Definition
Peniskarzinome gehören zu den seltenen urologischen Tumoren. Ursächlich können z.B. eine unbehandelte Vorhautverengung (Phimose) oder nicht ausgeheilte Viruserkrankungen des Genitales mit sogenannten Hochrisiko-HP-Viren sein. Diese werden heute für ca. die Hälfte der Peniskrebserkrankungen verantwortlich gemacht. Neben der sorgfältigen körperlichen Untersuchung können sonographische oder andere bildgebende Untersuchungen für die Therapieplanung von großer Hilfe sein. Grundsätzlich wird bei diesem sensiblen Bereich immer eine individuelle Beratung über die gegebenen Behandlungsmöglichkeiten vor der Therapieplanung vorgenommen. Die Therapie kann heute durch den Einsatz modernster Techniken, wie z.B. die robotisch unterstützte videoendoskopische inguinale Lymphadenektomie (Da Vinci-VEIL) schonender durchgeführt werden.
Häufigkeit
Während das Peniskarzinom in Deutschland zu den seltenen Tumoren gehört, gibt es Länder, wo das Peniskarzinom die häufigste Tumorerkrankung des Mannes ist. Da ein Großteil der Peniskarzinome durch Viruserkrankungen bedingt ist, kommt der nun verfügbaren „HPV-Impfung“ ursächlich eine interessante Rolle zu.
Das Peniskarzinom gehört zu den seltenen urologischen Tumoren. Der Anteil an allen männlichen bösartigen (malignen) Erkrankungen in Europa und den USA beträgt ca. 0,5 %. Der Altersgipfel der Erkrankung liegt zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, es werden aber auch gelegentlich Erkrankungsfälle bei Patienten unterhalb des 40. Lebensjahres beschrieben.
Ursachen
Es existiert eine Anzahl an Risikofaktoren für die Erkrankung an einem Peniskarzinom wie zum Beispiel chronische, unspezifische Infektionen, schlechte Hygiene und die nicht behandelte Vorhautverengung (Phimose). Zu den weiteren gesicherten Risikofaktoren werden Virus-assoziierte Veränderungen (Human papilloma Virus (HPV)) sowie basaloide und verruköse Warzen gezählt. Insbesondere nicht abgeheilte HPV-Infektionen mit Viren der Hochrisikogruppe (HPV Typ 16 und 18) werden heute für die Entwicklung von etwa 50 % der Peniskrebserkrankungen verantwortlich gemacht. Impfungen gegen HPV-Erkrankungen, die zur Verhinderung weiblicher Genitaltumoren wie das Cervixkarzinom seit 2006 zugelassenen sind, kommen insofern eine interessante Rolle zu, als dass sich bei zunehmender Durchimpfung durch sogenannte Herdenimmunität gegebenenfalls auch Krebserkrankungen des Penis noch besser verhindern lassen.
Bei der Entstehung (Pathogenese) des Peniskarzinoms spricht man von sogenannten Präkanzerosen, also von Veränderungen, die eine Vorstufe des eigentlichen Karzinoms darstellen. Hierzu zählt neben der Condylomata accuminata das Carcinoma in situ bzw. der Morbus Bowen.
Diagnostik
Die Diagnostik gestaltet sich bei Krebserkrankungen des Penis deutlich schwieriger als bei vielen anderen Tumorerkrankungen, da es neben der eigentlichen Tumorerkrankung oftmals auch schwere entzündliche Veränderungen im Bereich des Glieds und der Leistenlymphknoten gibt. Eine Abgrenzung voneinander kann somit äußerst schwierig sein.
Die Diagnostik umfasst die genaue klinische Inspektion, die Tastuntersuchung und die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) von Penis, Leiste und Beckenregion. Gegebenenfalls sind weitere bildgebende Untersuchungen wie zum Beispiel die Kernspintomografie des Penis und des Beckens nötig.
Die Probeentnahme aus einem auffälligen, verdächtigen (suspekten) Bereich mit histologischer Untersuchung bestätigt die Verdachtsdiagnose. Bei gesicherter Diagnose eines Peniskarzinoms ist stadienabhängig eine weitere Ausbreitungsdiagnostik notwendig. Diese kann die Skelettszintigrafie, die Computertomografie bzw. Magnetresonanztomographie des Beckens/der Leiste und des Bauchraumes sowie die Röntgenuntersuchung der Lunge umfassen.
Therapie
Der erste Schritt der Behandlung bei Verdacht auf eine Krebserkrankung des Penis besteht in einer Gewebeuntersuchung. Diese soll der Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Erkrankungen dienen. Erst danach erfolgt die vollständige Abtragung oder Behandlung des Tumors.
Die Therapie des Peniskarzinoms basiert auf der feingeweblichen (pathohistologischen) Untersuchung. Eine Gewebeentnahme ist also in jedem Fall vor einer Therapie unumgänglich. Diese kann bereits im Vorfeld zu einer geplanten Behandlung oder auch in gleicher Narkose nach Schnellschnittuntersuchung mit der Therapie erfolgen. Bei oberflächlichen Tumoren wird entschieden zwischen der örtlichen Entfernung (Exzision), als Therapie der ersten Wahl und der sogenannten topischen Therapie zum Beispiel mittels einer örtlichen Salbenbehandlung (Imiquimod oder 5 Fluorouracil). Auch die Lasertherapie, die Kryotherapie (Vereisung) oder auch Radiotherapie (Bestrahlung) kommen zur Anwendung. Während die operative vollständige Entfernung des Tumors eine exakte Diagnose hinsichtlich Aggressivität und Ausmaß (Eindringtiefe) ermöglicht, bleibt bei den konservativen Verfahren, die zwar weniger eingreifend (invasiv) sind, die exakte Diagnose hingegen unklar. Insofern kann es bei Einsatz konservativer Verfahren zu einer Unterbehandlung oder Fehlbehandlung kommen.
Bei oberflächlichen Tumoren kann das Glied nahezu immer erhalten werden (organerhaltendes Vorgehen). Bei fortgeschrittenen Karzinomen ist die Standardtherapie die teilweise oder vollständige Entfernung des Glieds (Penektomie). In seltenen Fällen ist nach entsprechender Absprache auch bei fortgeschrittenen Tumoren eine organerhaltende Therapie möglich.
Die Entfernung der Lymphknoten im Bereich der Leiste (inguinale Lymphadenektomie) wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Je nach Tastbefund und feingeweblichem Befund muss individuell entschieden werden, ob eine Entfernung dieser Lymphknoten notwendig und sinnvoll ist. Hilfreich bei der Entscheidungsfindung, ob eine Lymphknotenentfernung notwendig ist, ist die Einteilung in klinische Risikogruppen. Dennoch ergeben mehr als die Hälfte aller tastbaren Lymphknoten in der Gewebeuntersuchung keinen Anhalt für Malignität, sondern stellen eine entzündliche Reaktion auf den Primärtumor dar. Andererseits kann die rechtzeitige inguinale Lymphadenektomie bei allmählicher schrittweiser lymphatischer Aussaat des Tumors eine Heilung bedeuten. Die im Hause praktizierte sogenannte Sentinel-Lymphadenektomie ist bei diesem klinischen Dilemma äußerst hilfreich. Mit dieser Technik können genau diejenigen Lymphknoten markiert werden, in denen zuerst Absiedlungen (Metastasen) der Krebserkrankung auftreten. So kann durch Entfernung eines einzelnen Lymphknotens aus der Leiste eine belastende, vollständige Lymphknotenentfernung auf diejenigen Patienten beschränkt werden, bei denen tatsächlich Absiedlungen (Metastasen) vorhanden sind. Mit der robotisch unterstützten, videoendoskopischen inguinalen Lymphadenektomie (sog. Da Vinci VEIL) kann heute die Entfernung von verdächtigen Lymphknoten aus der Leiste deutlich schonender und als minimal-invasives Verfahren angeboten werden. In Anschluss an eine Operation kann bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen – je nach Lymphknoten- und Organstatus – eine nachfolgende Chemotherapie nötig werden.
Nachsorge
Nach abgeschlossener Behandlung erfolgt die Nachsorge des Patienten. Alle Patienten werden mit einem Tumorpass ausgestattet, in den zunächst die Behandlung und die sogenannte Tumorformel (Ausdehnung des Tumors) sowie später dann alle Nachsorgeuntersuchungen eingetragen werden können.
Eine enge Tumornachsorge ist bei Patienten mit Peniskarzinom sehr wichtig. Ein erneutes Auftreten des Tumors (Tumorrezidiv) kommt meist innerhalb der ersten zwei Jahre nach Erstdiagnose vor. Die Nachsorge umfasst die regelmäßige Untersuchung von Glied und Leiste und beinhaltet auch eine sonografische Beurteilung. Bei jeder neu aufgetretenen Lymphknotenschwellung in der Leiste bei bekanntem Peniskarzinom muss immer an eine Tumoraussaat gedacht werden. Je nach Ausgangsbefund können auch weitere bildgebende Untersuchungen notwendig sein.