Multimorbidität und höheres Lebensalter bedingen häufig eine Vielzahl parallel anzuwendender Medikamente. Ab der täglichen Einnahme von fünf oder mehr Arzneimitteln spricht man von Polypharmazie. Dadurch steigt das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen. Gleichzeitig nimmt die Komplexität der Therapieregime zu, wenn zum Beispiel der „normale“ Weg des Schluckens einer Tablette nicht möglich ist. Auch durch Innovationen wie beispielsweise Insulinformen bei Diabetes, die nur noch einmal pro Woche Anwendung finden (dürfen) oder die Pumpentherapie bei Parkinson verkompliziert sich nicht selten für Patienten und Angehörige die täglich zu absolvierende Aufgabe das richtige Arzneimittel zum richtigen Zeitpunkt anzuwenden. Auch das berühmte Schmerzpflaster wird häufig nicht korrekt appliziert.
Besonders komplexe Fälle werden daher in der wöchentlich stattfindenden Geriatrisch-Pharmakologischen Visite besprochen. Hierbei wird das Ärzte-Team von einer Apothekerin der internen Krankenhausapotheke unterstützt. Fragen zur Arzneimittelauswahl, der Dosisanpassung an Nieren- und Leberfunktion, der Auswahl der Applikationsform (wo und wie das Arzneimittel angewendet wird), Lieferfähigkeit und vieles mehr wird hierbei in Zusammenhang mit den Grunderkrankungen, deren leitliniengerechten Therapie und der akuten Situation besprochen. Ziel ist eine sichere Arzneimitteltherapie während des stationären Aufenthaltes ebenso wie perspektivisch zu Hause oder im Pflegeheim.
Bei Bedarf kann auch ein pharmazeutisches Entlassgespräch angeboten werden, in dem mit Patienten und Angehörigen der neue Medikationsplan besprochen wird.