„Ich habe ungefähr ein Jahr lang nicht mehr richtig geschlafen“
Dreifaches Babyglück im Klinikum Ingolstadt – eine Familie erzählt vom Leben mit Drillingen
Stefanie und Konrad Kirschner sind bereits Eltern eines zweijährigen Sohnes, als sie im Herbst 2018 erfahren, dass sie erneut Eltern werden. Die Vorfreude auf das Wunschkind ist riesig, doch bei einer der ersten Untersuchungen beim Frauenarzt stellt sich heraus: Ihr Sohn Noah bekommt nicht nur ein Geschwisterchen – sondern gleich drei auf einmal!
„Als der Frauenarzt so komisch auf den Bildschirm geschaut hat, gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf“, erzählt Stefanie Kirschner. „Stimmt etwas mit dem Baby nicht?“ Doch es kam alles ganz anders. Auf dem Bild war nicht nur ein pumpendes Herz, sondern gleich drei zu sehen. „Sie bekommen Drillinge“, verkündete der Arzt die frohe Botschaft. „Ich war so perplex, ich konnte erstmal gar nichts sagen“, erinnert sie sich. „Aber wir haben so lange darauf gewartet, jetzt nehmen wir auch drei“, hatte sie damals gesagt.
Erst bei der Heimfahrt realisiert sie, was das eigentlich bedeutet. Ihre gesamte Lebensplanung ist auf den Kopf gestellt. „Wir müssen das Haus umbauen, wir brauchen ein neues Auto, wie sollen wir jemals wieder verreisen können mit vier Kindern?“
Sorgen und Vorfreude
Ein paar Tage später wird ihr bewusst, dass eine Drillingsschwangerschaft auch mit großen Risiken verbunden ist. „Ich hatte natürlich immer Angst, dass etwas schief geht.“ Doch insgesamt überwiegt die Vorfreude. Ihr Mann beginnt noch am selben Tag, die Pläne für den Hausumbau zu zeichnen. „Am Ende wurde es dann aber doch ganz anders gemacht“, sagt sie. Das große Schlafzimmer mit Ankleide musste weichen und dient nun als Drillingszimmer.
Ende April 2019 ist es dann endlich so weit: In der 33. Schwangerschaftswoche kommen Julian, Joshua und Emma mit einem geplanten Kaiserschnitt putzmunter, kerngesund und mit 1890, 1850 und 1350 Gramm, im Klinikum Ingolstadt zur Welt. „Ich war so glücklich, dass die Schwangerschaft endlich vorbei war und alles gut ging“, erinnert sich die heute 39-Jährige. Ihr Bauch habe am Ende Ausmaße angenommen, die ihr den Alltag unerträglich gemacht hätten.
Nur ein großes Haus kam in Frage
Für sie kam für die Drillingsgeburt nur ein großes Krankenhaus in der Region in Frage. „Wir haben uns für Ingolstadt entschieden und ich war dort auch echt glücklich.“ Die Familie wohnt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Titting, 15 Kilometer von Eichstätt entfernt. Von der Betreuung vor der Geburt bis zur Geburt selbst sei alles gut gelaufen. „Die Ärzte und Hebammen habe ich als sehr freundlich und entspannt wahrgenommen“ – auch, wenn sie sich an die Geburt selbst gar nicht mehr richtig erinnern kann. „Ich war einfach nur total k.o.“ Mit einer ihrer Hebammen habe sie auch heute noch ab und zu Kontakt.
Drillingsgeburten sind auch für ein Großkrankenhaus wie das Klinikum Ingolstadt mit fast 3000 Geburten pro Jahr kein Alltag. In den letzten drei Jahren gab es dort insgesamt nur vier Drillingsgeburten.
„Eine Mehrlingsgeburt ist immer mit besonderen Herausforderungen für Ärzte und Hebammen verbunden“, erklärt Prof. Dr. Babür Aydeniz, Direktor der Frauenklinik. Während Zwillingsgeburten in den letzten Jahren zugenommen hätten, auch wegen vermehrter künstlicher Befruchtungen, seien Drillingsgeburten nach wie vor sehr selten. Nicht nur sei die Betreuung der Mütter vor der Geburt intensiver, auch die Nachbetreuung – denn die Drillinge müssen in der Regel nach der Geburt noch einige Wochen medizinisch im Krankenhaus versorgt werden.
„Und auch die Geburt selbst sei eine Herausforderung. Bei Drillingen führen wir grundsätzlich – natürlich in Rücksprache mit den Eltern – einen geplanten Kaiserschnitt durch. Das ist für Mutter und Babys in diesem Fall die sicherste Methode.“ Doch als Perinatalzentrum Level 1, der höchsten Stufe, ist das Klinikum auf alle Herausforderungen während und nach der Geburt vorbereitet. „Wir arbeiten hier seit Jahren eng mit der Neuburger Klinik zusammen, die eine Neugeborenenintensivstation bei uns im Haus betreibt“, betont Aydeniz. „Im Falle von unvorhergesehenen Komplikationen sorgt ein qualifiziertes Team aus Ärzten und Pflegekräften für die höchstmögliche Sicherheit für Mutter und Kind bzw. Kinder.“
Nach der Geburt der Drillinge war das Leben von Familie Kirschner komplett auf den Kopf gestellt. „Reisen hatte sich ab dann sowieso erstmal erledigt, Corona sei Dank“, erzählt Stefanie Kirschner. In der Tat hätte die Pandemie, zumindest für Familie Kirschner, nicht besser fallen können. „Ich kam in der Zeit sowieso nicht aus meinem Dorf heraus“, erzählt sie. Nicht einmal Einkaufen konnte sie gehen, das haben ihre Eltern und Freunde für sie erledigt.
„Eines schrie immer“
Mit vier Wickelkindern gleichzeitig waren die Tage – und auch die Nächte – gut gefüllt. „Eines schrie immer, Hunger hatten alle gleichzeitig und geschlafen habe ich ungefähr ein Jahr lang nicht mehr wirklich.“ Ohne Unterstützung der Familie und Freunde wäre das nicht möglich gewesen. Ihr Mann war das erste halbe Jahr zu Hause. Sein Chef war hier zum Glück sehr kooperativ.
Nach dem ersten Jahr wurde es besser. „Natürlich müssen wir alles dreifach machen – wickeln, anziehen, füttern, trösten – und auch unser Großer braucht ja noch die Mama. Und man hat eben nur zwei Arme“, sagt sie. „Das kostet Zeit und oft auch Nerven.“ Doch Stefanie Kirschner sieht es trotz der Anstrengung positiv: „Dafür spielen die Kinder super miteinander und beschäftigen sich gegenseitig, was es oft auch leichter macht als mit nur einem Kind. Zwillinge sind, glaub‘ ich, ein Traum“, schlussfolgert sie lachend. Die Kinder hätten auch relativ früh verstanden, dass sie auch mal warten müssen. „Erst letztens hatten alle drei gleichzeitig die Windel voll“, erzählt Stefanie Kirschner lachend. „Sie waren echt geduldig und haben gewartet, bis sie an der Reihe sind.“ Geduld – etwas, was auch die Mama erst lernen musste.
Drei ganz eigene Persönlichkeiten
Mittlerweile sind Joshua, Julian und Emma drei Jahre alt und haben alle drei so ihren ganz eigenen Kopf. „Emma hängt an der Mama und hat mich als Baby auch viele, viele Nerven gekostet“, erinnert sich die Vierfachmama lachend zurück. „Mittlerweile ist sie aber die Brave.“ Und die Jungs? „Die sind völlig unterschiedlich“, sagt sie sofort. „Julian ist ein Kuschler und eher ruhig und gemütlich. Der Joshua ist genau das Gegenteil: Gar nicht schüchtern, geht auf fremde Leute zu, als würde er sie schon ewig kennen. Er ist der Freche und hat zum Beispiel auch beim Arzt nie Angst“, beschreibt sie ihre Sprösslinge.
Die beiden Jungs sind eineiig – auseinanderhalten konnte sie trotzdem von Anfang an alle drei. Joshua war immer der kleinste. Hilfsmittel wie Armbändchen oder angemalte Fußnägel waren daher bei Familie Kirschner nie nötig. „Spätestens vom Schreien her kannte ich die drei auseinander“, sagt sie lachend. Und geschrien hat in der Anfangszeit immer einer. „Ich weiß nicht, wie andere das ohne Hilfe schaffen“, sagt sie.
Der Kindergarten bringt Entlastung
Seit diesem Jahr gehen die drei in den Kindergarten, eine großer Entlastung für die Familie. Denn am Vormittag hat Mama Stefanie jetzt für die Dinge Zeit, für die sie die letzten drei Jahre keine Gelegenheit hatte. Im Kindergarten spielen die beiden Jungs miteinander und gehen auch oftmals zum großen Bruder, während Emma lieber mit ihren Freundinnen spielt. „Ich glaube die ist froh, jetzt mal von den Jungs wegzukommen.“
Mittlerweile hat sich der Alltag gut eingespielt. Die Familie konnte schon zwei, drei kleinere Urlaube machen – der erste größere Urlaub stand in diesem Jahr an: Sardinien. Was sie sich für die Zukunft wünscht? „Mein größter Wunsch ist, dass die Kinder gesund bleiben“, sagt sie. „Größere Pläne machen wir nicht.“ Denn dass im Leben nicht alles nach Plan läuft, aber am Ende trotzdem gut werden kann, weiß wohl niemand besser als Familie Kirschner.