Definition
Das Harnblasenkarzinom ist die vierthäufigste bösartige Erkrankung des Mannes und die sechsthäufigste Krebserkrankung der Frau. Männern sind also etwa dreimal so häufig betroffen wie Frauen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass es allein in Deutschland jedes Jahr ca. 29.000 Harnblasenkrebs-Neuerkrankungen diagnostiziert werden. Nach der Prostatakrebserkrankung ist der Harnblasenkrebs die zweithäufigste bösartige Erkrankung des Harntraktes. Hier erhalten Sie Hinweise zu typischen Beschwerden und dem Weg zur Diagnose. Außerdem erhalten Sie umfangreiche Informationen zu den Therapiemöglichkeiten, wie endoskopischer Blasentumorresektion, PDD-unterstützte Operationen oder auch radikaler Harnblasenentfernung (Zystektomie mit Harnableitung), die heute auch bei einem Teil der Patienten minimal-invasiv, Roboter-assistiert mit dem Da Vinci Operationssystem durchgeführt werden kann.
Häufigkeit
Das Harnblasenkarzinom ist die vierthäufigste bösartige Erkrankung des Mannes und die sechsthäufigste der Frau. Dies bedeutet, dass es in Deutschland pro Jahr zu ca. 19.000 Neuerkrankungen bei Männern und etwa 7.500 bei Frauen kommt. Nach dem Prostatakrebs ist der Harnblasenkrebs die zweithäufigste bösartige Erkrankung des Harntraktes. Das höchste Erkrankungsrisiko besteht im sechsten und siebten Lebensjahrzehnt.
Ursachen
Den hauptsächlichen Risikofaktor an einem Harnblasenkarzinom zu erkranken stellt das Rauchen dar, des Weiteren haben Menschen, die beruflich mit Farb- und Lackierstoffen sowie Lösungsmitteln und einer Vielzahl weiterer Chemikalien in Berührung kommen, ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Eine Anerkennung als Berufskrankheit ist in diesen Fällen nach entsprechender Prüfung möglich (siehe Liste der berufsbedingten Harnblasenkarzinome).
Berufserkrankung
Das Harnblasenkarzinom ist zumeist durch Rauchen ausgelöst. Es kann aber auch eine berufliche Belastung mit bestimmten Gefahrstoffen gegeben sein, bei denen eine Berufserkrankung geprüft und gegebenenfalls anerkannt werden kann. Hier finden Sie eine Liste von Berufen und Gefahrstoffen, die mit der Entstehung von Blasenkrebs verbunden sein können.
Berufe, die vor mehr als 15 Jahren über einen Zeitraum von mehreren Jahren ausgeübt wurden
Stoffe, mit denen vor mehr als 15 Jahren über einen Zeitraum von mehreren Jahren gearbeitet wurde
Symptomatik
Das häufigste Symptom beim Harnblasenkarzinom ist der blutige Urin (Makrohämaturie) in ca. 75 % der Fälle. Diese Harnblutung ist typischerweise schmerzlos und oft sind alle Portionen des Urins verfärbt. Auch wenn eine Harnblutung nur einmalig auftritt oder vermeintlich als Folge einer Harnwegsinfektion auftritt, bedarf sie in jedem Fall einer urologischen Abklärung.
Ein weiterer Hinweis für das Vorliegen eines Harnblasenkarzinoms können Beschwerden beim Wasserlassen sein (Dysurie). Dies vor allem in Form von gehäuftem Wasserlassen (Pollakisurie) und Schmerzen während der Miktion (Algurie).
Diagnostik
Bei der Diagnostik des Blasenkrebses kommt es darauf an, möglichst exakt festzustellen, wie weit der Tumor ausgedehnt ist. Hier können neben der Untersuchung des Urins und endoskopischen Untersuchungen auch bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Computertomographie (CT), Kernspintomographie (NMR oder MR) und Skelettszintigraphie notwendig sein.
Die wichtigste Untersuchung zum Nachweis eines Blasentumors ist nach wie vor die Blasenspiegelung (Zystoskopie). Dabei wird die komplette Schleimhaut im Inneren der Blase auf Auffälligkeiten begutachtet. Darüber hinaus soll eine Beurteilung der Schleimhautverhältnisse des übrigen harnableitenden Systems – des Nierenbeckens und der Harnleiter – erfolgen, hierzu wird eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (Ausscheidungsurographie) durchgeführt. Eine urologische Diagnostik besteht darüber hinaus immer aus einem ausführlichen Gespräch (Anamnese und speziellen Berufsanamnese), einer körperlichen Untersuchung und einer Ultraschalluntersuchung. Zusätzlich erfolgen Untersuchungen von Urin und eine Blutprobe.
An Urintests steht an erster Stelle die Untersuchung auf auffällige Zellen unter dem Mikroskop mithilfe spezieller Färbungen (Urinzytologie) zur Verfügung. Die Urinzytologie ist ein etabliertes Verfahren, das vor allem aggressive und auch schwer erkennbare Tumoren nachweisen kann. Daneben sind in letzter Zeit eine Reihe weiterer Tests entwickelt worden, die hauptsächlich bestimmte Proteine (z. B. BTA, NMP22 etc.) nachzuweisen versuchen, die speziell in Tumorzellen oder bei Tumorpatienten vermehrt vorkommen. Auch wenn diese Tests teilweise recht gute Ergebnisse liefern, sind sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt keineswegs in der Lage, die Zystoskopie zu ersetzen. Sie sind jedoch eine sinnvolle Ergänzung zur Zystoskopie und werden in den nächsten Jahren voraussichtlich ihren Stellenwert noch erhöhen.
Nachsorge
Tumornachsorgeuntersuchungen sind insbesondere beim Harnblasenkarzinom entsprechend der Tumorausdehnung nach einem festen Fahrplan notwendig. Nur so kann ein Wiederkehren der Geschwulst so rechtzeitig erkannt werden, dass sich unnötige Komplikationen vermeiden lassen.
Die Nachsorge nach einer bösartigen Erkrankung der Blase ist immer Sache des niedergelassenen Urologen und muss streng eingehalten werden. Bereits in der Klinik erhalten Sie Ihren persönlichen Tumornachsorgepass. Der zeitliche Ablauf von notwendigen Untersuchungen ist dabei genau geregelt. Im Regelfall werden dabei neben Urinuntersuchungen auf Blutbeimengungen und Tumorzellen, in anfänglich kürzeren und später längeren Intervallen Blasenspiegelungen (Zystoskopien), Ultraschalluntersuchungen sowie körperliche Untersuchungen durchgeführt. Nach Zystektomie werden teilweise zusätzlich aufwändigere bildgebende Verfahren wie die Computertomographie, die Magnetresonanztomographie oder die Skelettszintigraphie eingesetzt. Neben der reinen Tumornachsorge können zusätzlich spezielle Untersuchungen hinsichtlich der Harnableitung notwendig sein (z.B. Nierenfunktion, Vitaminspeicher und Säure-Basen Haushalt).