Nicht immer wird gleich operiert – Harnleiterabgangsenge
Ist die Funktion der Niere eingeschränkt, ist ein Eingriff meist unumgänglich. Harnleiterabgangsenge bei Säuglingen und Kindern diagnostizieren und behandeln
Fieber, Erbrechen, Appetitlosigkeit, eine Schwellung am Oberbauch: das sind unspezifische Symptome bei Säuglingen und Kindern mit denen besorgte Eltern den Kinderarzt aufsuchen. In vielen Fällen sind diese harmlos. Doch es kann auch Anzeichen für eine Harnleiterabgangsenge sein, die bei einem von 1.500 Kindern angeboren ist. Im Klinikum Ingolstadt arbeiten in solchen Fällen Kinderurologen und Kinderchirurgen Hand in Hand. „Bei der Harnleiterabgangsenge ist der Transport des Urins vom Nierenbecken in den Harnleiter gestört“, beschreibt Prof. Dr. Andreas Manseck, Direktor der Klinik für Urologie, das Krankheitsbild. „Der Harnleiter ist meist am Übergang ins Nierenbecken verengt. Als Folge davon kann Urin in der Niere nicht mehr richtig abtransportiert werden und diese weitet sich auf. Im schlimmsten Fall wird das Organ dadurch dauerhaft geschädigt oder versagt ganz.“
Auslöser für die Harnleiterabgangsenge können Entzündungen, Operationen am Nierenbecken oder Harnleiter sowie Harnsteine sein. Häufigste Ursache ist aber bei Säuglingen und Kleinkindern eine angeborene Fehlbildung. „Oft erkennen Frauenärzte diese bereits vorder Geburt während eines routinemäßigen Schwangerschaftsultraschalls und weisen die Eltern auf eine spätere Behandlung hin“, sagt Dr. Guido Brosinger, Oberarzt in der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie und spezialisiert auf die Kinderurologie: „Bei Kleinkindern ist es eher ein Zufallsbefund, da die Symptome meist nicht sofort eindeutig zugeordnet werden können.“
Die Diagnose
Im Klinikum Ingolstadt kümmert sich ein interdisziplinäres Spezialistenteam aus Kinderchirurgen und Kinderurologen um die jungen Patienten und ihre Beschwerden. Jeder Fachbereich bringt dabei seine Expertise in die Behandlung ein. „Die Kinderurologie ist eine Schnittstelle zwischen der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie und der Klinik für Urologie“, erklären die Klinikdirektoren, Dr. Micha Bahr und Prof. Dr. Andreas Manseck. Die Säuglinge und Kinder können in beiden Fachabteilungen versorgt werden, es besteht jedoch immer ein enger Austausch zwischen den Fachärzten der jeweiligen Kliniken, um so die bestmögliche Behandlung für die jungen Patienten sicher zu stellen.
Die Therapie
„Viele Eltern haben Sorge vor einer Operation. Doch eine Verengung der Harnleiter bedeutet nicht automatisch einen operativen Eingriff“, kann Dr. Brosinger beruhigen. Ist die Stenose nur leicht ausgeprägt und die Nierenfunktion kräftig, reicht es aus, die Fehlbildung regelmäßig und über einen längeren Zeitraum engmaschig zukontrollieren. „Diese Kontrolltermine müssen jedoch konsequent wahrgenommen werden, da sich ansonsten die Nierenfunktion unbemerkt verschlechtern oder das Organ sogar versagen kann“, mahnt Prof. Manseck. In vielen Fällen heilt die Verengung bei Säuglingen in den ersten 18 Lebensmonaten von alleine aus.
Ist die Leistungsfähigkeit der betroffenen Niere von Beginn an niedrig, nimmt im Verlauf der konservativen Behandlung ab oder verstärken und häufen sich die Symptome, kann eine Operation das Mittel der Wahl sein. Hier informieren die Spezialisten für Kinderurologie die Eltern genau über den Ablauf und erklären, warum eine Operation notwendig ist. Müssen die Kinder stationär aufgenommen werden, können die Eltern bei ihren Kleinen im Klinikum übernachten.
Während des Eingriffs entfernen die auf Kinder spezialisierten Operateure den zu engen Harnleiterabschnitt mit einem Teil des ausgedehnten Nierenbeckens. Um die Fehlbildung zu korrigieren, wird körpereigenes Gewebe zur Aufweitung des zu engen Harnleiterabschnitts eingesetzt. „Bei Säuglingen und Kleinkindern führen wir die Operationen derzeit offen durch“, erläutert Prof. Manseck: „Hat der junge Patient eine gewisse Körpergröße, können wir auch minimal-invasiv operieren.“ „Wenn die Niere ihre Funktion bereits verloren hat,wird die Niere auch ganz entfernt, da ansonsten Harnwegsinfektionen, Steinbildungen oder Bluthochdruck drohen“, erklärt Dr. Brosinger. Ist die Fehlbildung korrigiert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kanal erneut verengt, gering. Nach ein paar Tagen Aufenthalt im Klinikum, dürfen die Eltern den kleinen Patienten wieder mit nach Hause nehmen.
In unserem Kinder- und Jugendzentrum bieten wir ambulante Sprechstunden, z.B. in der Kinderurologie. Weitere Informationen finden Sie auf der folgenden Seite