Im höheren Lebensalter treten häufig komplexe Gesundheitsprobleme auf, die sich nicht eindeutig einem einzelnen Organ oder einer Krankheit zuordnen lassen. Diese sogenannten geriatrischen Syndrome sind charakteristisch für ältere Patientinnen und Patienten und spielen eine zentrale Rolle in der Altersmedizin.
Was sind geriatrische Syndrome?
Geriatrische Syndrome umfassen eine Gruppe von Krankheitsbildern, Zeichen und Beschwerden, die durch das Zusammenwirken verschiedener körperlicher, psychischer und sozialer Faktoren bedingt sind. Sie beeinflussen die Selbstständigkeit, Lebensqualität und Prognose der Betroffenen oft erheblich. Typische geriatrische Syndrome sind:
- Gang- und Gleichgewichtsstörungen, oft mit
- Sturzneigung
- Schmerzen
- Immobilität
- Inkontinenz (Harn- und Stuhlinkontinenz)
- Mangelernährung
- Frailty (Gebrechlichkeit)
- Depression und Schlafstörung
- Demenz und kognitive Einschränkungen
- Chronische Wunden
Warum sind geriatrische Syndrome so bedeutsam?
Anders als bei vielen klassischen Krankheiten stehen bei geriatrischen Syndromen nicht einzelne Organe, sondern die Funktionalität und Eigenständigkeit der älteren Person im Vordergrund. Häufig treten mehrere Syndrome gleichzeitig auf und bedingen sich gegenseitig. Ein Sturz kann z. B. zu Immobilität führen, die wiederum das Risiko für Druckgeschwüre, Depression oder kognitive Verschlechterung erhöht.
Ohne gezielte Diagnostik und Therapie kann daraus schnell eine Abwärtsspirale entstehen, die die Selbstständigkeit bedroht und stationäre Pflegebedürftigkeit notwendig machen kann.
Wie behandeln wir geriatrische Syndrome?
Das Management geriatrischer Syndrome bedeutet mehr als die Behandlung einzelner Symptome – es geht darum, den älteren Menschen möglichst ganzheitlich zu betreuen. Dazu gehören:
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen, besonders qualifizierte Pflegekräfte, Mitarbeitende der Physiotherapie, Physikalischen Medizin, Ergotherapie, Logopädie, Psychologie, sowie Mitarbeitende von Fallmanagement und Sozialdienst arbeiten Hand in Hand.
- Geriatrisches Assessment: Mit speziellen Untersuchungen wird die körperliche, geistige, emotionale und soziale Situation der Patientinnen und Patienten erfasst.
- Individuelle Therapieplanung: Ziele sind, vorhandene Ressourcen zu stärken, Risiken zu minimieren und die größtmögliche Selbstständigkeit sowie eine zufriedenstellende Lebensqualität zu erhalten oder wiederherzustellen.
- Frührehabilitation: Bereits im Akutkrankenhaus erfolgen gezielte Rehabilitationsmaßnahmen, um diese Ziele zu erreichen. Manchmal folgt auch die Empfehlung, im Anschluss noch eine geriatrische oder neurologische Rehabilitation anzutreten.