Ausschöpfung dieser therapeutischen Möglichkeiten wird die Transfusion Fremd-Blutprodukte in Betracht gezogen.
Das Labor trägt die Verantwortung für das gesamte Transfusionswesen im Klinikum und stellt den gesetzlich geforderten Transfusionsverantwortlichen.