Multimodale Prostatadiagnostik
Der Prostatakrebs – ein häufiges, ernstes Problem?
Ja, denn in Europa werden jährlich geschätzte 2,6 Millionen neue Prostatakarzinomfälle diagnostiziert. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass allein in Deutschland ca. 67.000 Neuerkrankungen im Jahr 2012 festgestellt werden. Allerdings ist nicht jedes Vorhandensein von einzelnen wenigen Prostatakrebszellen bedrohlich. Nur ein Teil der Männer mit Prostatakrebs erkranken tatsächlich daran und etwa jeder 6. Mann mit Prostatakrebs verstirbt daran, so in Deutschland im Jahr 2008 etwa 12.000 Männer1. Das Prostatakarzinom ist somit für etwa 9 % aller Krebstoten verantwortlich. Dabei steigt das Vorkommen von Prostatakrebs durch die weltweit zunehmende Lebenserwartung sowie Ernährungs- und Umweltfaktoren deutlich an.
1 Quelle: Robert Koch Institut 2013
Im Allgemeinen spürt man den beginnenden Prostatakrebs nicht. Krankheitsspezifische Symptome werden erst in sehr späten Phasen der Erkrankung entwickelt. Um diese Symptome und die ernsthaften Folgen einer solchen Erkrankung zu verhindern, versucht man die Erkrankung frühzeitig zu diagnostizieren. Die wichtigsten diagnostischen Instrumente zum Nachweis eines Prostatakrebses sind die digital-rektale Untersuchung (DRU: Tastuntersuchung mit dem Zeigefingers des Arztes über den Enddarm), der PSA-Serumwert (ein Wert der durch eine einfache Blutabnahme ermittelt wird) und die transrektale Ultraschall-gesteuerte oder –gezielte Biopsie der Prostata.
PSA steht für „Prostata Spezifisches Antigen“ welches von den Zellen der Prostata gebildet wird. Außer seinem Wert für die Abklärung eines möglichen Prostatakrebs hat es auch eine natürliche Funktion: Es ist ein Eiweiß, das der Verflüssigung des Spermas dient. Da das PSA auch in das Blut übertritt, ist es bei einem Bluttest nachweisbar. Anfang der 80er Jahre erkannte man, dass an Prostatakrebs erkrankte Männer auch einen erhöhten PSA-Wert im Blut haben.
Der PSA-Wert ist beeinflusst durch eine Vielzahl von verschiedenen äußeren und inneren Umständen. Dazu gehört zum Beispiel auch eine chronische oder akute Entzündung der Prostata oder Druck auf die Prostata von außen. Daher gibt es keinen Grenzwert der bestimmen könnte, ab wann ein PSA-Wert zu hoch oder „in Ordnung“ ist.
Ein PSA-Wert unter 2ng/ml gilt in der Regel als nicht abklärungsbedürftig. Ein PSA-Wert zwischen 2 und 4ng/ml kann als kontrollbedürftig eingestuft werden. Ob PSA-Werte über 4ng/ml mittels Prostatabiopsie untersucht werden müssen bespricht ihr Urologe mit Ihnen – denn die Notwendigkeit einer Probenentnahme ist nicht nur aufgrund der äußeren Einflüsse auf das PSA eine individuelle Entscheidung.
In einigen Fällen kann aber auch ein PSA-Wert unter 2ng/ml abklärungsbedürftig sein – insbesondere dann, wenn ihr Urologe eine auffällige Zone bei einer Tastuntersuchung der Prostata gefunden hat. Die Beantwortung diese Fragen können regelmäßige PSA-Kontrollen erleichtern, weil ein PSA-Verlauf auch eine eventuelle Auffälligkeit dokumentieren kann.
Zunächst wird Ihnen der niedergelassene Urologe in der Region weiter helfen. Falls dieser den PSA-Wert für abklärungsbedürftig hält, wird er bei Ihnen ggf eine Probenentnahme der Prostata durchführen. Bringt eine solche erste, systematische Biopsie der Prostata keinen Tumornachweis und der PSA-Wert ist aber weiterhin auffällig bzw es gibt weiter Anlass für die Vermutung auf ein Prostatakarzinom, kann eine weiterführende Diagnostik mit innovativen, modernen bildgebenden Verfahren sinnvoll sein.
Die Methoden Ultraschall-Elastographie, der farbkodierte Doppler-Ultraschall sowie der kontrastmittelverstärkter Ultraschall und insbesondere die Echtzeit-MRT-Ultraschall-Fusion können helfen, auffällige Gebiete in der Prostata aufzuzeigen. So kann zum Beispiel ein in einer MRT (Magnetresonanztomographie) gefundener suspekter (also auffälliger) Bereich ganz gezielt biopsiert werden und auch zusätzlich noch elastographisch untersucht werden. Dies ist während einer herkömmlichen MRT-Untersuchung nicht möglich.
Eine multimodale Prostataabklärung erlaubt uns, die Prostata mittels modernster Verfahren zu untersuchen. Hierbei kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Anwendung. Insbesondere die Echtzeitelastographie oder die kontrasmittelunterstützte Untersuchung der Prostata können hierbei wichtige Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Prostata beisteuern. Auffällige Areale können in Echtzeit schmerzfrei mit lokaler Betäubung abgeklärt werden. Als Besonderheit können diese modernen Methoden auch mit einer bereits durchgeführten MRT-Untersuchung der Prostata fusioniert werden. Das bedeutet, in einer MRT gefundene auffälligen Areale der Prostata können zusätzlich mit modernsten Ultraschalluntersuchungen kombiniert untersucht werden und dann auch gezielt mittels gezielter Prostatabiopsie abgeklärt werden. Diese Untersuchung ist dann multimodal (zB Elastographie + konventionellem Ultraschall + MRT-Fusion).
Nein, mit den modernen Geräten der Klinik Ingolstadt kann jede MRT-Untersuchung fusioniert werden. Wichtig ist nur das die Ergebnisse der Untersuchung als sogenannte DICOM-Datensätze vorliegen. Ihr untersuchender Arzt gibt Ihnen dies meist als CD nach der Untersuchung mit. Bringen sie die Untersuchungsbilder einfach als CD oder -ganz praktisch- per USB-Stick mit.
Sie benötigen für die Probenennahme keine allgemeine Narkose. Bei der reinen Echtzeitelastographie benötigen sie keinerlei Art der Narkose. Da die Probenentnahme auch bei der MRT-Fusion und bei der Elastographie-gezielten Biopsie über den Enddarm (und nicht über den Damm) durchgeführt werden können, erlaubt eine haarfeine Nadel die vorherige Gabe von lokalen Narkosemittel eine ähnlich schmerzfreie Behandlung, wie sie ihnen der Zahnarzt bei einer Behandlung eines Zahnes gewährt. Das bedeutet: Sie selbst schlafen werden der Probenentnahme nicht, spüren jedoch keine Schmerzen.
Die Echtzeit-Elastographie ist eine Messung der Elastizität des Prostatagewebes. Dies ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem tumorverdächtiges Gewebe in der Prostata mittels verschiedenen Farben auf dem Ultraschallmonitor angezeigt wird. Dabei misst die Ultraschall-Elastographie die Elastizität des Gewebes, also die Härte des Prostatagewebes indem es die Reaktion des Gewebes auf Druck misst. Tumorgewebe ist in der Regel härter als gesundes Gewebe. Die harten tumorverdächtigen Areale werden so aufgespürt und können sofort gezielt biopsiert werden. Die Ultraschall-Elastographie erzielt beim Aufspüren von Tumorbereichen in der Prostata deutlich aussagekräftigere Ergebnisse als der herkömmliche Ultraschall.
Zunächst einmal werden die bereits durchgeführten und von Ihnen mitgebrachten MRT-Bilder (1,5T-3T, mit/ohne rektale Spule, DICOM-Format) in unser Gerät eingelesen. Anschließend werden die suspekten Areale und die Organgrenzen der Prostata in der MRT-Bildgebung markiert. Nun beginnt der praktische Teil: In angenehmer Seitenlage wird über einen modernen transrektalen Ultraschall die Prostata aufgesucht und anhand der Anatomie der Prostata mit dem MRT Bild fusioniert. Der Untersucher sieht nun auf der linken Seite des Flachbildschirmes des Ultraschallgerätes das Original-MRT-Bild mitsamt des Markierungen und auf der korrespondierenden rechten Seite die Live Ultraschallbilder in denen die Markierungen der MRT-Untersuchung zu sehen sind. Die auffälligen Areale können nun einer Elastographie oder einer Kontrastmittel-Untersuchung unterzogen werden um den Grad der Auffälligkeit zu bestimmen. Auf Wunsch können auch jetzt gleich die Biopsien durchgeführt werden.
Ihr Urologe wird Ihnen über die Notwendigkeit einer solchen Untersuchung Auskunft geben. Falls er sie zu einer Untersuchung an der Klinik für Urologie Ingolstadt empfiehlt, wird er für sie im Vorzimmer der Urologie einen Termin vereinbaren.
Folgende Untersuchungsarten sind möglich:
- Elastographie der Prostata
- Elastographie der Prostata mit gezielter Biopsie
- MRT-US-Fusion und Elastographie der Prostata mit Biopsie der Prostata
- Beratungs- oder Zweitmeinungs-Gespräch
Besprechungstermine für die Untersuchungen sind nach vorheriger Anmeldung:
- Montags von 15:00 bis 16:00 Uhr
- Nach vorheriger Absprache
Wir sind werktäglich zu erreichen unter:
Zu unseren Kontaktinformationen
Für Fragen oder Terminvereinbarungen per Email auch gerne an:
urologie@klinikum-ingolstadt.de
In diesem Falle bitten wir sie, sich mit einem Urologen ihres Vertrauens in Kontakt zu setzten. Wir möchten, dass hier die Ergebnisse besprochen werden. Da dieser sie meist schon jahrelang betreut kann er ihnen auch die besten Ratschläge zur Therapie geben und ihnen empfehlen, ob eine moderne operative Therapie (z.B. mit dem sogenannten daVinci-System), eine radioonkologische Therapie oder aktives Beobachten für Ihre Situation das Beste ist.