Krampfartige Bauchschmerzen vor allem im rechten Unterbauch, Durchfall über mehrere Wochen hinweg und Fieber – das alles sind Anzeichen für die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn. „Bei Morbus Crohn handelt es sich nicht um eine bloße oberflächliche Entzündung der Darmwand, sondern es sind die tieferen Schichten betroffen“, erklärt Prof. Dr. Josef Menzel, Direktor der Medizinischen Klinik II im Klinikum Ingolstadt. Als Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie ist er Spezialist für Magen-Darm-Erkrankungen. „Grundsätzlich kann die Entzündung in jedem Abschnitt des Verdauungstrakts auftreten. Am häufigsten ist jedoch das Ende des Dünndarms oder der obere Abschnitt des Dickdarms betroffen.“ Die Erkrankung verläuft meist in Schüben – Betroffene sind zeitweise beschwerdefrei, dann treten die Symptome wieder auf. Bei fortschreitender Erkrankung kommen weitere Beschwerden hinzu. Das können Fisteln, Fissuren (Einrisse der Haut bzw. Schleimhaut) oder Abszesse sein. Durch Verklebungen des Darms kann es sogar bis zum Darmverschluss kommen.
Nach Angaben des Deutschen Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) e.V. leiden in Deutschland fast 400.000 Menschen an einer der beiden chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Bei den meisten Patientinnen und Patienten tritt Morbus Crohn im Alter zwischen 15 und 34 Jahren auf. Aber auch ältere Menschen können betroffen sein. Die Ursachen, die zur Erkrankung führen, sind bis heute nicht geklärt. „Man geht davon aus, dass genetische Faktoren und Umwelteinflüsse sowie immunologische Prozesse eine Rolle spielen“, so Prof. Menzel.
Diagnose
Liegen erste Verdachtsmomente für Morbus Crohn vor, die in der Regel von niedergelassenen Haus- oder Fachärzten durch körperliche Untersuchung oder Blutwerte ermittelt werden, ist eine Darmspiegelung nötig. Auch diese wird in der Regel durch die niedergelassenen endoskopierenden Ärzte vorgenommen. Für kritische Fälle kann diese Untersuchung auch unter stationären Bedingungen erfolgen. „Für eine eindeutige Diagnose müssen die Darmschleimhaut genauer betrachtet und Gewebeproben genommen werden“, erklärt Prof. Dr. Menzel. Anhand der Proben können Veränderungen nachgewiesen werden, die typischerweise bei Morbus Crohn auftreten. Neben der Darmspiegelung kommen weitere Untersuchungsmethoden wie Ultraschall zum Einsatz. Damit lässt sich prüfen, ob die Darmwand verdickt ist. Da die Krankheit den gesamten Verdauungstrakt betreffen kann, sind unter Umständen auch bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztherapie (MRT) notwendig.
Behandlung
Ist die Diagnose klar, ist das Ziel der Behandlung, die Patientinnen und Patienten von ihren Beschwerden weitgehend zu befreien, die Entzündung zu bekämpfen und Folgeerkrankungen zu vermeiden. „Da eine vollständige Heilung von Morbus Crohn derzeit leider noch nicht möglich ist, passen wir jede Therapie genau auf die oder den Betroffenen und die Art und Schwere der Erkrankung an, um ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen“, erklärt der Magen-Darm-Spezialist.
Zum Einsatz kommen in erster Linie Medikamente – allen voran Kortison-Präparate, die entzündungshemmend wirken. Darüber hinaus steht eine Vielzahl weiterer hochwirksamer Präparate zur Verfügung, die das immunologische Geschehen positiv beeinflussen können. Eine Vielzahl von Antikörpern haben das therapeutische Spektrum enorm erweitert. „Bekommen wir den Morbus Crohn durch eine medikamentöse Behandlung nicht in den Griff, ist in seltenen Einzelfällen eine Operation manchmal unausweichlich. Gründe dafür sind beispielsweise Abszesse im Darm oder ein drohender Darmverschluss“, erläutert der Mediziner. „Als behandelnde Ärzte wägen wir das Für und Wider der Operation ganz genau ab und handeln dann nach der Devise: maximal darmschonend operieren und nur so viel entfernen, wie absolut nötig.“ Denn auch nach einer Operation ist es sehr wahrscheinlich, dass die Erkrankung an einer anderen Stelle des Verdauungstraktes wieder auftritt.
Morbus-Crohn-Patienten müssen übrigens keine bestimmte Diät halten. Sie sollten allerdings darauf achten, ausreichend viele Nährstoffe zu sich zunehmen. „Bei einer optimalen Therapie haben Betroffene in der Regel eine ganz normale Lebenserwartung“, macht Prof. Dr. Menzel Mut und mahnt: „Wichtig ist, dass Patientinnen und Patienten regelmäßig in klinischer Kontrolle sind und die erforderlichen Untersuchungen, wie auch Darmspiegelungen, durchführen lassen.“