Magenkrebs
Beim Magenkrebs (Magenkarzinom) handelt es sich um eine sehr aggressive bösartige Erkrankung, die frühzeitig in Lymphknoten und in das Bauchfell streuen kann. Gute Heilungschancen bestehen, wenn der Tumor frühzeitig diagnostiziert und vollständig entfernt werden kann. Meist wird die Erkrankung erst spät entdeckt, weil die Symptome eines Magenkarzinoms weitgehend unspezifisch sind.
Anatomie
Der Magen ist ein Hohlmuskel, der mit Schleimhaut ausgekleidet ist, und gehört zum Verdauungstrakt. Weil sich der Magen immer wieder zusammenzieht, wird das aufgenommene Essen mit Magensäure vermengt und zerkleinert. Dadurch entsteht ein Speisebrei, der zur weiteren Verdauung schubweise vom Magen in den Dünndarm transportiert wird. Entstehen in der Schleimhautschicht Lücken oder zu viel an Magensäure, dann wird der Magen selbst verdaut und es entstehen Geschwüre. Ihre Lage ist sehr häufig in der Nähe des Magenpförtners – davor oder dahinter.
Ursachen und Risikofaktoren
Klar definierte Risikofaktoren existieren in unseren Breiten nur wenige. Die chronische Infektion des Magens mit den Bakterien des Stammes Helicobacter pylori stellt eine Risikokonstellation dar, die antibiotisch behandelt werden kann. Zusätzlich können Entzündungen der Magenschleimhaut – auch unabhängig von Helicobacter pylori – die Krebsentstehung befördern: beispielsweise durch Nikotin, Alkohol, Nitrosamine (im gepökelten Fleisch). Da die Ursachen für Magentumore sehr gut untersucht sind, gibt es auch Hinweise auf ethnische, geschlechtspezifische, sozioökonomische und Blutgruppen-Abhängigkeit, die jedoch in unseren Breiten eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Heilungschancen
Wenn ein Magenkarzinom frühzeitig entdeckt wird, sind die Heilungschancen gut, allerdings wird die Diagnose oft erst gestellt, wenn die Tumore weit in die Wand eingewachsen sind und/oder bereits eine Beteiligung der Lymphknoten oder sogar eine Metastasierung am Bauchfell oder in der Leber vorliegt. Dann kann eine chirurgische Therapie allenfalls schwerwiegende Komplikationen wie Blutungen behandeln, in manchen Fällen schadet eine chirurgische Therapie sogar mehr als sie nutzen kann. Deswegen ist eine genaue Diagnose zur Abwägung der Behandlungsmöglichkeiten bei Magenkrebs so wichtig.
In nahezu allen Fällen, bei denen eine Operation durchgeführt werden soll, ist die Wirksamkeit einer vor der Operation vorzunehmenden (neoadjuvanten) Chemotherapie belegt. Diese Vorgehensweise bringt eine Verbesserung der Prognose.
Symptome
Die Symptome für Magenkrebs sind teils unspezifisch, teils auch alarmierend und beinhalten ungewollten Gewichtsverlust, dauerhafte Bauchschmerzen, Appetitmangel, Übelkeit, Erbrechen, Aufstoßen, schnelles Sättigungsgefühl, aber auch Bluterbrechen.
Untersuchung und Diagnose
Der effektivste Weg zur Diagnosesicherung ist die Magenspiegelung (Gastroskopie), bei der ein dünner Kunststoffschlauch mit Hilfe von Medikamenten geschluckt wird. Ob der Magentumor bereits in die Magenwand eingewachsen ist und ob Lymphknoten beteiligt sind, kann mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung vom Mageninneren aus geklärt werden. Für die Abklärung einer eventuellen Streuung oder als zusätzliche Diagnose einer Lymphknotenbeteiligung ist eine Computertomografie (CT) von Brustkorb und Bauch-/Beckenregion vor der Therapie erforderlich. Blutuntersuchungen im Zeitraum der Operation geben über die Tumormarker und den Stand der Blutarmut Auskunft.
Behandlung
Eine vorgeschaltete Chemotherapie ist oft Bestandteil der Behandlung. Die eigentliche Entfernung des Tumors durch die Operation ist sehr standardisiert und beinhaltet zumeist die Entfernung des kompletten Magens. In seltenen Ausnahmesituationen kann ein kleiner Magenanteil erhalten bleiben. Der Nutzen einer derartigen Variante ist allerdings begrenzt, da die Umstellung der Ernährung als Bestandteil der Therapie in beiden Situationen erforderlich ist
Beim klassischen Magenkarzinom werden folgende Subtypen unterschieden:
a) Intestinaler Typ: Der Krebs wächst pilzförmig (polypös) in die Magenschleimhaut vor und ist gut begrenzt. Dieser Krebstyp hat eine bessere Prognose. Aufgrund der klaren Abgrenzung ist bei ausreichendem Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe ein Magenteilerhalt möglich.
b) Diffuser Typ: Der Krebs wächst in der Magenwand und ist schlecht begrenzt. Die Prognose ist wegen früher Metastasierung ungünstig. Die Ausdehnung unter der Schleimhaut ist häufig nicht klar zu begrenzen, daher kann ein Sicherheitsabstand nicht definiert werden und der komplette Magen muss mit entfernt werden.
c) Mischtyp: Der Krebs wächst sowohl in Richtung Magenschleimhaut als auch seitwärts in der Magenwand vor.
Eine Sonderstellung bei den bösartigen Tumoren des Magens nehmen maligne Lymphome ein, auch als Malt-Lymphome bezeichnet. Dabei handelt es sich um lokal bösartig entartetes Lymphgewebe, welches einer medikamentösen Therapie bedarf. Nur frühe Stadien mit lokalen Komplikationen kommen für eine chirurgische Therapie in Frage.
Auch gastrointestinale Stroma-Tumore (GIST) des Magens sind eine Sonderform im Spektrum bösartiger Magentumore. Sie entspringen jedoch nicht der Schleimhaut, sondern dem Bindegewebe der Magenwand. Die Tumore bleiben ebenfalls oft lange unentdeckt, wachsen meist unter der Schleimhaut kugelig und infiltrieren spät und selten in benachbarte Organe. Allerdings können sie enorme Ausmaße erreichen, bis eine Symptomatik auftritt. Die Entfernung dieser Art von Tumoren kann sehr häufig minimal-invasiv erfolgen.
Rehabilitation und Nachsorge
In der Frühphase ist zur Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und dem Erhalt der körperlichen Fitness eine Rehabilitation zu empfehlen.
Für die Nachsorge nach Abschluss der eigentlichen Therapie existieren klare Empfehlungen für bestimmte Untersuchungen (Blutwerte, Bildgebung) in den entsprechenden Leitlinien.
Lebensqualität nach der Operation
Die Lebensqualität nach der Operation kann durch die veränderten Lebensgewohnheiten und auch durch das Wissen um die Erkrankung und damit verbundene Nachsorgepflicht verändert sein. Bei einer Überwindung der Erkrankung ist die Lebensqualität häufig positiv beeinflusst.