Allgemeine Informationen
Das Harnsteinleiden stellt eine so genannte Volkskrankheit dar. In Deutschland erkranken etwa 4 % der Bevölkerung im Laufe des Lebens ein- oder mehrmals an Harnsteinen, wobei Männer doppelt so oft erkranken wie Frauen. Ursachen, typische Beschwerden und die diagnostischen Verfahren können Sie hier nachlesen.
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Das Harnsteinleiden stellt eine so genannte Volkskrankheit dar. In Deutschland erkranken etwa 4 % der Bevölkerung im Laufe des Lebens ein- oder mehrmals an Harnsteinen, wobei Männer doppelt so oft erkranken wie Frauen.
Steinarten
- Kalziumoxalate (mit 70 % die häufigste Steinart)
- Harnsäure (20 % häufig durch Fehlernährung: sind im konventionellen Röntgenbild nicht, bzw. nur indirekt nach Kontrastmittelgabe nachzuweisen)
- Magnesium-Ammonium-Phosphat (5 – 7 % auch so genannter Infektstein; besonders häufige Rezidive (Wiederkehr des Steinleidens))
- Kalziumphosphate (10%)
- Cystin (1 % angeborene Stoffwechselstörung)
- Xanthin (<< 1 % z. B. angeborene Stoffwechselstörung)
Entstehung
Meist bilden sich Harnsteine in den Nieren. Beim Abgang bleiben kleine Steine häufig in den Harnleitern stecken, was dann zu einer Nierenkolik führt.
Ursachen
Die Ursachen sind vielfältig, wobei häufig mehrere Ursachen beteiligt sind, z. B.:
- zu geringe Trinkmenge
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Fehlernährung
- Entzündungen in den Harnwegen
- angeborene oder erworbene Abflussbehinderungen im harnableitenden System
- heißes Klima
- angeborene Stoffwechselstörungen
Die meisten Harnsteine liegen über lange Zeit in der Niere, ohne dass sie sich durch Beschwerden bemerkbar machen. Sobald ein Stein jedoch seine Lage wechselt, kann es zu einem vorübergehenden oder andauernden Verschluss der Harnwege kommen. Zu diesem Zeitpunkt können erstmals Beschwerden auftreten. Dies sind die so genannten Nierenkoliken.
Diese Kolikbeschwerden gehen von kaum bemerkbaren Bauch- oder Rückenschmerzen bis hin zu stärksten, wellenförmigen Schmerzen.
- Kleine Steine in der Niere rufen zumeist Koliken im Bereich der Flanke hervor. Treten die Steine in den Harnleiter ein, kommt es zur Ausstrahlung der Schmerzen in den Unterbauch bis in die Genitalien. Kleine Steine verursachen oft stärkste Schmerzen.
- Große Steine verursachen in der Niere häufig nur geringe, unklare Rückenschmerzen. Sie können das Nierengewebe auf Dauer jedoch sehr schädigen und auch zu schweren Entzündungen der Niere führen.
- Prinzipiell können alle Steine bei Behinderung des Harnabflusses zu einer Harninfektion führen. Dabei folgt zumeist einer örtlichen Entzündung des Nierenbeckens die Beteiligung oder sogar eine Vereiterung der Niere. Dies geht zumeist mit hohem Fieber einher. Wird keine weitere Behandlung eingeleitet, kann die Entzündung auf den Körper übergreifen. Man spricht dann von Sepsis, ein lebensbedrohliches Krankheitsbild.
Charakteristischen Beschwerden
Bei charakteristischen Beschwerden wird stets eine Harnuntersuchung vorgenommen. Dabei wird der Harn auf Kristalle und rote und weiße Blutkörperchen untersucht.
Ultraschalluntersuchung
Durch eine ultraschalluntersuchung kann die Lage und Größe des Steines in der Niere sehr gut bestimmt werden. Auch Nierenstauungen werden mit dieser Methode sichtbar gemacht. Zur genaueren Untersuchung der Abfluss- und Ausscheidungsverhältnisse beider Nieren wird zusätzlich eine Kontrastmittelröntgenuntersuchung durchgeführt. Diese wird in der urologischen Klinik an einem neuen speziell ausgerichteten Röntgenarbeitsplatz durchgeführt. Mit digitaler Radiographie können hier bis zu 70 % der Strahlenbelastung eingespart werden. In ganz seltenen Fällen kann eine computertomographische Abklärung notwendig sein. Ist die Funktion der Niere unklar oder besteht der Verdacht auf Verlust der Nierenfunktion kann eine nuklearmedizinische Untersuchung die so genannte Nierenfunktionsszintigraphie erforderlich sein.
Während früher der Vorbeugung erneuter Steinbildung große Bedeutung beigemessen wurde, ist die Ernährungsberatung heute wegen des hohen Aufwands und der vielfältigen Behandlungsmethoden fälschlicherweise sehr in den Hintergrund getreten. Insbesondere bei wiederholten Steinbildnern ist neben der exakten Stoffwechselanalyse die Anleitung und Information zur Metaphylaxe (Vorbeugung erneuter Steinbildung) wichtig.
Entscheidend für das Vermeiden erneuter Harnsteine ist die genaue Harnsteinanalyse. Die Untersuchung eines jeden abgegangenen oder entfernten Harnsteins ist insofern notwendig. Bei der Harnsteinanalyse wird die chemische Zusammensetzung des Harnsteines festgestellt; in Abhängigkeit von der Steinart kann dann einer neuerlichen Entstehung eines Harnsteines sehr gezielt vorgebeugt werden.
Die wichtigste Maßnahme ist die
- konsequente Verdünnung des Harns (viel trinken!). Gesunde sollten täglich 2.0 bis 2.5 Liter Harn ausscheiden. (Vorsicht ist bei Herz-Kreislauferkrankungen und auch zahlreichen anderen Erkrankungen geboten)
Des Weiteren sind die
- Reduzierung des Körpergewichtes
- Steigerung der körperlichen Bewegung
- Reduzierung der Eiweiß- und Kochsalzzufuhr
allgemeine, so genannte Basismaßnahmen, zur Harnsteinvermeidung. Neben diesen Basismaßnahmen gibt es für jede Steinart spezielle Maßnahmen zur Vorbeugung, die hier nicht im Einzelnen geschildert werden können.
Bei sehr häufiger Steinbildung ist eine Stoffwechseluntersuchung erforderlich. Für jede Steinart gibt es sehr spezifische Nachsorgemöglichkeiten durch Ernährungsumstellung und medikamentöse Langzeittherapie. Viele Ursachen für die Bildung der einzelnen Steinarten sind sehr gut erforscht und können durch Blut- und Harnuntersuchungen bei jedem Patienten individuell bestimmt werden.