Ingolstadt. Ein innovatives Gerät zur Behandlung von Knochenmetastasen ist seit diesem Jahr im Besitz des Klinikums Ingolstadt. „Damit sind wir die Ersten und Einzigen in Bayern“, betont Dr. Robert Morrison, Leiter der Sektion Konservative und Operative Wirbelsäulentherapie. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Klinikum das Tumorablationsgerät geliehen, viele Patienten wurden damit bisher erfolgreich behandelt. Der Kauf des sogenannten OsteoCool-Systems ermöglicht es nun, Patienten auch kurzfristig mit der neuartigen Technik zu behandeln – zuvor waren eine Reservierung im Voraus und hohe Leihgebühren nötig.
Tumormetastasen entstehen, wenn ein Tumor im Körper über die Blutbahn streut. Diese Tumorabsiedlungen an Knochen, Wirbelsäule oder am Becken sind für die Patienten äußerst schmerzhaft. „Mit dem neuen Tumorablationsgerät können wir Tumormetastasen schonender, zielgerichteter und schneller behandeln“, sagt Dr. Morrison. Dabei wird eine Sonde minimal-invasiv direkt in den Wirbelkörper geschoben und erhitzt die Metastasen auf den Punkt genau von innen. Innerhalb weniger Minuten werden diese zerstört, ohne das umliegende Gewebe zu beschädigen. Damit der Wirbel durch den dadurch entstandenen Hohlraum nicht instabil wird, kann dieser über die Sonde mit Knochenzement aufgefüllt werden. Insgesamt dauert die Behandlung 20 Minuten – davor war dafür ein offen operativer, mehrstündiger Eingriff nötig. Und noch einen weiteren Vorteil bringt die neuartige Technik mit sich: Sie kann auch angewandt werden, wenn zuvor bereits eine Strahlentherapie stattgefunden hat, da dadurch der Strahlenhöchstwert nicht überschritten wird. Damit kommt die Behandlung für eine größere Zahl an Tumorpatienten in Frage, die dadurch ein schmerzfreieres und aktiveres Leben führen können. „Mit diesem Eingriff können wir die Lebensqualität der Tumorpatienten steigern, die ursprüngliche Krebserkrankung jedoch nicht heilen“, betont Dr. Morrison. Denn mit dem Verfahren können zwar die schmerzhaften Tumorabsiedlungen erfolgreich entfernt werden, nicht aber der auslösende Tumor im Körper. Daher wird die Tumorablationsbehandlung ergänzend zu den herkömmlichen Therapiemethoden wie Chemo-und Strahlentherapie verwendet.
Seit 2016 kommt das Verfahren in den USA zur Anwendung, seit drei Jahren arbeiten Mediziner in Deutschland damit. Das Klinikum Ingolstadt war im vergangenen Jahr das Haus in Bayern, das das OsteoCool System am häufigsten angewendet hat.
Nun ist das Schwerpunktkrankenhaus das erste in Bayern, das ein Tumorablationsgerät im eigenen Besitz hat und Patienten damit eine unkomplizierte und durchgängige Versorgung garantieren kann.