Das Berufsbildungszentrum (BBZ) Ingolstadt hat Grund zum Feiern: seit 10 Jahren gibt es nun den Ausbildungslehrgang „Operationstechnische Assistenz“, kurz OTA. Rund 100 Schülerinnen und Schüler haben seitdem ihren Abschluss gemacht. Etwa 70 davon haben sich zu einer kleinen Feierstunde gemeinsam mit ihren ehemaligen Lehrerinnen und Lehrern getroffen.
„Rückblickend war es eine gute Investition in die Zukunft, als man im Schuljahr 2006/2007 den Einstieg in ein neues Berufsfeld gewagt hat“, erklärt Markus Ruß, Kursleitung der OTA-Schule. „Die Assistentinnen und Assistenten sind heute nicht mehr aus den Operationssälen wegzudenken.“ Ihre Aufgabe ist es laut Ruß, die Instrumente vorzubereiten, dem Operateur anzureichen und während des Eingriffs notwendige Materialien zu besorgen. „Sie bilden ein Team mit den Operateuren, die Arbeit geht Hand in Hand. Deshalb ist der Beruf auch nichts für Einzelkämpfer. Das sollte jeder wissen, der sich für eine Ausbildung entscheidet.“
Anatomie und Chirurgie auf dem Lehrplan
Die Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre. Dabei lernen die Schülerinnen und Schülern in mindestens 1.600 Stunden theoretisch alles, was für ihren Beruf wichtig ist. Neben Anatomie und Hygiene, Biologie und Chemie steht dabei vor allem Chirurgie auf dem Lehrplan. Der Schwerpunkt liegt mit mindestens 3.000 Unterrichtseinheiten in der Praxis. Hier können die Auszubildenden Erfahrung darin sammeln, Instrumente zu desinfizieren und zu verpacken, die Geräte und Materialien zu überprüfen oder Patienten richtig zu lagern. Voraussetzung ist ein Realschulabschluss oder ein Hauptschulabschluss mit einer mindestens zweijährigen, abgeschlossenen Berufsausbildung oder einer Ausbildung von mindestens einjähriger Dauer in der Kranken- oder Altenpflege.
„Gerade weil die Ausbildung so umfangreich und der Beruf der OTA europaweit etabliert ist, würde ich mir wünschen, dass er endlich auch staatlich anerkannt wird“, erklärt Ruß. Aktuell richte man sich bei der Ausbildung nach den Empfehlungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Zudem tragen die Kliniken die Ausbildung zur OTA – anders als bei Gesundheits- und Krankenpflegern, wo der Staat bei der Finanzierung unterstützt – komplett aus eigener Tasche. „Das Klinikum Ingolstadt leistet sich die Ausbildung aber dennoch gerne, weil die OTAs im medizinischen Alltag nicht mehr wegzudenken sind.“
Nachfrage ungebrochen
Auch die Ausbildungszahlen sprechen für sich: noch immer sind die insgesamt 15 Plätze, die fürs Klinikum Ingolstadt sowie die Verbundpartner, die Kliniken in Neumarkt/OPf und Kösching, zur Verfügung stehen, heiß begehrt. „Wir sind sehr stolz, dass wir jedes Jahr aus einer Vielzahl von Bewerberinnen und Bewerbern wählen können.“ Diesen steht nach erfolgreicher Ausbildung die Zukunft offen. „Fürs Klinikum Ingolstadt kann ich sagen, dass wir auch in diesem Jahr wieder allen Absolventinnen und Absolventen anbieten werden, bei uns im Haus zu bleiben“, so der engagierte Kursleiter. Neben den hervorragenden beruflichen Chancen macht für Ruf aber noch etwas anderes den Beruf aus: „Es gibt kaum Abbrecher in diesem Berufszweig.“ Ruß, der neben seiner Lehrtätigkeit selbst noch im OP arbeitet, kann das gut verstehen: „Der Beruf ist einfach spannend. Es gibt keinen langweiligen Tag, keine Routine. Das ist das Tolle an dem Job.“