Hüftarthrose - Stehen bleiben ist keine Option
Einmal um den Erdball ist er in seinem Leben schon gelaufen. 38.000 Kilometer lang konnte er immer auf seinen Körper zählen. Doch Anfang letzten Jahres ging es nicht mehr: Ich konnte nicht mal mehr Treppen steigen“, erinnert sich Albert Wittmann, 69. Denn seine Hüften waren hinüber. „Jede Bewegung war nur noch unter Schmerzen möglich.” Albert Wittmann ist in Ingolstadt kein Unbekannter: Der frühere zweite Bürgermeister und Stadtratsmitglied war immer auf Achse – und ist es auch heute noch. Seit letztem Jahr ist der Altbürgermeister im klassischen Unruhestand – da passt eine kaputte Hüfte nicht rein.
Und so hat er sich nach fast drei Jahren mit Schmerzen dazu entschieden, sich am Klinikum Ingolstadt im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, untersuchen zu lassen. „Sie gehen auf der Felge“, hatte Prof. Wenzl, Direktor des Zentrums, damals mit der Röntgenaufnahme in der Hand zu ihm gesagt. „Da ist nicht mehr viel dazwischen.“ (Hinweis: Prof. Wenzl hat sich zum 1.7.2023 in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger ist Prof. Palm)
Die Diagnose
Prof. Michael Wenzl, Chefarzt des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie, erinnert sich noch gut an die Diagnostik: „Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich die typischen Zeichen eines schweren Verschleißes beider Hüftgelenke – eine so genannte Arthrose. Das führte zu Einschränkung der Beweglichkeit, zu Schmerzen – vor allem bei Drehbewegungen in den Hüftgelenken – und Stauchungsschmerzen. Auch die Röntgenaufnahmen zeigten alle Anzeichen des fortgeschrittenen Verschleißes mit Verschmälerung des Gelenkspaltes, Entrundung des Hüftkopfes und knöchernen Anbauten. Die Diagnose war klar.“
Wenn nur noch eine OP hilft
Durch die ständigen Schmerzen hatte sich Albert Wittmann über die Zeit eine Schonhaltung angewöhnt – das Knie wurde dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Und nach einem Skiunfall, bei dem er auch noch seine andere Hüfte verletzt hatte, war die Entscheidung endgültig gefallen. Eine Operation war unausweichlich. Dr. Markus Peyerl, Leiter der Sektion Orthopädische Chirurgie und Endoprothetik, hat zunächst mit der schmerzhafteren Seite begonnen – der rechten. „Eine gute Entscheidung“, weiß Wittmann heute. So war es ihm im letzten Sommer zumindest schon wieder möglich, Rad zu fahren und Golf zu spielen, wenn auch nur mit dem Golf Cart. Im November folgte dann die Operation der linken Hüfte. „Ich habe auf den Tag der OP hingefiebert wie eine hochschwangere Frau auf den Geburtstermin“, erinnert er sich lachend.
„Bereits nach drei Tagen habe ich keine Schmerzmittel mehr gebraucht. Nach einer Woche konnte ich in die Reha nach Bad Gögging entlassen werden“, erinnert sich Wittmann. „Der Übergang war nahtlos, der Sozialdienst des Klinikums hat das alles super organisiert. Die Pflegekräfte und Ärzte haben sich mit großer Hingabe um mich gekümmert“, erzählt er. „Von der Anästhesie bis zur Orthopädie war die Behandlung einfach perfekt.“ Doch die Operation hat natürlich auch ihre Spuren hinterlassen: „Meine Muskeln waren ganz schön beleidigt“, sagt er. „Die musste ich erst wieder nach und nach aufbauen.“ Da half es ihm sehr, dass er schon immer sportlich war.
„Viele meiner Bekannten hatten mir vorher dazu geraten, mich in Garmisch oder Regensburg operieren zu lassen“, erzählt er. „Ich bin so froh, dass ich mich für Ingolstadt entschieden habe. „Wieso woanders hin? Wir haben eine erstklassige Versorgung direkt vor der Haustür.“ Mit den neuen OP-Räumen sei das Klinikum perfekt ausgestattet. Nur eines bereut er: Dass er sich so lange gegen eine OP gewehrt hat. „Eine kaputte Hüfte lässt sich einfach nicht weg reden.“
Zurück mit neuer Lebensqualität
Mit den Operationen hat er nicht nur zwei neue Hüften, sondern auch seine alte, neue Lebensqualität zurückgewonnen: „Ich bin glücklich, dass ich beide Hüften habe operieren lassen.“ Noch ist er jung genug, um die Vorzüge der neuen Hüften voll und ganz ausschöpfen zu können. „Und ich bin fit genug, um meine Muskulatur wieder aufzubauen“, weiß er. „Denn ohne Training geht es nicht, man muss dran bleiben“. Noch heute macht er jeden Tag dreißig Minuten am Tag seine Übungen. Das bedeutet Schweiß und Disziplin.
Doch Albert Wittmann weiß, warum er sich anstrengt: „Ich will mein Leben wie vorher leben, ich will Radfahren, Golf spielen und Skifahren. Vom Joggen hat mir Prof. Wenzl abgeraten, deshalb steige ich jetzt auf Nordic Walking um. Ich bin in meinem Leben schon so viel gelaufen.“ Er vermutet, dass neben der altersbedingten Arthrose auch seine jahrelange intensive sportliche Aktivität zum Verschleiß der Hüftgelenke geführt haben könnte. Doch das lässt sich nur schwer belegen.
Häufige Ursachen einer Arthrose
Als häufigste Ursachen einer Arthrose in den Hüftgelenken nennt Prof. Wenzl: „Sie lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Nicht durch den Patienten beeinflusst werden können die anlagebedingten genetischen Faktoren, die zu einer erhöhten Belastung der Gelenke führen oder eine allgemeine Neigung zu Arthrosen. Aber auch Verletzungen oder Entzündungen können zu einer Arthrose führen.Die häufigsten Ursache, nämlich deutliches Übergewicht kombiniert mit Bewegungsmangel, können dagegen durch den Patienten sicher beeinflusst werden. Nur extreme sportliche Belastung bereits von frühester Jugend an kann zu Arthrosen führen, normale Freizeitsportaktivitäten allerdings kaum. Somit ist die beste Strategie zur Vermeidung von Arthrosen der Hüftgelenke regelmäßige sportliche Betätigung als Freizeitsportler und vor allem eine gesunde Ernährung bei Normalgewicht.“
Ohne Schmerzen in einen neuen Lebensabschnitt
„Das wichtigste ist Zeit“, weiß Wittmann. „Man muss dem Körper Zeit geben, sich nach den Operationen zu erholen. Es ist nicht in zwei Wochen getan und geht schon gar nicht von alleine.“ Mittlerweile steht er wieder mehrmals die Woche auf dem Golfplatz – nicht mit dem Golf Cart – sondern zu Fuß. Mit seiner Frau macht er regelmäßig Radtouren, und auch Nordic Walking hat sich für ihn zu einer guten Alternative zum Joggen entwickelt. Er ist zuversichtlich, dass er wieder zu seiner alten Stärke zurückfindet. Die Ärzte meinten, die neuen Hüften halten mindestens 50 Jahre“, sagt der 69-Jährige. „Mir würden 25 schon reichen.“
Ansprechpartner
Im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie werden Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates, d.h. von Knochen, Bändern, Gelenken und Muskeln, behandelt. Diese stellen heute schon einen erheblichen Faktor im Gesundheitswesen dar und werden in Zukunft in ihrer Bedeutung noch erheblich zunehmen. Dies liegt einerseits daran, dass die Bevölkerung immer älter wird und anderseits hochmobil bleibt und noch viele Mitbürger sich sportlich betätigen, wodurch natürlich auch die Unfallhäufigkeit zunimmt. Das Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie teilt sich in insgesamt fünf Sektionen und ein Wirbelsäulenzentrum auf.