Wenn jede Sekunde zählt
7. September 2018
Internationaler Tag der Ersten Hilfe: Sofortmaßnahmen retten Leben
Die meisten Unfälle passieren im Haushalt. Mit über einer Million jährlich sind es laut Statistik sogar mehr als im Straßenverkehr. Das liegt unter anderem daran, dass man in den eigenen vier Wänden oft unvorsichtig wird, sei es aus Routine oder schlichtem Leichtsinn. Schnittverletzungen, Verbrennungen, Vergiftungen und Stürze sind die häufigsten Haushaltsunfälle, die im schlimmsten Fall tödlich enden können.
Auch wenn der Drehstuhl schon zigmal gute Dienste als Tritthilfe zum Regale abstauben geleistet hat, ist er eine potentielle Gefahrenquelle für schmerzhafte bis lebensbedrohliche Stürze. Kommt es tatsächlich zum Unfall, ist schnelle Hilfe gefragt. „In Notfallsituation kann sich jeder ganz plötzlich wiederfinden – egal ob zuhause, am Arbeitsplatz oder unterwegs,“ so Dr. Florian Demetz, Direktor der Notfallklinik und des RettungsZentrums im Klinikum Ingolstadt. Als Chefarzt des Bayerischen Roten Kreuzes in Ingolstadt und erfahrener Notarzt weiß Dr. Demetz, wie wichtig das beherzte Eingreifen von Ersthelfern ist: „Ersthelfer können nichts falsch machen, außer nichts zu tun. Oft sind sie es, die dem Patienten durch ihre schnelle Reaktion das Leben retten.“
Zehn Tipps von Dr. Florian Demetz in Notfallsituationen:
- Bleiben Sie ruhig und verschaffen Sie sich einen Überblick über die Situation!
- Bringen Sie den Verletzten, wenn möglich, aus der Gefahrenzone!
- Achten sie darauf, sich während der Rettungsmaßnahmen nicht selbst in Gefahr zu bringen!
- Wählen Sie den Notruf 112: Wo? Was? Wie viele? Welche? Warten auf Rückfrage!
- Sprechen Sie den Verletzten an!
- Kontrollieren Sie die Atmung!
- Bei Bewusstlosigkeit: Bringen Sie den Verletzten in die stabile Seitenlage!
- Keine Atmung: Starten Sie die Wiederbelegung mit einer Herzdruckmassage!
- Bei starker Blutung: Legen Sie einen Druckverband an!
- Bleiben Sie beim Verletzten bis der Rettungsdienst übernimmt!
Häufige Haushaltsunfälle und was zu tun ist:
Was tun bei Schnittverletzungen?
Kleine Schnittverletzungen zunächst etwas bluten lassen, um mögliche Keime und Fremdkörper aus der Wunde zu spülen. Bei stark blutenden Wunden gilt das nicht. Eine solche Verletzung muss umgehend mit einem Druckverband verschlossen werden: Die Wunde mit einem sterilen Verband schließen und ein ungeöffnetes Verbandpäckchen auf den Verband drücken und mit einem zweiten Verband fixieren. Bei größeren Verletzungen unbedingt zum Arzt gehen oder Notarzt rufen, da die Wunde gereinigt, ggf. geklebt oder genäht werden muss, manchmal ist auch eine Tetanusimpfung notwendig.
Was tun bei kleineren Verbrennungen?
Kleine Verbrennungen mit fließendem handwarmen Wasser kühlen. Falls möglich Kleidungsstücke entfernen und Wunde locker mit keimfreien Verband bedecken z.B. mit sterilen Kompressen. Zum Arzt gehen. Bei großflächigen Verbrennungen rufen Sie den Notarzt.
Was tun bei Vergiftungen?
Notarzt rufen. Restliche Substanz aus dem Mund entfernen. Nicht erbrechen. Viel trinken, um die giftige Substanz zu verdünnen. Aber: Keine Milch und keine kohlensäurehaltigen Getränke!
Was tun bei Knochenbrüchen?
Die Bruchstelle nicht bewegen, nach Möglichkeit mit einer Schiene ruhig stellen. Einen offenen Bruch mit einer keimfreien Wundauflage bedecken. Suchen Sie die Notaufnahme auf oder rufen sie den Notarzt.
Ersthelfer sind Lebensretter
In Deutschland ist jeder grundsätzlich gesetzlich verpflichtet, Erste Hilfe – im Rahmen seiner Möglichkeiten – zu leisten. Ersthelfer brauchen dabei keine Angst vor rechtlichen Konsequenzen zu haben, selbst wenn der Patient beispielsweise durch eine Herz-Druck-Massage eine Rippenverletzung erleidet. Denn nur, wer nicht eingreift, macht sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig.
Jedes Jahr findet am zweiten Samstag im September der internationale Tag der Ersten Hilfe statt. Er soll darauf aufmerksam machen, wie wichtig es für jeden Einzelnen ist, Grundkenntnisse über Notfallmaßnahmen zu haben. Der Aktionstag wurde 2000 von der internationalen Vereinigung der Rotkreuz- und Halbmondorganisationen ins Leben gerufen.
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