Mit Beginn des neuen Schuljahres machen sich viele Eltern Sorgen, ob sie ihren Kindern mit dem schweren Ranzen nicht zu viel zumuten. Wie Rückenschmerzen mit der richtigen Ausrüstung entgegengewirkt werden kann und was Kinder sonst tun können, um schmerzfrei zu bleiben, erklärt Dr. Micha Bahr, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie am Klinikum Ingolstadt

Sie tragen im wahrsten Sinne des Wortes große Lasten auf Rücken und Schultern: die Schulkinder. Mit Beginn des neuen Schuljahres schleppen sie wieder Bücher, Hefte und noch so allerlei Zeug zur Schule und nach Hause. Eine Studie besagt, dass bereits jedes zweite Kind unter Rückenschmerzen leidet. „Die Schulranzen sind häufig zu schwer, oft passt er auch nicht richtig“, weiß Dr. Micha Bahr, selbst Vater schulpflichtiger Kinder: „Rückenprobleme sind heute auch bei Jüngeren keine Seltenheit mehr. Oft haben sie Beschwerden, die wir eigentlich so nur von der älteren Generation kennen.“

Ein passender Schulranzen trägt bereits viel dazu bei, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Dr. Micha Bahr, der unter anderem Rucksack-Hersteller bei der Entwicklung ihrer Produkte berät, erklärt, was einen guten Ranzen ausmache: „Der Schwerpunkt des Rucksacks sollte möglichst eng am Rücken liegen. Außerdem sollte sich das Rückentragesystem an die natürliche Form der Wirbelsäule und des Rückens anpassen, auch die Schultergurte sollten sich an der Schulterbreite des Kindes orientieren.“ Rucksäcke sollten außerdem nicht zu ausladend sein, um die Bewegungsfreiheit der Kinder nicht einzuschränken. „Dies ist besonders in Gefahrensituationen wichtig, wenn es darum geht, sich flink zu bewegen“, so der Kindermediziner.

Auch beim Packen des Ranzens gibt es eine Grundregel zu beachten: schwere Bücher und Blöcke nach hinten an den Rücken, Leichtes weiter nach vorne. Insgesamt sollte die Schultasche nicht mehr als zehn Prozent des Körpergewichts wiegen. Auch die Gestaltung des Arbeitsplatzes der Kinder, an dem sie ihre Hausaufgaben erledigen, kann die Gesundheit erhalten und verbessern. Ein schräger Schreibtisch beispielsweise kommt der Augenachse wesentlich entgegen. Außerdem sollten die Tische und Stühle an die Größe angepasst sein, um Haltungsschäden im Kinder- und Jugendalter zu vermeiden. Wichtig ist darüber hinaus, dass Schüler beim Lernen nicht nur am Schreibtisch sitzen, sondern zwischendurch aufstehen und im Zimmer auf und ab laufen. Hin und wieder den Schreibtischstuhl gegen einen Sitzball auszutauschen, fördert die Rücken- und Bauchmuskulatur. 

Bewegung macht schlau

Kinder bewegen sich zunehmen weniger. Die oftmals ohnehin knappe Freizeit wird am Smartphone oder an der Spielekonsole verbracht. Eine weitere wesentliche Ursache der Beschwerden: Bewegungsmangel. Wer also Schmerzen vorbeugen will, braucht Bewegung im Alltag. „Sport, wie beispielsweise Schwimmen, ist gleichermaßen Präventionsmaßnahme und Therapieform bei schmerzgeplagten Kindern,“ sagt Dr. Bahr. Doch sportliche Aktivitäten machen nicht nur den Körper fit und gesund, sondern auch die Seele und das Gehirn. Denn Bewegung baut Stress ab und sorgt für Entspannung. Sie kann aber noch mehr: Lernforscher haben herausgefunden, dass die Konzentration und Lernfähigkeit zunimmt. Beim Sport werden Teile des Gehirns aktiviert, die im Austausch mit dem Gedächtnis und dem Sprachzentrum stehen. Bewegung hält Kinder also nicht nur gesund und fit, sondern macht sie auch schlau.

Wenn Kinder und Eltern diese Tipps und Tricks beachten, steht einem beschwerdefreien neuen Schuljahr nichts mehr entgegen.

Veröffentlicht: 3. September 2018 | Aktualisiert: 11. November 2024 | Kategorien: Pressemitteilungen |
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