Hinter den Kulissen im Klinikum
Zuhause macht es (fast) jeder: putzen. Für die einen ein notwendiges Übel, für andere beruhigende Meditation. Im Klinikum Ingolstadt eine Selbstverständlichkeit mit höchstem Qualitätsanspruch. Eine Redakteurin des Klinik-Kuriers hat Mitarbeiterinnen der Hausreinigung im Klinikum Ingolstadt besucht und bei ihrer Schicht begleitet.
Sauber und frisch für jeden Patienten: Nach jeder Untersuchung werden die Geräte und Räume gereinigt
Wer Frau Frank und ihre Kolleginnen in ihrem Büro besuchen will, muss tief in die Katakomben des Klinikums. Dort hat die Leitung der Hausreinigung ihr Büro. Schon auf dem Weg dahin gehe ich in den verwinkelten Gängen verloren. Zum Glück ist man aber nie allein in einem Krankenhaus. Eine freundliche Mitarbeiterin des Hauses bringt mich bis zur Tür von Frau Frank. Sie feiert in diesem Jahr ihr 45-jähriges Dienstjubiläum im Klinikum. Seit 16 Jahren ist sie Gruppenleiterin der Hausreinigung und erwartet mich bereits. Von ihr will ich erfahren, welche Aufgaben die Reinigungskräfte in einem Krankenhaus haben, welche Besonderheiten es gibt und wie überhaupt in einem Krankenhaus gereinigt wird. Und: Ich will die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenlernen, die für den Außenstehenden meist unsichtbar bleiben und dabei einen so wertvollen Beitrag zu einem funktionierenden Krankenhaus leisten.
Mit System und Schulung
Neben Frau Frank haben sich auch die drei Vorarbeiterinnen Zeit für mich genommen. Von ihnen erfahre ich, dass insgesamt 147 Angestellte im Bereich Reinigung tätig sind. Darunter seien auch vier Männer, schmunzelt Frau Frank über die eindeutige Geschlechterverteilung in ihrem Fachbereich. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten im Schichtbetrieb. „80 Prozent der Kräfte sind vormittags im Einsatz, die restlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachmittags. Wir reinigen alles in allem eine Fläche von rund 87.400 Quadratmetern, was in etwa zwölf Fußballfeldern entspricht“, erklärt mir Frau Frank. Ich bin beeindruckt und erfahre, dass es ganz unterschiedliche Reinigungsmethoden im Klinikum gibt: Unterhaltsreinigung, Zwischenwischen, Schlussdesinfektion, Endreinigung, Grundreinigung, Baufeinreinigung, Sonderreinigung. Mir wird bewusst, dass das Reinigen in einem Krankenhaus nur sehr wenig mit Putzen im privaten Haushalt zu tun hat. Im Klinikum wird nicht etwa mit Wasser und Putzmittel gearbeitet, sondern mit speziellen Reinigungs- bzw. Desinfektionsmittel-Lösungen. In jedem Zimmer werden frische Tücher und Wischmopps benutzt. Für die Reinigungstücher gibt es ein spezielles Farbsystem, welches Tuch für welche Oberfläche benutzt werden darf. „Wir arbeiten nach strengen Vorschriften und Arbeitsanweisungen. Außerdem werden unsere Reinigungskräfte umfassend eingearbeitet und regelmäßig geschult“, erklärt mir eine der Vorarbeiterinnen: „Wir freuen uns, dass das Gesundheitsamt unsere Hausreinigung im Klinikum vergangenes Jahr gelobt hat und wir die strengen Vorgaben erfüllen. Daran arbeiten wir hart“, so Frank.
Dass der Job für Frau Frank und ihre Kolleginnen nicht einfach ist, wird mir im Verlauf des Gesprächs schnell klar. „Es wird zunehmend schwieriger Personal zu finden. Die Einarbeitung ist aufwändig, da tut uns jeder Wechsel weh“, erzählt die Bereichsleiterin. Neue Kolleginnen hätten oftmals eine sprachliche Barriere, die es zu überwinden gilt.
Die Führungsmannschaft ist erfahren. Deren Credo: Ehrlichkeit und Vertrauen. „Wenn es schwierig wird, unterstützen wir uns gegenseitig“, beschreibt Frau Frank die Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen. Darüber sind sich alle einig: „Der Teamzusammenhalt ist sehr sehr groß.“ Ich habe im Gespräch mit den sympathischen und starken Damen der Führungsmannschaft viele Informationen erhalten. Jetzt wollte ich wissen, wie es in der Praxis zugeht.
Routiniert und zügig reinigen die Damen den CT-Raum, damit er schnell wieder für den nächsten Patienten zur Verfügung.
Rollentausch
Zwei Reinigungsfachkräfte haben sich bereiterklärt, mich während ihrer Schicht mitzunehmen. Doch bevor es los geht, muss ich mich umziehen. Denn in dem Bereich, in dem die Fachkräfte arbeiten, ist ausschließlich bereichsbezogene Berufskleidung erlaubt. Also raus aus Pulli und Jeans und rein in den Kasack. Ich bin etwas nervös, da ich nicht genau weiß, was mich gleich erwartet. Auch die weite Hose, die oben mit einer Kordel zusammengehalten wird, sowie das Oberteil, fühlen sich ungewohnt an. Als die Damen der Reinigung mich sehen, müssen sie schmunzeln: „Das Outfit steht Ihnen“. Wir ziehen zu viert mit zwei Putzwagen los. Eine Reinigungskraft, die normalerweise in der Notaufnahme eingesetzt ist, wird heute von zwei Kolleginnen eingearbeitet. „Wenn mal jemand wegen Urlaub oder Krankheit ausfällt, springe ich ein. Heute zeigen mir meine Kolleginnen, was in diesem Fachbereich zu beachten ist“, erklärt mir die Dame.
Wir gehen zuerst in einen Behandlungsraum, in dem Untersuchungen im Kernspintomograph durchgeführt werden. Geübt streifen die drei spezielle Handschuhe über und legen los. Nach ein paar Anweisungen an die Kollegin aus dem Notfallzentrum arbeiten die Drei ruhig und zügig. Alle Handgriffe sitzen. Mülleimer leeren, Gerät und Oberflächen mit den in Desinfektionsmittel getränkten Tüchern abwischen sowie alle Griffbereiche gründlich säubern.
Mein Plan war, selbst den Putzlappen in die Hand zu nehmen und zu helfen. Aber ich würde die Routine stören und eher aufhalten, denn nützlich sein. Also versuche ich, nicht im Weg zu stehen und stelle die ein oder andere Frage. Nach anfänglicher Zurückhaltung der Damen, kommen sie ins Plaudern. Sie erzählen, auf was sie beim Reinigen achten oder wie die anfallenden Arbeiten am effektivsten umzusetzen sind.
Alle Drei sind schon ein paar Jahre im Haus. Bis wir in den nächsten Raum zur Reinigung können, müssen wir warten bis die Untersuchung eines Patienten abgeschlossen ist.
Sobald der Raum wieder frei ist, werden sie vom Pflegeteam angepiepst. In der Zwischenzeit zeigen sie mir den Versorgungsraum für die Putzutensilien. Wir bereiten die frischen Tücher für den nächsten Gebrauch in der Nachmittagsschicht vor. „In der Zeit, in der die Untersuchungsräume belegt sind, werden Nebenarbeiten und andere Räume wie zum Beispiel Waschräume und Büros im Bereich gereinigt,“ erklärt mir eine der Damen. Sie zeigen mir danach den Aufenthaltsraum, den sie gemeinsam mit den Pflegekräften nutzen, und ihre Schichtpläne. Dann klingelt der Alarm. Die Untersuchung ist beendet, der Raum kann gereinigt werden, damit er für den nächsten Patienten rasch wieder zur Verfügung steht.
Ich verabschiede mich von den drei Damen. Mittlerweile fühle ich mich wohl in meinem Kasack und bin fast traurig, ihn wieder gegen meine Kleidung eintauschen zu müssen. Ich gehe mit dem Eindruck zurück in die Redaktion, dass hinter „putzen in einem Klinikum“ ein komplexes System aus Vorschriften, Schulungen, Dokumentation und Personalmanagement steht. Ich habe großen Respekt vor den Reinigungskräften, deren wichtige Arbeit unbemerkt und ohne viel Aufsehen geschieht.
PATIENTENFRAGEN AN FRAU FRANK
Sauberkeit und Hygiene haben im Klinikum höchste Priorität.
Was können Patienten und Besucher tun, wenn mal was daneben geht?
Sprechen Sie die Reinigungskräfte direkt vor Ort an und sagen Sie, warum und mit was Sie in Sachen Sauberkeit unzufrieden sind. Unsere Kolleginnen und Kollegen werden versuchen, Ihren Wünschen umgehend nachzukommen. Außerdem erhalten Patienten während ihres Aufenthalts im Klinikum einen Fragebogen, der vom Qualitätsmanagement ausgewertet wird.
Hängt Krankenhaushygiene mit der Reinigung zusammen?
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die gefürchteten Krankenhauskeime fast immer über die Hände und seltener über kontaminierte Oberflächen übertragen werden. Krankenhaushygiene hat demnach also nur indirekt mit guter Reinigung zu tun.