Die Diagnose Krebs ist ein Schock. Rund 500.000 Menschen in Deutschland werden jährlich mit dieser Erkenntnis konfrontiert. Bei den Betroffenen löst die Erkrankung verständlicherweise große Sorgen und Ängste aus vor dem, was auf sie zukommt.
Was ist Krebs überhaupt und wie entsteht er?
Unter den Begriff Krebs fallen verschiedene Erkrankungen, die durch bösartige Tumoren entstehen und zu Veränderungen in den Zellen führen. Die Erkrankung hat ihren Ursprung in unserem Erbgut. Bei der Krebsentwicklung spielen drei Gruppen von Genen eine Rolle: Die Onkogene, die Tumorsuppressor-Gene und die Reparaturgene. Deren gemeinsame Aufgabe ist es, die Reifung der Zellen zu steuern. Die Onkogene sind für das Zellwachstum zuständig, die Tumorsupressor-Gene verhindern sie, wenn der Körper sie gerade nicht benötigt. Treten in diesen Genen Veränderungen auf, sogenannte Mutationen, repariert das dritte Gen die Schäden in der Regel problemlos. Versagt das Reparaturgen, entwickelt sich ein unkontrollierbares Wachstum der Zellen, das zu Krebs führt.
Man unterscheidet zwischen gut- und bösartige Tumoren. Während gutartige Tumoren zwar sehr groß werden können, bleiben sie doch innerhalb ihres Ursprungsortes. Bösartige Tumoren hingegen breiten sich aus und bilden Metastasen. Sie überwinden Organgrenzen, dringen in Lymph- oder Blutgefäße ein und verdrängen nach und nach gesundes Gewebe. Manche Krebszellen wachsen sehr langsam, so dass die Erkrankung lange unerkannt bleibt. Andere Krebserkrankungen hingegen entwickeln sich rasend schnell und sind hochaggressiv.
Krebs ganzheitlich behandeln
Je früher eine Krebserkrankung entdeckt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Im Klinikum stehen den Betroffenen Spezialistinnen und Spezialisten von der Diagnose bis zur abgeschlossenen Therapie zur Seite. Die interdisziplinären Teams bestehen aus onkologischen Internisten und Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen, Apothekern, Laboranten, spezialisierten Pflegekräften, Therapeuten, Psychologen und Sozialarbeitern. In gemeinsamen Tumorkonferenzen stimmen die behandelnden Spezialistinnen und Spezialisten die optimalen Behandlungsschritte ab.
Eine Krebserkrankung verändert nicht nur den Körper der Patientinnen und Patienten, sondern auch oft deren Psyche. Ängste, Unsicherheit und Mutlosigkeit sind Gefühle, die Betroffene überkommen und nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das von Familie und Freunden ändert. Nicht immer können Betroffene ihre Sorgen und ihr Leiden offen gegenüber ihren Lieben äußern. Sei es, weil sie sich missverstanden fühlen oder weil sie ihr Umfeld nicht ängstigen wollen. In dieser schwierigen Lebensphase sind speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums da. Denn der Kampf gegen die Krankheit ist im Klinikum ein ganzheitlicher Ansatz.
Im nachfolgenden werden die verschiedenen Disziplinen der Krebstherapie vorgestellt, die im Klinikum Hand in Hand zusammenarbeiten, um Krebspatientinnen und -Patienten bestmöglich zu behandeln.
Tumoren und Krebserkrankungen, die im Klinikum unter anderem behandelt werden:
- Prostatakrebs
- Harnblasentumoren
- Nierentumoren
- Tumoren der Verdauungsorgane (u.a. Darmkrebs, Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs)
- Brustkrebs
- Unterleibskrebs
- Krebs in den Atmungsorganen
- Hirntumoren
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Leberkrebs
- Schilddrüsenkrebs
- Tumoren in Knochen und Gelenken
- Hautkrebs
- Leber- und Lungenmetastasen
Die Onkologischen Krebszentren
Im Klinikum stehen vier zertifizierte, onkologische Zentren zur Krebstherapie zur Verfügung: das BrustZentrum, das Gynäkologische KrebsZentrum, das DarmZentrum und das ProstatakarzinomZentrum. Die Zentren sind Bereiche oder interdisziplinäre Zusammenschlüsse einzelner Fachkliniken (Frauenklinik, Klinik für Urologie, der Klinik für Chirurgie sowie der Medizinischen Klinik II), um den Patientinnen und Patienten zusätzlich zum Leistungsangebot der jeweiligen Kliniken eine optimal abgestimmte Behandlung sowie Vor- und Nachbetreuung anzubieten.
In jedem Zentrum arbeiten ärztliche wie pflegerische Fachkräfte, die auf die Behandlung von Brustkrebs, Unterleibskrebs, Darmkrebs und Prostatakrebs spezialisiert sind.
Um das Prädikat „Zentrum“ tragen zu dürfen, muss die Krebstherapie höchsten Qualitätsanforderungen entsprechen. Die vier Zentren des Klinikums werden daher regelmäßig von einer externen Zertifizierungsstelle der Deutschen Krebsgesellschaft überprüft und neu bewertet.
Urologische Krebserkrankungen behandeln die Spezialisten im Klinikum mit dem OP-Roboter da Vinci.
Operative Therapie
Eine Säule der Krebsbehandlung ist die Operation. Hierbei gilt der Grundsatz: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Im Idealfall kann der Tumor bei der Operation vollständig entfernt werden und das befallene Organ erhalten bleiben. Insbesondere in der Neurochirurgie bei Eingriffen im und am Gehirn ist der Grat zwischen zu viel oder zu wenig sehr schmal. „Da braucht es Fingerspitzengefühl und jahrelange Erfahrung“, weiß Prof. Dr. Siamak Asgari, Direktor der Klinik für Neurochirurgie.
Für operative Eingriffe stehen im Klinikum nicht nur eine der modernsten Operationssäle Bayerns zur Verfügung, sondern auch Hightech-Medizingeräte und erfahrene Chirurginnen und Chirurgen. So steht für die Urologie seit diesem Jahr die jüngste Generation des OP-Roboters da Vinci zur Verfügung. „Der neue da Vinci macht Eingriffe für Patienten noch schonender und sicherer“, erklärt Prof. Dr. Andreas Manseck, Direktor der Klinik für Urologie.
Wann immer es die Eingriffe zulassen, werden Tumoroperationen im Klinikum minimal-invasiv durchgeführt. Über kleine Hautschnitte führen Operateure die Instrumente und die Kamera in das betroffene Gebiet ein. Patientinnen und Patienten erholen sich rascher und können so schneller wieder in ihr gewohntes Umfeld zurück.
Bei der Strahlenbehandlung werden die Tumorzellen rein lokal zerstört. Jeder zweite Krebspatient wird mit dieser Methode behandelt.
Strahlentherapie
Zwei Drittel aller Krebspatientinnen und -patienten werden im Laufe ihrer Erkrankung strahlentherapeutisch behandelt. Einerseits um Tumorerkrankungen zu heilen, andererseits um bei unheilbaren Erkrankungen die Schmerzen zu lindern. Eine Strahlentherapie wird meist in Kombination mit einer Chemotherapie sowie vor oder nach dem operativen Eingriff durchgeführt. Sie ist damit ein zentraler Baustein in der Krebstherapie. „Bei der Strahlenbehandlung wird der Krebs lokal bekämpft. Die tumorzerstörende Wirkung tritt also nur innerhalb des bestrahlten Feldes auf“, erklärt Prof. Dr. Andreas Schuck, Direktor des Instituts für Strahlentherapie und radiologische Onkologie.
Den Patientinnen und Patienten stehen im Klinikum modernste strahlentherapeutische Verfahren zu Verfügung, dazu zählen unter anderem stereotaktische Bestrahlung, Rapid-Arc Therapie oder die atemgetriggerte Bestrahlung.
Im Reinraumlabor der Klinikums-Apotheke bereiten Mitarbeiter individuelle Krebsmedikamente für die Chemotherapie vor.
Chemotherapie
Die Chemotherapie ist ein zentrales Element bei der Bekämpfung bösartiger Tumoren. Chemische Substanzen, die sogenannten Zytostatika, greifen in den Zellteilungsprozess ein mit dem Ziel, Tumorreste und Metastasen zu zerstören. Sie werden für jeden Patienten individuell im Reinraumlabor der Klinikums-Apotheke hergestellt. Jährlich werden so für die Patientinnen und Patienten des Klinikums knapp 7.000 Infusionen, Spritzen und Pumpen zubereitet. Wie und mit welchen chemischen Mitteln die Therapie durchgeführt wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren, wie der Art und dem Fortschritt des Tumors und dem jeweiligen Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten, ab.
Spezielle Unterstützung
70.000 Frauen erkranken jährlich an Brustkrebs. Frühzeitig erkannt, sind die Heilungschancen hoch.
Brustkrebs – Und jetzt?
Mit der Diagnosestellung „Brustkrebs“ beginnt für die Patientinnen ein komplexer Behandlungsprozess. Die Breast Care Nurse, eine speziell ausgebildete Pflegeexpertin, berät und unterstützt betroffene Frauen zu den Abläufen und Inhalten der Diagnostik und Therapie. „Wir koordinieren für unsere Patientinnen Termine und Abläufe von der Diagnose bis zur Entlassung und helfen ihnen den Alltag während und nach der Therapie zu bewältigen“, erklärt Petra Weißbach, Breast Care Nurse im Klinikum. Ein besonderes Angebot ist das Café Lebensfreude. Hier kommen regelmäßig Patientinnen und ehemalige Patientinnen zusammen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Ressourcen aktivieren
Eine Krebserkrankung stellt für die Betroffenen eine erhebliche psychische Belastung dar. In dieser Situation erhalten Betroffene auf Wunsch psychologische Hilfe. Psychoonkologen des Klinikums unterstützen Krebspatientinnen und -patienten und deren Angehörige dabei, mit der Erkrankung und den damit verbundenen Ängsten und Sorgen umzugehen. „Wir helfen dabei, Ressourcen zu aktivieren“, erklärt Dr. Rupert Roschmann, leitender Psychoonkologe. Dafür werden Gespräche angeboten, Entspannungstechniken vermittelt oder über außerklinische Beratungsstellung informiert. Wo möglich fließen Inhalte aus den Gesprächen in die weiterführende Krebstherapie ein, um die Patientinnen und Patienten mit ihren speziellen Bedürfnissen und individuellen Lebenssituation optimal zu betreuen. Die Psychoonkologie arbeitet auch eng mit dem klinischen Sozialdienst sowie der Seelsorge zusammen.
Den Körper neu entdecken
Die Krebstherapie verändert den Körper. Nicht immer ist es möglich, das erkrankte Organ in seiner vollen Funktion zu erhalten. Um mit der neuen Situation zurecht zu kommen, unterstützen Therapeutinnen und Therapeuten des Klinikums die Patientinnen und Patienten. Dazu gehören beispielsweise spezielle Kräftigungsübungen des Beckenbodens nach Prostata- oder Unterleibsoperationen, Anleitungen zur schmerzfreien Bewegung nach Darm-OPs oder praktische Hinweise für Betroffene nach einer Brustkrebs-Operationen.