Brustfell, Erkrankungen
Etwa zwei Millionen Menschen jährlich leiden an einem malignen Pleuraerguss. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit einem metastasierenden Brust- oder Lungenkrebs. Doch was passiert bei einem Pleuraerguss?
Die Pleura besteht aus dem Lungenfell (Pleura viszeralis), das die Lungen umgibt und dem darüber liegenden Rippenfell (Pleura parietalis). Sammelt sich Flüssigkeit in dem Spalt zwischen Rippen- und Lungenfell, der Pleurahöhle, spricht man von einem Pleuraerguss.
Anatomie
Zwischen dem Rippenfell und dem Lungenfell befindet sich ein dünner Flüssigkeitssaum, der ein Gleiten der Lunge beim Ein- und Ausatmen ermöglicht. Sammelt sich hier vermehrt Flüssigkeit an, verliert die Lunge die Fähigkeit, sich beim Einatmen auszudehnen.
Je nach Ausmaß eines Pleuraergusses kann dieser nicht nur Ausdruck einer anderen Erkrankung sein, sondern durch Kompression der Lunge zu Störungen der Atemmechanik und Minderbelüftungen der unteren Lungenabschnitte führen. In diesen minderbelüfteten Arealen können sich leicht Bakterien vermehren, so dass es zu einer Lungenentzündung kommen kann. Aus diesen Gründen sollten Pleuraergüsse, die zu akuten Komplikationen führen, drainiert werden. Dies nicht zuletzt, um die Entwicklung eines Pleuraempyems, d.h. die Ansammlung von Eiter im Brustkorb, zu verhindern.
Ursachen und Risikofaktoren
Häufige Ursachen für einen Pleuraerguss können sein:
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz): Durch die reduzierte Pumpfunktion des Herzens sammelt sich Flüssigkeit in verschiedenen Körperhöhlen (Blutstau in den Kapillaren)
- Lungenentzündung oder Tumor: Vermehrte Durchlässigkeit der Kapillarwände
- Albuminmangel: Verminderter Proteingehalt im Blut
- Entzündungen im Bauchraum (Reaktiver Erguss)
- Leberzirrhose
- Lymphstau oder Leckage der Lymphbahnen im Thorax
Heilungschancen
Je nach Grunderkrankung ist ein Pleuraerguss in vielen Fällen behandelbar. Kleine Pleureergüsse bilden sich häufig von allein zurück. Bei größeren Pleuraergüssen kann die überschüssige Flüssigkeit aus dem Pleuraspalt abgesaugt werden. Zur Vermeidung einer erneuten Bildung eines Pleuraergusses kann unter Umständen auch eine Verklebung der Pleurablätter (Lungen- und Rippenfell) vorgenommen werden. Alternativ kann bei rezidivierenden, also wiederkehrenden Ergüssen auch eine Dauerdrainage angelegt werden, über welche auch zu Hause der Erguss dauerhaft abgeleitet werden kann.
Symptome
Das häufigste Symptom für einen Pleuraerguss ist die erschwerte Atmung. Kleinere Pleuraergüsse bleiben oft unbemerkt.
Untersuchung und Diagnose
Röntgenuntersuchung bei Verdacht auf Pleuraerguss
Im Röntgenbild zeigt sich durch die Flüssigkeitsansammlung eine deutliche Transparenzminderung der unteren Lungenabschnitte, das heißt, die Lunge lässt die Röntgenstrahlung an dieser Stelle weniger gut durch, wodurch das Röntgenbild an den betroffenen Stellen heller erscheint.
Ultraschalluntersuchung bei Verdacht auf Pleuraerguss
Eine der einfachsten und genausten Nachweismethoden für einen Pleuraerguss ist eine Ultraschalluntersuchung. Wenn die Ursache eines Pleuraergusses nicht durch die Krankenvorgeschichte nachzuvollziehen ist, beispielsweise bei bekannter Herzinsuffizienz, sollte eine Punktion des Ergusses durchgeführt werden. Dies ist Ultraschall-gesteuert unter Lokalanästhesie problemlos möglich.
– Computertomographie
Eine Besiedelung und Infektion des Pleuraspaltes durch Bakterien führt zu einer Eiteransammlung im Pleuraspalt. Diese wird auch als Pleuraempyem bezeichnet und ist in den meisten Fällen Ausdruck einer Lungenentzündung oder einer Tuberkulose. Es kann aber auch durch Perforation eines fortgeschrittenen Bronchialkarzinoms oder durch eine Verletzung der Speiseröhre zu einem Pleuraempyem kommen. Ein solcher Zustand sollte durch eine Computertomographie des Thorax weiter abgeklärt werden.
– Pleurapunktion
Der Nachweis von malignen Zellen im Pleurapunktat deutet auf einen malignen Tumor im Brustkorb hin. Hierbei kann es sich etwa um Metastasen eines anderen Primärtumors, um ein fortgeschrittenes Bronchialkarzinom oder um einen bösartigen Tumor der Pleura selbst, ein sogenanntes Pleuramesotheliom, handeln. Damit wird ein Tumor bezeichnet, der fast ausschließlich durch Asbestexposition hervorgerufen wird. Dieser Kontakt mit Asbest oder asbesthaltigen Materialien liegt in der Regel zwischen 20 bis 30 Jahre zurück und ist häufig beruflich bedingt gewesen. Eine Anerkennung als Berufskrankheit ist in solchen Fällen immer möglich.
Behandlung
Bei wiederauftretenden Pleuraergüssen, insbesondere von malignen Ergüssen, wird eine Pleurodese, also eine Verödung des Pleuraspaltes, angestrebt. Dabei wird das Lungen- mit dem Brustfell verklebt, um das erneute Auftreten von Flüssigkeits- oder Luftansammlungen zu verhindern. Alternativ kann auch eine Dauerdrainage eingebracht werden.
Infektionen der Pleura, ein sogenanntes Pleuraempyem, sollten in jedem Fall durch Drainage entlastet und antibiotisch behandelt werden. Die spezifische Therapie richtet sich jedoch nach dem Stadium der Infektion.
In der Frühphase sollte zusätzlich zur Entlastung eine regelmäßige Spülung des Pleuraraumes durchgeführt werden. Eine Gewinnung von Sekret für die Mikrobiologie sollte für eine gezielte Antibiose durchgeführt werden.
Wenn das Pleuraempyem erst in einem chronifizierten Spätstadium mit ausgeprägter Vernarbung und Verschwartung der Pleura diagnostiziert wird, die Erkrankung also bereits chronisch ist und sich eine Schwarte an der Pleura entwickelt hat, ist eine Operation notwendig. Die Verschwartung der Lunge führt zu einer „Fesselung“ der Lunge. Die Lunge kann sich beim Einatmen nicht mehr ausdehnen, sodass eine sinnvolle Belüftung nicht mehr möglich ist. Die OP wird, je nach Fall, offen oder schlüsselchirurgisch durchgeführt.
Rehabilitation und Nachsorge
Die Rehabilitation und Nachsorge ergeben sich aus der Grunderkrankung. In jedem Fall empfehlenswert sind Atemübungen, die zur maximalen Ausdehnung der Lunge beitragen können. Unser motiviertes Team an Atem- und Physiotherapeut*innen hilft Ihnen, diese Übungen zu erlernen und unterstützt diese ggf. durch den Einsatz von Trainingsgeräten. Diese Übungen können selbstständig von Zuhause aus durchgeführt werden.
Lebensqualität nach der Operation
Die Reduktion des Pleuraergusses führt in aller Regel unmittelbar zu einer Verbesserung der Atmung und damit zu einer deutlichen Verbesserung der Atemqualität. Jedoch kann eine Behandlung des Pleuraergusses alleine nicht immer die Grundkrankheit beeinflussen.