Als Multimorbidität bezeichnet man das gleichzeitige Bestehen von mindestens zwei chronischen Erkrankungen bei einer Patientin/einem Patienten.
Multimorbidität und Lebensalter stehen in einem engen Zusammenhang: Die Zahl der Krankheiten und der Anteil der Erkrankten mit Multimorbidität nehmen mit dem Alter erheblich zu. So besteht im Alter von 50 Jahren bei nahezu der Hälfte der Bevölkerung mindestens eine Erkrankung. Im Alter von 65 Jahren sind bereits die meisten Menschen multimorbid.
Personen mit Multimorbidität erhalten nach der Berliner Altersstudie im Alter von über 70 Jahren durchschnittlich drei verschiedene Medikamente täglich. 35 % der über 70 Jahre alten Patientinnen und Patienten erhalten fünf bis acht verschiedene Medikamente täglich und 15 % sogar mehr als 13 verschiedene Medikamente pro Tag. Je höher die Zahl der eingenommenen Medikamente, umso höher sind deren unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen („Polypharmazie“).
Im Zusammenhang mit einer Multimorbidität treten auch Depressionen gehäuft auf, die Lebensqualität kann sinken, funktionelle Einschränkungen bei Alltagaktivitäten zunehmen.
Wichtige Folgen können häufigere Arztbesuche und Verordnungen, Überweisungen, Krankenhausaufnahmen, längere Verweildauern, häufigere postoperative Komplikationen und Pflegebedürftigkeit sein. Damit steigen auch die Kosten im Gesundheitssystem deutlich an.
Uns Geriaterinnen und Geriatern ist daher wichtig, Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachgebiete in die Diagnostik und Therapie einzubeziehen („interdisziplinär“). Therapeutinnen und Therapeuten aus den Bereichen der Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Physikalischen Therapie und Psychologie) unterstützen uns dabei.
Auch Vertreter weiterer Berufsgruppen kümmern sich in enger Abstimmung während des stationären Aufenthaltes um unsere geriatrischen Patientinnen und Patienten („multiprofessionelles Team“): Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialdienstes, des Fallmanagements, der Klinikseelsorge und eine speziell geschulte Apothekerin.
Unser Ziel ist ein ganzheitlicher Behandlungsansatz, der körperliche, seelische und soziale Ursachen von Erkrankungen angemessen berücksichtigt („bio-psycho-soziales Krankheitsmodell“). So möchten wir Lebensqualität wieder steigern und Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten.