Varikozele
Eine Varikozele ist eine Erweiterung der im Samenstrang verlaufenden Venen. Diese kann sichtbar oder auch nur tastbar sein. Eine Varikozele wird auch als Krampfaderbruch des Hodens bezeichnet.
Ca. 16 % der Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren und ca. 20 – 24 % aller erwachsenen Männer haben eine Varikozele. Bei unerfülltem Kinderwunsch findet man bei ca. 25 – 40 % der Männer eine Varikozele.
In 90 % tritt eine Varikozele linksseitig, in 2 % rechtsseitig und in 8 % beidseitig auf. Die Ursache für das gehäufte linksseitige Auftreten ist die ungünstige rechtwinklige Einmündung der Samenstrangvene in die linke Nierenvene, so dass der Blutfluss hier nicht optimal erfolgen kann.
Weitere Ursachen für eine Varikozele können defekte oder fehlende Venenklappen sein. Zudem können Kompressionen von außen zu einem behinderten Blutabfluss führen. Diese können z.B. durch Blutgefäße oder in seltenen Fällen auch einmal durch Tumoren verursacht werden.
Darstellung des Verlaufs der erweiterten Blutgefäße bei einer Varikozele.
Subklinisch:
Varikozele ist weder sicht- noch tastbar, sondern nur dopplersonographisch nachweisbar.
Grad 1:
Varikozele ist nicht sichtbar, aber unter Pressen tastbar.
Grad 2:
Varikozele ist nicht sichtbar, aber unter Ruhebedingungen tastbar.
Grad3:
Varikozele unter Ruhebedingungen tast- und sichtbar
Meist bestehen keine Beschwerden. Es kann zu einem Ziehen in der Leiste oder einem Druck- oder Schweregefühl im Hodensack kommen. Oft fällt nur eine Schwellung des Hodensackes auf.
Bei einem Teil der männlichen Patienten wird die Varikozele im Rahmen von Untersuchungen bei unerfülltem Kinderwunsch festgestellt. Bei ausgeprägten Varikozelen führt der gestörte Blutrückstrom aus dem Hoden zu einer verschlechterten Spermiogenese.
Zur Feststellung einer Varikozele sollte eine Inspektion und Tastuntersuchung im Stehen bei normaler / warmer Raumtemperatur erfolgen. Zudem sollte eine Ultraschalluntersuchung mit Bestimmung der Hodengröße und eine Ultraschalluntersuchung zur Bestimmung der Durchblutung (sog. Dopplersonographie) erfolgen.
Außerdem sollte bei Erwachsenen und älteren Jugendlichen zusätzlich ein Spermiogramm durchgeführt werden.
Bei Verdacht auf eine Kompression der Venen durch eine Raumforderung kann eine weitere Abklärung z.B. durch ein CT (Computertomographie) bzw. ein MRT (Magnetresonanztomographie) erforderlich werden.
Ob die Therapie einer Varikozele bei unerfülltem Kinderwunsch / zur Vorbeugung einer Infertilität Erfolg verspricht wird kontrovers diskutiert.
Bereits verkleinerte Hoden können bei einer frühzeitigen Varikozelentherapie in ihrem Wachstum wieder aufholen.
Die Therapie einer Varikozele bei Jugendlichen sollte durchgeführt werden bei:
- Deutlich unterschiedlichen Hodenvolumina im Seitenvergleich (> 2ml)
- Beidseits tastbaren Varikozelen
- Symptomatischen Varikozelen
- Kosmetisch störenden Varikozelen
Desweiteren sollte eine Therapie der Varikozele erfolgen bei:
- Kinderwunsch und schlechtem Spermiogramm
- Schlechtem Spermiogramm ohne momentanen Kinderwunsch (möglicherweise vorliegende Unfruchtbarkeit, wobei ca. 80 % der Varikozelenträger fruchtbar sind)
Eine Standardtherapie für die Varikozele existiert nicht.
Es gibt folgende Methoden zur Therapie der Varikozele:
- Offen operative Verfahren (kleiner Schnitt im linken Unter- / Mittelbauch: sog. Operation nach Palomo, Bernardi oder Ivanissevich) in Narkose
- Endoskopische (laparoskopische) Verfahren in Narkose
Verödung der gestauten Venen z.B. vom Hodensack aus (antegrade Sklerosierung nach Tauber) in örtlicher Betäubung
Nach einer operativen Therapie können folgende Komplikationen auftreten:
- Ausbildung einer Wasseransammlung um den Hoden (Hydrozele) in ca. 7 %
- Hodenschrumpfung in < 1 %
- Erneute Ausbildung / Persistenz einer Varikozele in 0 – 29 %
- Chronisches Schmerzsyndrom < 1%