Die generalistische Pflegeausbildung vereint Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege erstmals in einem Ausbildungsgang – Erster Jahrgang von BBZ und Klinikum im September gestartet

3-in-1 heißt es seit diesem Jahr in der Pflege: Die drei Ausbildungen zum Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpfleger wurden zu einer zusammengefasst. Im September haben die ersten Schüler die dreijährige, sogenannte generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. -mann begonnen, die das Berufsbildungszentrum (BBZ) und das Klinikum Ingolstadt gemeinsam anbieten. Welche Vorteile die Zusammenlegung der Ausbildungen hat und was das für die Praxis bedeutet, erklären der Pflegedirektor des Klinikums, Erich Göllner, und BBZ-Direktor Wolfgang Lamprecht.

Welche Vorteile bringt die reformierte Ausbildung?

„Es war richtig und wichtig, die Ausbildung attraktiver zu gestalten“, ist Wolfgang Lamprecht überzeugt. Ein Blick in die Statistik zeigt: Nachwuchskräfte in der Pflege werden noch immer im großen Stil gesucht. Nach einer Erhebung des Deutsche Pflegerats (DPR), der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Gewerkschaft Ver.di fehlen in deutschen Krankenhäusern mehr als 50.000 Pflegekräfte. Das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln schätzt, dass sich die Versorgungslücke im Pflegebereich bis zum Jahr 2035 auf knapp 500.000 Fachkräfte erweitern wird. Zwar wächst die Zahl der Beschäftigten im Pflegesektor stetig, der Bedarf nach Fachkräften in diesem Bereich allerdings auch. Das ist die Chance all derer, die sich jetzt in diesem Bereich ausbilden lassen.

„Mit der neuen kombinierten Ausbildung erfährt der Pflegeberuf insgesamt eine Aufwertung“, erwartet Lamprecht. Die Ausbildung sei im Gegensatz zu ihren Vorläufern EU-weit anerkannt und übergreifend an eine tarifliche Bezahlung gebunden. „Übrigens ist das eine der höchsten im Bereich der Ausbildungsberufe“, sagt Lamprecht. So steigen die Pflegefachfrauen und -männer bereits mit einem Bruttomonatslohn von knapp 1200 Euro monatlich ein, im dritten Jahr gibt es schon über 1300 Euro monatlich. Zum Vergleich: Ein Kaufmann im Einzelhandel verdient im ersten Lehrjahr knapp 800 Euro, im dritten rund 1000 Euro.

Zudem werden die Pflegefachfrauen und -männer am Ende ihrer Ausbildung über umfassendes Wissen aus nicht nur einem, sondern drei Bereichen verfügen und seien dadurch besonders flexibel. „Die Schülerinnen und Schüler bekommen Einblick in alle pflegerischen Bereiche, können sich alles genau anschauen und dürfen hinterher entscheiden, wo sie arbeiten wollen“, informiert der BBZ-Direktor. So lernen alle angehenden Pflegefrauen und -männer in ihrer Ausbildung neben dem Krankenhausbereich auch pädiatrische Einrichtungen, Pflegeheime, Sozialstationen und auch den ambulanten Bereich kennen.

Angehende Pflegefachfrauen und -männer bekommen im Klinikum eine Ausbildung von Topqualität. Sie arbeiten mit ausgewiesenen Experten aus den verschiedensten Fachrichtungen zusammen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie sieht die neue Pflegeausbildung in der Praxis aus?

Insgesamt dauert die Ausbildung drei Jahre und umfasst 2100 Stunden Theorie und 2500 Stunden Praxis in verschiedenen Einrichtungen. Auf jeden sechs- bis achtwöchigen Theorieblock in der Schule folgt ein ebenso langer praktischer Einsatz. Am Ende soll der Schüler in jedem der unterschiedlichen Pflegebereiche Erfahrungen gesammelt haben. Dafür haben Klinikum und BBZ gemeinsam mit den Altmühltal-Kliniken in Eichstätt und Kösching, dem Diakonischen Werk Ingolstadt, dem Alten- und Pflegeheim des Klinikums (Anna-Ponschab-Haus) und dem Heilig-Geist-Spital im Juli einen Ausbildungsverbund gegründet. Darüber hinaus gibt es weitere Kooperationen, etwa mit den Caritas-Sozialstationen. „Unsere Schüler bekommen eine Ausbildung von höchster Qualität“, sagt Lamprecht nicht ohne Stolz. Diese große Bandbreite unterscheide die Ausbildung am Klinikum und BBZ von anderen.

 

Was bietet das Klinikum Ingolstadt seinen Auszubildenden?

Das Klinikum mit seinen 21 Fachbereichen deckt für die Auszubildenden große Teile der praktischen Ausbildung ab. „Unsere Azubis profitieren von der Größe unseres Hauses“, sagt Pflegedirektor Erich Göllner. „Wer sich für das Klinikum als Ausbildungsstätte entscheidet, kann einen Großteil seiner Pflichtstunden bei uns leisten.“ Das habe für die Schüler den Vorteil, im gewohnten Umfeld bleiben zu können, selbst dann, wenn ein neuer Praxisblock ansteht. Allein die Stunden, die bei einem ambulanten Dienst und in der Langzeitpflege nachgewiesen werden müssen, finden bei einem der Kooperationspartner statt.

Darüber hinaus punktet das Klinikum als der Schwerpunktversorger der Region mit besonderer Expertise. Zahlreiche erfahrene, ausgezeichnete Mediziner und Pflegekräfte geben hier ihr Wissen an den Pflegenachwuchs weiter. „Und auch in puncto Ausstattung liegen wir weit über dem Standard“, betont Göllner. Die Fachkräfte des Klinikums arbeiten mit modernsten medizinischen Geräten und neuesten Verfahren. „Wir setzen auf Digitalisierung und arbeiten zukunftsorientiert“, erklärt er. Auch in der direkten Nähe zur Schule – das BBZ liegt Tür an Tür mit dem Klinikum – sieht Erich Göllner ebenfalls einen Vorteil. Die Schüler hätten jederzeit Zugang zum Klinikum und könnten sich bei Fragen an die Stationsleitungen wenden.

Wie sehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus?

Die Chancen der Pflegemänner und -frauen auf dem Arbeitsmarkt bewertet Göllner als „äußerst positiv“. Im Klinikum seien engagierte Mitarbeiter im Pflegebereich stets willkommen und auch andere Einrichtungen dürften sich über jede helfende Hand freuen. „Wir brauchen dringend Fachkräfte“, bekennt der Pflegedirektor. „Wir suchen zum Beispiel immer Ersatz für die Kräfte, die durch Schwangerschaften, Wegzug oder Renteneintritt ausscheiden“, erklärt er. Daher hätten Auszubildende nach ihrer dreijährigen Ausbildung auch beste Übernahmechancen.

Wie hoch ist der Verdienst und welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

Die reformierte Pflegeausbildung bereite die Schülerinnen und Schüler besser auf die neuen Herausforderungen im Beruf vor, meint der Pflegedirektor. „Die Anforderungen an den Pflegeberuf haben sich verändert. Die Fachbereiche arbeiten heutzutage meist interdisziplinär zusammen, und die Patienten werden immer älter und ihre medizinische und pflegerische Betreuung anspruchsvoller“, sagt Göllner. Deshalb sei es sinnvoll gewesen, die Pflegeausbildung selbst, aber auch die Inhalte anzupassen und zeitgemäß zu gestalten. „Unser Ziel ist es, den Nachwuchskräften ein umfassendes Verständnis für die Pflegearbeit zu geben. Je breiter die Ausbildung aufgestellt ist, desto besser kann das gelingen.“ Eine nachträgliche Spezialisierung oder fachliche Weiterbildung sei dadurch nicht ausgeschlossen. „Im Gegenteil. Man hat als Generalist viele Richtungen, in die man sich weiterentwickeln kann. Ob das ein Studium ist, die Pflege am Krankenbett oder der Bereich Management. Gerade im Krankenhausbereich ist hier viel möglich.“

Und wie sieht es mit Verdienst aus? Das Einstiegsgehalt als Pflegefachmann bzw. -frau liegt je nach Einsatzbereich zwischen 2850 und 3050 Euro brutto monatlich. Hinzukommen Zeitzuschläge, Zulagen, Zusatzurlaubstage für den Schichtdienst sowie Zulagen für besondere Einsatzbereiche. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt der Monatslohn im Schnitt sogar auf 3.800 Euro. „Wer sich weiterbildet, kann entsprechend auch noch mehr verdienen.“

 

Ein Beruf in der Krankenpflege hat aber laut Göllner noch weitaus mehr zu bieten. „Es ist ein ganz besonderer Beruf, weil man tagtäglich mit Menschen arbeitet“, zeigt er sich überzeugt. Deshalb erfordere die Arbeit Einfühlungsvermögen und Freude am Umgang mit anderen, ebenso wie Teamfähigkeit und Flexibilität. „Wer diese Eigenschaften mitbringt, wird dafür auch sehr viel von den Patienten zurückbekommen“, sagt Göllner. Die meisten Patienten seien sehr dankbar für die Hilfe, die sie im Krankenhaus bekämen. „Und das gibt einem das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles zu tun.“

Jetzt für 2021 bewerben

Am Berufsbildungszentrum in Ingolstadt sind in diesem September 51 angehende Pflegefachfrauen- und -männer in zwei Klassen ins Arbeitsleben gestartet. Am 1. April 2021 startet eine weitere Klasse, dafür sind wieder 30 Plätze zu vergeben. Die nächsten beiden Klassen gehen dann wieder im September 2021 an den Start. Wer Lust auf die Ausbildung am BBZ hat und die Anforderungen erfüllt, kann sich über die Homepage www.bbz-ingolstadt.de bereits jetzt für einen Ausbildungsplatz bewerben.

 

Wer den direkten Kontakt mit Menschen
schätzt, der ist in der Pflege richtig. Ein Foto
aus dem Klinikum aus der Vor-Corona-Zeit.

Pflegefachmann/-frau – die Ausbildung auf einen Blick:

  • Schulabschluss: eine erfolgreich abgeschlossene zehnjährige allgemeine Schulbildung mit mittlerem Schulabschluss (zum Beispiel Realschulabschluss) oder
  • Hauptschulabschluss plus erfolgreich abgeschlossene mindestens zweijährige Berufsausbildung oder mit Assistenz- oder Helferausbildung in der Pflege von mindestens einjähriger Dauer
  • Vergütung: 1.165 Euro im ersten Lehrjahr, 1.227 Euro im zweiten und 1.328 Euro im dritten
  • ausreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift
  • Nachweis über ein Praktikum im sozialen Bereich
  • Spaß im Umgang mit anderen Menschen sowie Teamfähigkeit und Flexibilität

 

Veröffentlicht: 21. Dezember 2020 | Aktualisiert: 14. November 2024 | Kategorien: Klinikums G'schichten |
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