Neuer Chefarzt im Klinikum Ingolstadt
4. Januar 2016
Es geht um Schlaganfälle, Aneurysmen und viele andere Erkrankungen vor allem des Gehirns und des Zentralen Nervensystems. Sie können nun im Klinikum Ingolstadt noch ein Stück besser behandelt werden als zuvor schon. Denn mit Priv.-Doz. Dr. Jürgen Lutz hat das Schwerpunktkrankenhaus im geografischen Herzen Bayerns nicht nur einen renommierten Spezialisten auf seinem Fachgebiet dazugewonnen, sondern unter seiner Führung auch noch eine eigene Abteilung gegründet: das Institut für Neuroradiologie, das zum Zentrum für Radiologie und Neuroradiologie gehört.
Lange war das Klinikum schon auf der Suche – nun hat man endlich einen geeigneten Kandidaten gefunden, der den wichtigen neuen Fachbereich repräsentiert: Jürgen Lutz war nach seinem Studium zuvor elf Jahre lang am Klinikum Großhadern in München tätig und hat dort viel Erfahrung gesammelt. Seit vier Jahren war er Oberarzt für Neuroradiologie dort. Das Klinikum aber kennt er schon lange. Denn er stammt aus der Region. Der 40-Jährige ist bei Neuburg an der Donau aufgewachsen und hatte schon daher immer eine Verbindung in seine alte Heimat. Sein Onkel ist zudem Hautarzt im ÄrzteHaus am Klinikum, und in der Familie gibt es weitere Mediziner. „Die Medizin ist mir schon ein wenig in die Wiege gelegt worden“, sagt er. „Aber die Neuroradiologie ist auch bei uns neu“, sagt er schmunzelnd.
Seltene Spezialisten
Vor allem aber ist sie selten. So hatte das Klinikum – wie viel andere Krankenhäuser auch – lange vergeblich nach einem geeigneten und gut qualifizierten Kandidaten gesucht. Denn Neuroradiologen sind gefragt und schwer zu finden. Erste Kontakte zum Klinikum gab es schon vor mehr als einem Jahr über Lutz’ ehemaligen Münchner Kollegen Prof. Dr. Thomas Pfefferkorn, der seit 2013 die Neurologische Klinikum im Klinikum leitet, sowie im direkten Gespräch mit Heribert Fastenmeier. „Wir freuen uns, dass wir mit Herrn Lutz nun fündig geworden sind“, so der Geschäftsführer des Schwerpunktkrankenhauses. Von den rund 7.000 Radiologen in Deutschland sind nur etwa 330 in diesem speziellen Teilbereich und davon wiederum nur etwa ein Drittel auch interventionell tätig – so wie Jürgen Lutz.
Diese Kombination ist besonders gefragt, wenn es um eines der wichtigsten Aufgabengebiete der Neuroradiologie geht: die Schlaganfalltherapie. Lutz verstärkt hier das bereits gut aufgestellte Team der Stroke Unit, der Schlaganfallspezialstation des Klinikums, die unter der Leitung von Pfefferkorn steht. Gemeinsam mit ihm und Prof. Dr. Dierk Vorwerk, dem Direktor des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie, und seinem Team übernimmt er die interventionelle Schlaganfalltherapie, bei der die Blutgerinnsel, die Gefäße im Gehirn verschließen, dadurch die Blutversorgung von Teilen des Gehirns unterbrechen und den Schlaganfall verursachen, wieder aufgelöst werden.
Minimal-invasive Therapie
Dabei werden feine Instrumente über das Gefäßsystem in der Leiste bis zu dem Blutgerinnsel geführt und damit der Thrombus, der Blutpfropfen, mechanisch oder mithilfe von Medikamenten wieder aufgelöst. Aber auch andere Erkrankungen wie etwa Aneurysmen, also Aussackungen von Blutgefäßen, etwa im Gehirn können auf ähnliche Weise therapiert werden, indem sogenannte „Coils“ eingesetzt werden – Metallbändchen mit denen die Aussackung verschlossen wird. Auch Hirnblutungen und andere Erkrankungen wie Gefäßmissbildungen können auf ähnliche Art und Weise per minimal-invasivem Eingriff, also mithilfe der Schlüssellochchirurgie, behandelt werden.
Das Aufgabengebiet der Neuroradiologie umfasst vor allem das Gehirn und das Zentrale Nervensystem. Besonders wichtig ist die Neuroradiologie in der Diagnostik verschiedener Erkrankungen. „Mit dem neuen hochmodernen MRT, dem Kernspintomografen, des Klinikums sind hier sehr präzise Aufnahmen möglich“, freut sich Lutz. Sie sind besonders bei neurologischen Erkrankungen sowie beispielsweise als Grundlage für neurochirurgische Eingriffe sehr wichtig, die an der Neurochirurgischen Klinik unter der Leitung von Prof. Dr. Siamak Asgari durchgeführt werden. Auch für andere Fachbereiche ist die Arbeit des Instituts von Bedeutung, etwa für Patienten des Zentrums für psychische Gesundheit im Klinikum. Bei verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen wie etwa Schizophrenie, Depressionen oder Entzündungen können damit mögliche somatische Ursachen ausgeschlossen werden.
Teil des neuen Zentrums für Radiologie
Seit Ende letzten Jahres ist Lutz, der an der LMU in München sowie in San Francisco und in Kapstadt studiert hat, nun an seinem neuen Arbeitsplatz in Ingolstadt im Einsatz. Acht Jahre dauerte nach dem Studium die Ausbildung zum Spezialisten für Neuroradiologie. Die möchte er nun selbst am Klinikum vorantreiben und seine Erfahrung an jüngere Ärzte weitergeben. Denn der Bedarf in seinem kleinen, aber durchaus bedeutsamen Fachbereich werde schon aufgrund des demografischen Wandels weiter steigen – da ist er sich sicher. Sein Institut ist Teil des Zentrums für Radiologie und Neuroradiologie, das unter Vorwerks Leitung steht.
Seine Eindrücke vom Klinikum seien sehr positiv, so Lutz. Hier werde sehr, sehr gute Medizin gemacht. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen funktioniere ausgezeichnet, sagt er. „Ich wurde sehr gut aufgenommen.“ Am Anfang habe er sich im Klinikum noch das eine oder andere Mal verlaufen, aber inzwischen kenne er sich schon ganz gut aus. Und auch das Einleben in Ingolstadt sei für ihn und seine Familie kein großes Problem gewesen. Er wohnt bereits mit seiner Frau und den drei Kindern in Ingolstadt und fühlt sich hier „sehr wohl“, wie er sagt.
Nur in einer Hinsicht zieht es ihn immer wieder noch nach München. Er ist nicht nur Fußballfan des FC Bayern, sondern auch Mitglied und regelmäßig im Stadion. Aber auch den FC Ingolstadt hat er intensiv verfolgt, hat schon eine Karte fürs nächste Heimspiel und drückt nun auch den „Schanzern“ die Daumen. Nur für Hobbys bleibt als neuer Chefarzt gerade wenig Zeit. Wenn es die Zeit erlaubt, geht der ehemalige Fußballer gerne laufen. Aber derzeit ist er noch dabei, sich einzuarbeiten. Wie gefragt seine Tätigkeit ist, zeigt schon die Tatsache, dass er von Beginn an voll im Einsatz war: Schon in den ersten vier Wochen hat er gleich mehrere Schlaganfälle, Aneurysmen, Fisteln und anderes erfolgreich behandelt.