Funktionsdiagnostik
Die Funktionsdiagnostik der Kardiologie umfasst unterschiedliche Methoden und Modalitäten zur Untersuchung und Darstellung des Herz-Kreislaufsystems. So können verschiedenste Erkrankungen diagnostiziert und geplante Eingriffe/Operationen vorbereitet werden.
Elektrokardiogramm (EKG)
Die Basisdiagnostik der Kardiologie ist das Elektrokardiogramm (EKG). Es zeichnet die elektrischen Vorgänge des Herzens auf, die während der Herztätigkeit entstehen. Die Auswertung ermöglicht vielfache Rückschlüsse auf die Funktion und den Zustand des Reizleitungssystems und des Herzmuskels. Die digitale Registrierung der Elektrokardiogramme in unserer Klinik erleichtert den Informationsaustausch zwischen den Kooperationspartnern und den unterschiedlichen Abteilungen des Klinikum Ingolstadt.
a)
b)
Das Bild illustriert das Elektrokardiogramm eines Patienten mit einer bestimmten Erkrankung (a) sowie das Kontroll-EKG bei gleichem Patienten nach erfolgreicher elektrophysiologischer Behandlung (b).
Echokardiografie
Einen Schwerpunkt stellt die Echokardiografie- die Ultraschalluntersuchung des Herzens- dar. Hiermit können die Funktion, die Größe, Wandbewegungen des Herzens sowie die Herzklappen ohne jegliche Strahlenbelastung mit Ultraschallwellen beurteilt werden.
Zur genaueren Untersuchung/Einschätzung der Klappenfunktion sowie -morphologie und Vorbereitung auf die interventionellen Klappeneingriffe („Clipping“) haben wir die Möglichkeit mittels einer transösophagealen Echokardiografie („Schluckultraschall“) 3D-Rekonstruktionen der Herzklappen anzufertigen. Auch kommt dieses Verfahren zum Ausschluss von Blutgerinnseln im Herzen vor der elektrischen Kardioversion oder den Ablationsbehandlungen (Verödung) bei Vorhofflimmern/Vorhofflattern zum Einsatz.
Das Bild illustriert eine durch Schluckultraschall (TEE) gesteuerte Prozedur zur Mitralklappenreparatur (Mitralklappen-Clipping)
Mit der Strain-Echokardiografie steht uns ein modernes Verfahren zur frühen Detektion struktureller Veränderungen am Herzen zur Verfügung.
Stress-Echokardiografie
Eine Stress-Echokardiografie dient der Detektion von Durchblutungsstörungen am Herzen. Verengungen der Herzkranzgefäße verursachen oft erst unter einer Belastungssituation Wandbewegungsstörungen des linken Ventrikels. Die Belastung für die Stress-Echokardiografie wird mit Medikamenten, die über die Vene appliziert werden, oder alternativ mit einem Fahrradergometer im Liegen durchgeführt. Ein minderdurchblutetes Areal präsentiert sich mit einer eingeschränkten Beweglichkeit und kann mittels Ultraschall detektiert und einem Gefäß zugeordnet werden. Im Falle eines auffälligen Befundes wird die Durchführung einer Herzkatheteruntersuchung geplant.
Ergometrie und Spiroergometrie
Sowohl die Ergometrie als auch die Spiroergometrie untersuchen die Reaktionen des Körpers auf physische Belastung mit einem Standfahrrad. Es erfolgt eine kontinuierliche Überwachung von Herzfrequenz, Blutdruck sowie eine EKG-Aufzeichnung.
Mit der Ergometrie können Hinweise auf die Verengung von Herzkranzgefäßen generiert und das Blutdruck- und Herzfrequenzverhalten unter Belastung untersucht werden.
Mit der Spiroergometrie werden zusätzlich die Atemgase über eine Maske gemessen, sodass eine Unterscheidung von herz- und lungenbedingter Luftnot möglich ist. Die Spiroergometrie gibt über die maximale Sauerstoffaufnahme des Körpers während der Belastung auch Auskunft über die individuelle Leistungsfähigkeit.
Langzeit-EKG und –Blutdruckmessung
Zur Detektion von Herzrhythmusstörungen oder Ermüdung des Reizleitungssystems des Herzens wird das Langzeit-EKG eingesetzt. Dies ermöglicht die Aufzeichnung der elektrischen Tätigkeit des Herzens über 24/48/72 Stunden bis zu 7 Tagen. Es werden mehrere Elektroden am Oberkörper aufgeklebt, die mit dem aufzeichnenden Gerät verbunden sind und für die Dauer der Aufzeichnung am Körper getragen werden. Mit einem Patientenprotokoll gelingt eine Korrelation von EKG und möglicherweise auftretender Beschwerden. Das Auslesen und die Auswertung erfolgt durch unsere Mitarbeiter*innen.
Mit der Langzeit-Blutdruckmessung kann mittels mehrfacher Messungen über den kompletten Tag das Blutdruckprofil sowohl tagsüber als auch nachts aufgezeichnet werden und so entsprechend medikamentös reagiert werden.
Telemedizinisches EKG
Dies wird gezielt bei PatientInnen mit Herzrasen oder Herzstolpern und vermuteten Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Die PatientInnen bekommen ein mobiles EKG-Gerät mit nach Hause und können bei Auftreten der Beschwerden ein EKG selbst aufzeichnen. Dies kann sofort zu uns übertragen und ausgewertet werden. Sollten hierbei Auffälligkeiten zu sehen sein, setzen wir uns umgehend mit den PatientInnen in Verbindung und entsprechende weitere Schritte können eingeleitet werden.
Knöchel-Arm-Index-Messungen
Die Messung des ABI (Knöchel-Arm-Index) wird bei Verdacht auf eine periphere Durchblutungsstörung eingesetzt und ist der erste Baustein der Diagnostik. Es erfolgt eine Blutdruckmessung an Armen und Knöcheln, woraus Rückschlüsse auf etwaige Engstellen gezogen werden können.
Ultraschalluntersuchungen der peripheren Gefäße (Arterien/Venen)
Arterielle und venöse Erkrankungen des Gefäßsystems (Aortenaneurysmata, Engstellen der Hals- oder Beingefäße, Engstellen der Nierenarterien, Venenthrombosen) können mittels Ultraschall- und Doppleruntersuchungen dargestellt, diagnostiziert und eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden.
Kardiale Computertomografie, Magnetresonanztomografie, Szintigrafie
Im Rahmen einer Kooperation mit dem Institut für Radiologie im Hause ist es uns möglich, kardiale Magnetresonanz- und Computertomografieuntersuchungen in höchster Qualität anzubieten.
Die Computertomografie und Magnetresonanztomografie des Herzen werden in der primären Diagnostik einer koronaren Herzerkrankung eingesetzt.
Die Kardio-CT-Untersuchung eignet sich besonders zur Darstellung der Koronargefäße oder aortokoronarer Bypässe bzw. zur Kalkscore-Messung. Damit kann schnell eine Koronare Herzerkrankung als Beschwerdeursache ausgeschlossen oder bestätigt werden. Die vorherige Diagnostizierung einer koronaren Herzerkrankung mittels Kardio-CT sowie die Beurteilung deren Ausprägung erlaubt eine bessere Planung einer in diesem Falle notwendigen Herzkatheteruntersuchung. Ebenso erfolgt die primäre Diagnostik einer Lungenarterienembolie sowie einer Aortendissektion (Gefäßeinriss der Hauptschlagader) mittels CT.
Das Kardio-MRT ermöglicht die Diagnostik von strukturellen oder entzündlichen Erkrankungen des Herzen ohne Röntgenstrahlenbelastung. Mit der Stress-MRT-Untersuchung ist es möglich, ähnlich zu einer Stress-Echokardiographie, minderdurchblutete Areale des Herzmuskels darzustellen. Durch Injektion eines speziellen Kontrastmittels können auch Narben nach einem stummen Herzinfarkt oder nach einer Herzmuskelentzündung festgestellt werden. Zusätzlich ist eine Darstellung des Ausmaßes des Infarktareals nach Herzinfarkt und eine genaue Bestimmung der Pumpleistung des Herzens möglich.
Die Myokardszintigrafie, welche von der Abteilung für Nuklearmedizin im Hause durchgeführt wird, wird als alternative Modalität zur Detektion durchblutungsrelevanter Engstellen der Herzkranzgefäße eingesetzt. Die Belastung erfolgt entweder medikamentös oder auf dem Fahrradergometer. Mit einer Detektionskamera werden nach Applikation eines schwach radioaktiv markierten Tracers die Durchblutung bzw. die minderdurchbluteten Areale des Herzmuskels dargestellt.
Schrittmacher- und Defibrillator-Kontrollen
In unserer Schrittmacherambulanz bieten wir Kontrollen von allen gängigen Schrittmacher-, Defibrillator- und kardialen Resynchronisationssystemen an. Hier erfolgen auch die postoperativen Kontrollen noch während Ihres stationären Aufenthaltes, ebenso wie die Schrittmacherumprogrammierung im Falle einer notwendigen Magnetresonanztomografie. Viele neue Defibrillator- und Schrittmacheraggregate bieten die Möglichkeit einer Fernabfrage, sodass wir auch eine telemedizinische Betreuung anbieten. Diese telemedizinische Überwachung erfolgt zudem, wenn Sie Träger eines Ereignisrekorders sind. Auch Patienten mit speziellen Schrittmacher- oder Defibrillatoren-Systemen, wie z.B. kabelloser Schrittmacher oder subkutane Defibrillatoren, werden in unserer Schrittmacherambulanz durch ein erfahrenes Team aus Rhythmologen betreut.