Die Entwöhnung von der mechanischen Beatmung – das sogenannte Weaning – ist ein entscheidender Schritt für viele Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation. Wie dieser Prozess bestmöglich gestaltet werden kann, stand im Fokus des Weaning-Tags 2025 am Klinikum Ingolstadt. Fachleute aus verschiedenen medizinischen Bereichen trafen sich, um neueste Erkenntnisse, praktische Erfahrungen und innovative Ansätze zu teilen.
Am 1. Oktober 2025 fand der Ingolstädter Weaning-Tag am Klinikum Ingolstadt statt – ein wichtiger Fachtag für alle, die sich mit der Entwöhnung von der mechanischen Beatmung beschäftigen. Dieses Thema ist sowohl in der Intensivmedizin als auch in der pneumologischen Versorgung eine große Herausforderung. Zahlreiche Fachexpertinnen und -experten aus den Bereichen Intensivmedizin, Pneumologie, Anästhesie, Atmungstherapie und Logopädie kamen zusammen, um sich über die neuesten Entwicklungen auszutauschen.
Prof. Dr. Lars Henning Schmidt, der die Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Thorakale Onkologie am Klinikum Ingolstadt leitet und die Veranstaltung gemeinsam mit Prof. Martina Nowak-Machen, Direktorin der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, initiiert hatte, betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung eines interdisziplinären Ansatzes: „Die Entwöhnung von der Beatmung ist keine Einzelleistung, sondern erfordert ein enges Zusammenspiel verschiedener Fachrichtungen. Nur so können wir den individuellen Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten gerecht werden und den Entwöhnungsprozess optimal gestalten.“
Im Verlauf des Nachmittags wurden vielfältige Themen behandelt: Von der Pathophysiologie des akuten Lungenversagens und die außerklinische Intensiv- und Beatmungsmedizin über die Rolle der Pflege und Atmungstherapie im Weaning-Prozess und Weaning bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen bis hin zu Schluckstörungen nach der Beatmung. Praxisnahe Fallbeispiele und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse boten den Teilnehmenden wertvolle Impulse für ihre tägliche Arbeit.
„Beim Weaning geht es nicht allein um Technik – es braucht klinisches Gespür, Erfahrung und ein gut abgestimmtes Team. Nur wenn alle Berufsgruppen Hand in Hand arbeiten, gelingt eine sichere und erfolgreiche Entwöhnung“, sagt Prof. Dr. Martina Nowak-Machen, Direktorin der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Palliativ- und Schmerzmedizin.
Dr. Andreas Tiete, Geschäftsführer Medizin, Pflege und Informationstechnologie sowie Ärztlicher Direktor am Klinikum Ingolstadt, betonte: „Weaning ist mehr als ein medizinischer Prozess – es geht um Perspektiven, um Lebensqualität und um Teilhabe. Solche Veranstaltungen sind entscheidend, um Wissen zu bündeln und gemeinsam Fortschritte in der Versorgung zu erzielen.“
Innovatives System zur Wiederherstellung der Schluckfunktion durch elektrische Impulse
Am Klinikum Ingolstadt ist seit Sommer eine neurostimulierende Therapie zur Wiederherstellung der Schluckfunktion im Einsatz, die es Patientinnen und Patienten mit neurogener Dysphagie – also Schluckstörungen infolge neurologischer Erkrankungen – ermöglicht, mithilfe elektrischer Impulse die Schluckfähigkeit wiederherzustellen.
Das sogenannte Phagenyx-System beruht dabei auf der sogenannten pharyngealen Elektrostimulation (PES), einem Verfahren, bei dem durch elektrische Reize gezielt die Muskulatur im Rachen stimuliert wird. „Über eine speziell entwickelte Sonde werden gezielte elektrische Impulse an den Rachen abgegeben. Diese Stimulation aktiviert u. a. sensorische Leitungsbahnen, die an der Steuerung des Schluckaktes beteiligt sind. Ziel ist es, durch wiederholte individuell dosierte Reize die neuroplastische Reorganisation zu fördern – das heißt, das Gehirn dabei zu unterstützen, neue Verbindungen aufzubauen und die Kontrolle über die Schluckfunktion zurückzugewinnen. Dies stellt eine weitere Stellschraube im Weaning-Prozess dar.