„Die Altersmedizin hat sich durch die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung zu einem großen Zukunftsthema entwickelt. Geriatrie bedeutet Teamwork in der Medizin, weil die hochbetagten Patient*innen eine interdisziplinäre und interprofessionelle Behandlung benötigen. Sie leiden oft an akuten und chronischen Erkrankungen mehrerer Organsysteme gleichzeitig und nehmen häufig eine Vielzahl von Medikamenten ein, die zu Neben- und Wechselwirkungen führen können. Gerade diese Gruppe von Patient*innen ist auch auf eine enge räumliche Vernetzung zwischen Akut- und rehabilitativer Medizin angewiesen, wie sie am Klinikum Ingolstadt besteht“, erklärt Herting. Sie ist die Nachfolgerin von Dr. Michael Ruth, der in den Ruhestand gegangen ist.
Prof. Dr. Birgit Herting, Direktorin der Klinik für Akutgeriatrie
In der Klinik für Akutgeriatrie (mit Akutgeriatrischer Tagesklinik in der Münchner Straße) werden Patient*innen, die in der Regel über 65 Jahre alt sind, mit neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder in dem Zustand nach einem Schlaganfall behandelt. Am Klinikum Ingolstadt besteht seit 2021 eine eigene Sektion Alterstraumatologie, an der Unfallchirurgen und Geriater gemeinsam betagte Patient*innen mit orthopädischen Problemen, nach Stürzen und nach Operationen behandeln.
Einer der Schwerpunkte der klinischen und wissenschaftlichen Arbeit von Herting ist seit Langem die Früherkennung und Differenzialdiagnose von Parkinson-Syndromen (also der Ausschluss anderer Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik). Zu diesem Thema hatte sie sich bereits habilitiert. Auch die schmerztherapeutische und die palliativmedizinische Versorgung älterer und hochbetagter Menschen in Zusammenarbeit mit der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Palliativ- und Schmerzmedizin (Leitung Prof. Dr. Martina Nowak-Machen) sind ihr besonders wichtig.
Integrierte Versorgungskonzepte sind zukunftsweisend
„Integrierte Versorgungskonzepte, wie sie Prof. Herting in der Vergangenheit umgesetzt hat, sind zukunftsweisend. Hochbetagten Patient*innen und ihren Familien hilft eine enge Verzahnung des stationären, teilstationären und ambulanten Bereichs“, sagt Dr. Andreas Tiete, Geschäftsführer Medizin, Pflege und Informationstechnologie sowie Ärztlicher Direktor. „Auch in der Geriatrie treiben wir die Spezialisierung für unsere Patient*innen voran. Mit ihrer umfangreichen Erfahrung wird Prof. Herting die Akutgeriatrie und das Institut für physikalische und rehabilitative Therapie weiterentwickeln“, sagt Jochen Bocklet, Geschäftsführer Finanzen und Infrastruktur, Personal und Berufsbildungszentrum Gesundheit.
Ganzheitlicher Blick auf den Menschen in der späten Lebensphase wichtig
„Mir ist ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen in der späten Lebensphase und seine körperlichen und seelischen Bedürfnisse wichtig. Mit einer engen und gut koordinierten Zusammenarbeit von Ärzt*innen, speziell geschulten Pflegepersonen, den unterschiedlichen Therapieberufen, Neuropsycholog*innen, Apotheker*innen und Ernährungsberater*innen können wir viel bewirken, damit der Betroffene auch unter schwierigen Umständen seine Selbstständigkeit behält oder zurückgewinnt. Deswegen müssen wir Geriater*innen so gute Netzwerker*innen sein“, betont Herting. Die Medizinerin ist seit vielen Jahren erfahren in der spezialisierten Behandlung Hochbetagter. Sie war zuvor Chefärztin der Klinik für Neurologie und Gerontoneurologie am Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall und in leitender Funktion an der Neurologischen Universitätsklinik der TU Dresden tätig.
Seit 2009 lehrt sie als außerplanmäßige Professorin an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden. Lehre sowie Fort- und Weiterbildung seien Tätigkeiten, die ihr besondere Freude bereiten würden, berichtet Herting, deren Lehre mit einem Preis der Fakultät ausgezeichnet wurde.
Die gebürtige Würzburgerin hat dort Medizin studiert und war an den Universitätsklinika Würzburg und Dresden tätig. Sie ist Neurologin und darf die Zusatzbezeichnungen Geriatrie, Spezielle Schmerztherapie, Palliativmedizin und Ärztliches Qualitätsmanagement führen.
Privat schätzt die künftige Chefärztin der Geriatrie botanische Wanderungen und Naturfotografie. Sie freut sich auf den Naturpark Altmühltal und die reivolle historische Altstadt von Ingolstadt mit ihren zahlreichen sakralen Kunstwerken.