Weitere spezifische Therapieangebote
Zur Behandlung von psychischen Störungen stehen am Zentrum für psychische Gesundheit neben einer spezifischen und differenzierten pharmakologischen sowie psychotherapeutischen Behandlung zwei wichtige und in ihrer Bedeutung zunehmende Verfahren zur Verfügung. Zum einen existiert bereits seit Eröffnung der Klinik die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) und seit 2005 steht die transkranielle, repetitive Magnetstimulation (rTMS) zur Verfügung.
Außerdem verfügt das Zentrum über eine moderne Ausstattung zur Biofeedbackbehandlung, die in unterschiedlichen Therapiekonzepten eine zunehmende Bedeutung gewinnt.
Biofeedback
Es gibt körperliche Funktionen, die wir unter alltäglichen Bedingungen nur ungenügend oder gar nicht wahrnehmen. Dazu gehören: Muskelaktivität, Herzrate, Schweißdrüsenaktivität als allgemeines Maß für autonome Erregung, periphere Durchblutung, Atemfunktionen und elektrophysiologische Prozesse des Gehirns („Hirnströme“). Bei der Biofeedback – Behandlung werden solche körperlichen Funktionen über Messsensoren erfasst und nach Signalumwandlung optisch oder akustisch über einen Computermonitor zurückgemeldet. Auf diese Weise kann der Patient die genannten körperlichen Vorgänge wahrzunehmen. Man lernt zum Beispiel gezielt auf die Atmung zu achten und ist nach der Behandlung in der Lage, sich viel besser zu entspannen.
Das Zentrum für psychische Gesundheit verfügt jetzt über die modernste Biofeedback – Ausstattung. Auf einem Computermonitor kann man z.B. durch Farbveränderungen oder anhand von Kurven nachverfolgen, wie sich die eigenen körperlichen Funktionen verändern. Es ist beeindruckend zu erleben, wie man dies nach und nach immer besser auch selbst beeinflussen kann. Dabei sind keine Eingriffe nötig: Die Messsonden werden an die Haut geklebt und die Übertragung der Biosignale zwischen Messsensoren und Computer funktioniert kabellos. Hierbei ist es neuerdings sogar möglich, die eigenen Hirnströme zu beeinflussen. Durch zahlreiche Studien ist der positive Effekt von Biofeedback belegt. Bei manchen Krankheitsbildern zählt Biofeedback sogar zu den wirksamsten Behandlungsmöglichkeiten (z.B. Verspannungskopfschmerzen).
Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
Die EKT ist ein bewährtes und sehr erfolgreiches Verfahren zur Behandlung psychischer Erkrankungen, bei dem mittels einer dosierten Anwendung von elektrischem Strom einzelne epileptische Anfälle ausgelöst werden. Da sich in den letzten beiden Jahrzehnten immer deutlicher zeigte, dass es trotz aller Fortschritte in der medikamentösen Behandlung der Depression einen nicht geringen Anteil so genannter „therapieresistenter“ Patienten gab und mit Hilfe der EKT ca. 70% dieser Menschen geholfen werden kann, erlebte diese Methode in den vergangenen 15 Jahren eine Renaissance ohnegleichen, zuerst in den angelsächsischen und skandinavischen Ländern, danach im restlichen Europa und schließlich auch in Deutschland.
Im Zentrum für psychische Gesundheit werden immer wieder Patienten mit EKT behandelt, die hierzu oft von weit her zu uns verlegt wurden. Die wichtigste Indikation zur EKT ist sicherlich die sogenannte therapieresistente Depression; eine primäre Indikation besteht bei schwer wahnhafter Depression. Die Methode ist bei diesen schwer erkrankten Patienten, die oft viele lange und erfolglose Therapieversuche hinter sich haben, sehr erfolgreich. Eine über Jahre bereits erfolgreich durchgeführte Erhebung zeigte eine Rate des Ansprechens dieser Therapie von über 70%, wobei es sich insgesamt auch eine als sehr gut verträgliche Methode handelt. Weitere Indikationen bestehen z.B. im Rahmen von einer katatonen Schizophrenie, wo auch eine große Behandlungserfahrung im Hause vorliegt, als Behandlungsversuch bei schweren Zwangserkrankungen und anderen Erkrankungen, die jedoch eher im Einzelfall abgewogen werden.
Zur Durchführung der EKT bestehen am Klinikum Ingolstadt hervorragende Voraussetzungen durch die Integration der Psychiatrie in ein großes Krankenhaus der Maximalversorgung. Unter für die Überwachung und den Schutz der Patienten optimalen Bedingungen kann die Behandlung zusammen mit den Anästhesisten des Klinikums durchführt werden. Nach der kurzen Narkose, in der die elektrische Stimulation durchgeführt wird, werden die Patienten im allgemeinen OP -Aufwachraum noch für einige Zeit intensiv überwacht, bevor sie auf Station zurückkommen.
Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
Eine wichtige Erweiterung des Behandlungsangebotes vor allem für depressive Erkrankungen stellt die rTMS dar. Bei dieser Methode wird mittels einer Magnetspule ein zeitlich rasch veränderliches Magnetfeld induziert und in regelmäßig aufeinander folgenden Einzelstimuli in kurzen Abständen über der Schädeldecke appliziert. Seit der ersten kasuistischen Beschreibung einer therapeutischen rTMS-Anwendung bei depressiven Patienten im Jahr 1993 wurden zahlreiche offene sowie mehrere plazebo-kontrollierte klinische Studien durchgeführt, die deutliche antidepressive Effekte der rTMS zeigten.
Die Indikation für eine rTMS wird am Zentrum für psychische Gesundheit zurzeit ausschließlich bei Patienten mit einer depressiven Episode ohne wahnhafte Symptomatik und ohne akute Suizidalität gestellt, deren Erkrankung zur Chronifizierung neigt. Somit überschneidet sich das Indikationsspektrum nicht mit dem der EKT, sondern betrifft gerade die Patienten, die eher nicht für die EKT geeignet sind. Insgesamt ist die Verträglichkeit der rTMS sehr gut und die Methode für die Patienten wenig belastend. Da es sich bei der rTMS noch um ein sehr neues Verfahren handelt, wird am Zentrum auch hier bereits bei Beginn der Anwendung großer Wert auf die genaue Beobachtung und Auswertung der Therapieeffekte gelegt.