Schmerz- und Spastiktherapie
Sehr viele Erkrankungen gehen mit Schmerzen einher. Als Ursache schwerer und chronischer Schmerzzustände kommen unter anderem in Frage:
- Erkrankungen der Wirbelsäule (Degeneration, Verletzung)
- Tumorleiden
- Verletzung von peripheren Nerven (auch M. Sudeck)
- Gesichtsschmerzen
- Durchblutungsstörungen
- Spastik nach Schädelhirn- und Rückenmarksverletzung
- multiple Sklerose
In allen Fällen ist ein sogenanntes „Stufenschema” gefragt. Die Behandlung soll von einfacher zu differenzierter Therapie aufgebaut werden:
konservativ:
- medikamentös in steigender Dosierung
- in Kombination mit physikalischen Maßnahmen
- transkutane Stimulation (TENS)
invasiv:
- Stimulationsbehandlung
- epidurale Elektrostimulation
- periphere Nervenstimulation
- intradurale Gabe von Medikamenten
- über ein Reservoir mit äußerer Pumpe
- mit vollständig implantierter Pumpe
Bei dieser Methode wird entgegen der indirekten transkutanen (durch die Haut) Stimulation das Rückenmark direkt stimuliert. Dadurch kommt es zu einer zentralen Unterdrückung der Schmerzleitung direkt im Rückenmark oberhalb des Läsionsortes. Gleichzeitig beobachtet man eine Erweiterung der Arterien und dadurch eine Verbesserung der peripheren Durchblutung.
Die Stimulation ist daher geeignet therapieresistente Schmerzen nach Verletzungen, Degeneration, Wirbelsäulenoperationen (Postnukleotomiesyndrom), bei arteriellen Gefäßverschlusserkrankungen (AVK) aber auch bei Angina pectoris wesentlich zu bessern. Als erfreulicher Nebeneffekt wird die Durchblutung in den Beinen verbessert, so dass Geschwüre abheilen und oft Amputationen vermieden werden können.
Die Möglichkeit, Medikamente direkt in den Wirbelkanal einzubringen, erhöht deren Wirksamkeit ca. um das 100fache. Vorteil der direkten Applikation von Opiaten ist auch die Reduzierung von gefürchteten Nebenwirkungen. Zur gezielten Dosierung werden heute automatische, von außen programmierbare Pumpen implantiert. Diese erlauben dem Patienten wieder ein selbständiges Leben, da sie nur in größeren Zeiträumen gefüllt werden müssen.
Bei schweren spastischen Zuständen (Spastik) nach Hirnblutungen, Schädelhirntrauma, Sauerstoffmangel, multiple Sklerose kann über eine Pumpe Baclofen in den Wirbelkanal gegeben werden. So werden Verkrampfungen gelöst und Pflegemaßnahmen und physikalische Therapie wieder möglich. Diese Methode ist besonders auch bei Kindern mit Spastik erfolgreich.
Alle Therapieverfahren erfordern eine sehr intensive, langfristige und oft fachübergreifende Patientenbetreuung. Nur in enger Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen des Hauses, insbesondere der anästhesiologischen Schmerzambulanz, dem Institut für physikalische und rehabilitative Medizin, der Neurologie und der gefäßchirurgischen Abteilung und den niedergelassenen Ärzten wird dies gewährleistet.