Arbeiten die Nieren nicht mehr richtig, werden Betroffene in Ingolstadt professionell versorgt

Sie befinden sich unterhalb des Zwerchfells sowie links und rechts neben der Wirbelsäule. Sie sind bohnenförmig, bei Erwachsenen etwa zehn bis zwölf Zentimeter lang und 120 bis 200 Gramm schwer- unsere Nieren. Und: Sie sind wahre Multitalente. Denn die beiden Organe übernehmen eine ganze Reihe wichtiger Funktionen in unserem Körper.

 

Die Aufgaben

Eine der Hauptaufgabe der Nieren ist es, den menschlichen Wasserhaushalt zu steuern. Sie halten das Volumen der Körperflüssigkeit, insbesondere des Blutplasmas, sowie die darin enthaltenen Substanzen auf gleichmäßigem Niveau. Alle überflüssigen Stoffe scheidet der Körper mit dem Urin aus. Damit einher geht eine weitere wichtige Funktion: die Entgiftung des Körpers – sowohl von körperfremden Substanzen, wie beispielsweise Medikamenten, als auch körpereigenen Produkten, die durch den Stoffwechsel anfallen. Außerdem sorgt das Organ-Duo für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt, einen geregelten Blutdruck sowie eine funktionierende Hormonproduktion. Letztere ist unter anderem auch für gesunde und starke Knochen von Bedeutung. Bei der Fülle der Aufgaben, die die Nieren übernehmen, ist schnell klar, dass eine Erkrankung der Organe gravierende Auswirkungen auf den Körper hat. „Der gesamte menschliche Organismus ist dann betroffen“, so Dr. Friedrich Lazarus, Direktor der Medizinischen Klinik III, die auf Nierenkrankheiten spezialisiert ist, und Leiter des KfH-Nierenzentrums Ingolstadt.

Erkrankung der Nieren

Arbeiten die Nieren nicht mehr, müssen Betroffene drei Mal pro Woche zur Blutwäsche. Arbeiten die Nieren nicht mehr, müssen Betroffene drei Mal pro Woche zur Blutwäsche.

Nieren können akut oder chronisch versagen, in der Medizin spricht man dann von „Niereninsuffizienz“ Die akute Form entsteht innerhalb weniger Stunden oder Tage und ist umkehrbar. Die chronische Erkrankung entwickelt sich schleichend und ist nicht mehr heilbar. Gemeinsam haben beide Formen, dass die Nieren nicht mehr arbeiten und somit ihre umfangreichen Aufgaben nicht mehr erfüllen können.

 

 

 

 

Die Ursachen

Plötzliches Nierenversagen kann durch einen großen Blutverlust auftreten, zum Beispiel nach einem schweren Unfall oder durch schwere akute Krankheiten, wie bei Sepsis. Es kann auch Folge von Vergiftungen oder allergischen Reaktionen der Nieren auf Medikamente sein. „Bei rund der Hälfte der Patientinnen und Patienten erholt sich die Nierenfunktion nach einer akuten Schädigung“, erklärt Dr. Lazarus.

Chronisches Nierenversagen ist hingegen ein schleichender Prozess. Häufigste Ursachen dafür sind Bluthochdruck und Diabetes einhergehend mit Übergewicht. Aber auch angeborene Erkrankungen wie Zystennieren, Nierensteine oder viele andere Erkrankungen können zu Grunde liegen. „Bei den Patientinnen und Patienten mit Diabetes wird jeder Dritte nierenkrank“, warnt der Mediziner.

Auch Branislava R. aus Ingolstadt war wegen Diabetes und Bluthochdruck bei ihrem Hausarzt in Behandlung bis sich der Verdacht bestätigte, dass die Nieren der 68-Jährigen nicht mehr richtig arbeiten.

Die Diagnose

„Ich habe bereits eine Herz-Operation hinter mir. Mein Blutdruck war zu hoch, so dass mein Arzt das Blut getestet hat. Daraufhin habe ich einen Termin bei einem Nierenspezialisten vereinbart. Der hat mich dann schnell ins Klinikum überwiesen, da meine Nieren schon nicht mehr richtig gearbeitet haben“, erzählt Branislava R. Sie habe keine Anzeichen bemerkt, dass ihre Nieren nach und nach den Dienst quittieren. „Eine Nierenerkrankung ist im Frühstadium nicht erkennbar. Risikopatienten sollten sich daher regelmäßig untersuchen lassen. Blut und Urinproben sowie Ultraschall-und Gewebeuntersuchung geben Aufschluss über eine Erkrankung“, erklärt Dr. Lazarus. Symptome, die auf eine Nierenerkrankung hindeuten, können Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Übelkeit, Krämpfe, Blutarmut, Veränderungen der Haut oder porös werdende Knochen sein.

Die Behandlung

Je nachdem in welchem Stadium das Nierenleiden entdeckt wird, beginnt die Behandlung mit Medikamenten. „Es gibt leider noch kein Mittel, das die Nierenfunktion wieder herstellt. Die Medikamente können lediglich die Bedingungen für das Funktionieren der Nieren verbessern und das Fortschreiten der Erkankung verhindern oder verlangsamen“, schränkt der Nephrologe ein: „Bei fast allen chronisch Nierenkranken kommt es zu Begleiterkrankungen. Diese versuchen wir so gut und so frühwie möglich mitzubehandeln, damit Spätschäden verhindert werden.“

Wie bei vielen Patientinnen und Patienten hatten auch bei Branislava R. die Nieren schon soweit versagt, dass sie bereits mit der Diagnosestellung regelmäßige Dialysen benötigte, um dem Körper Flüssigkeit und Giftstoffe zu entziehen.

Seit vier Jahren ist die Rentnerin drei Mal in der Woche für rund fünf Stunden im KfH-Nierenzentrum im Ärztehaus neben dem Klinikum. „Frau R. ist im Nierenzentrum zur sogenannten Hämodialyse, der am häufigsten angewandten Dialyseform“, erklärt Dr. Lazarus. Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers durch eine „künstliche Niere“ geleitet und so von Abfallstoffen gereinigt und wieder in den Körper zurückgeleitet. Die Dialyse übernimmt dabei die lebenswichtigen Aufgaben der Blutreinigung und der Regelung des Volumenhaushalts für die Nieren.

Patientinnen und Patienten können sich rund um die Uhr im Dialysezentrum versorgen lassen. „Es gibt eine Früh-, Nachmittags, Abend- und auch Nachtdialyse. So versuchen wir Bedingungen zu schaffen, dass Betroffene ihren Alltag trotz Krankheit weiterhin möglichst gut bewältigen können“, sagt der Leiter des KfH-Nierenzentrums Ingolstadt und Chefarzt der Nephrologie im Klinikum.

Branislava R. besucht montags, mittwochs und freitags die Frühdialyse. „Ich komme trotz allem gern ins Dialysezentrum. Die Krankenschwestern sind alle sehr nett und hilfsbereit. Wir sind immer die gleiche Truppe im Zimmer. Da geht es manchmal auch recht lustig zu“, erzählt die 68-Jährige. Dass sie nur noch möglichst wenig trinken dürfe, falle der Patientin immer noch sehr schwer. „Da muss ich sehr aufpassen, weil sich sonst zu viel Wasser in meinem Körper sammelt“, sagt sie. Trotz Krankheit hat die Rentnerin große Pläne. Im Herbst will sie für sechs Wochen in ihre alte Heimat nach Mazedonien reisen. Sie hat bereits alles organisiert, damit sie dort wie gewohnt die lebenswichtige Dialyse fortsetzen kann.

Shuntzentrum

Ein Dialysegerät übernimmt die Aufgaben der Nieren. Herzstück des Geräts ist der Dialysator, der die Giftstoffe aus dem Blut filtert. Ein Dialysegerät übernimmt die Aufgaben der Nieren. Herzstück des Geräts ist der Dialysator, der die Giftstoffe aus dem Blut filtert.

Bei der Hamödialyse werden zwischen 250 und 300 Milliliter Blut in der Minute aus dem Körper geleitet und wieder zurückgeführt. Damit dies reibungslos funktioniert, benötigen die Patientinnen und Patienten einen sogenannten entsprechenden Gefäßzugang: Entweder einen Katheter in einer große Vene oder – besser – einen „Dialyseshunt“, eine Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene. „Der Gefäßzugang wird von den Spezialisten der Klinik für Gefäßchirurgie gelegt“, erklärt Dr. Lazarus. Zum Shuntzentrum im Klinikum gehört darüber hinaus auch das Institut für Radiologie. Bei einem Shuntverschluss entfernen die Radiologen das Gerinnsel mittels Kathetermethode oder erweitern die Engstelle im Shunt. „Im Shuntzentrum behandeln wir Nierenkranke in enger Abstimmung zwischen den drei Fachbereichen. Wir profitieren im Klinikum von kurzen Wegen und einem schnellen Austausch. Die Patientinnen und Patienten werden so optimal von unseren Spezialistinnen und Spezialisten betreut.“

 

Gibt es Alternativen zur Hämodialyse?

Dr. Friedrich Lazarus, Spezialist für Nierenkrankheiten, ist Direktor der Medizinischen Klinik III im Klinikum Ingolstadt und Leiter des KfH-Nierenzentrums Ingolstadt. Dr. Friedrich Lazarus, Spezialist für Nierenkrankheiten, ist Direktor der Medizinischen Klinik III im Klinikum Ingolstadt und Leiter des KfH-Nierenzentrums Ingolstadt.

Dr. Friedrich Lazarus: Alternativen zur Hämodialyse sind die Bauchfelldialyse und die Nierentransplantation, also die Übertragung einer Niere von einem Spender. Bei der Bauchfelldialyse übernimmt das Bauchfell die Filterfunktion der Nieren. Betroffene können diese Art der Dialyse eigenständig zu Hause oder unterwegs durchführen. Sie brauchen jedoch viel Eigenverantwortung. Meist lässt sich dieses Verfahren einige Jahre anwenden, bevor das Bauchfell ermüdet und auf die Hämodialyse umgestiegen werden muss, falls die Patientin oder der Patient bis dahin keine Spenderniere erhalten hat.

Für eine Nierentransplantation kommen Patientinnen und Patienten in Frage, die nicht zu viele Begleiterkrankungen haben. Voraussetzung ist auch eine gute Gefäßsituation. Die Wartezeit für eine Spenderniere beträgt durchschnittlich sieben bis acht Jahre. Auch eine Lebendspende kommt unter bestimmen Voraussetzungen in Frage , wenn ein Spender oder eine Spenderin zur Verfügung steht. Dafür gibt es natürlich keine Wartezeit.

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht: 8. Januar 2020 | Aktualisiert: 11. November 2024 | Kategorien: Pressemitteilungen |
Sie können diesen Beitrag teilen.