Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Fast 80 Prozent aller Deutschen leiden mindestens einmal im Leben darunter, bei vielen sind sie Dauerzustand. Während bei jüngeren Menschen oft die Bandscheibe Probleme macht, ist bei der älteren Generation häufig eine Osteoporose der Wirbelsäule der Auslöser. Deshalb lädt das Klinikum Ingolstadt am Dienstag, 26. September 2017, von 18 bis 19.30 Uhr zum Expertenvortrag zum Thema „Rückenschmerzen – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten“ ein. Der Vortrag von Dr. Robert Morrison findet im Veranstaltungsraum „Oberbayern“ statt. Im Anschluss haben Interessierte die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Ein Ziehen hier, eine Blockade da, Schmerzen im Nacken oder im Bereich der Lendenwirbel, Probleme beim Sitzen oder beim Gehen… So unterschiedlich wie die Rückenschmerzen selbst, sind auch ihre Ursachen: „Diese können von einfachen Verspannungen, Bandscheibenverschleiß, Arthrose, einer Entzündung der Wirbelkörper bis hin zu einem verengten Nervenkanal oder Brüchen der Wirbelsäule reichen“, weiß Dr. Robert Morrison. Er leitet seit wenigen Monaten die neugegründete Sektion für konservative und operative Wirbelsäulentherapie – und ist damit der Spezialist für Rückenschmerzen am Klinikum. In seinem Vortrag geht er auf zwei sehr häufige Krankheitsbilder ein: den Verschleiß der Bandscheibe sowie die Osteoporose der Wirbelsäule.

Kleine Stoßdämpfer mit großer Wirkung

23 Bandscheiben, jeweils nur wenige Quadratzentimeter groß, dafür aber prall gefüllt mit Flüssigkeit und deshalb sehr elastisch, besitzt die Wirbelsäule des Menschen. „Man kann sie sich wie kleine Gelkissen vorstellen, die voll mit Wasser sind und dafür sorgen, dass die Stöße, die im Alltag auf unsere Wirbelsäule wirken, abgefedert werden. Zugleich halten sie die einzelnen Wirbel beweglich, aber stabil“, erklärt Dr. Morrison. Zu Problemen kommt es, wenn die kleinen Stoßdämpfer verschleißen. „Und das beginnt nicht erst im hohen Alter. Bei fast 75 Prozent der 30-Jährigen lassen sich schon kleine Risse in den Bandscheiben erkennen“, weiß der Wirbelsäulen-Experte. Mit zunehmendem Verschleiß speichern die Bandscheiben weniger Wasser, verhärten, werden kleiner und puffern weniger als zuvor. Die Folge kann Rückenschmerz sein, der sich vor allem beim schweren Heben oder auch langem Sitzen bemerkbar macht. Je weiter der Verschleiß fortschreitet, umso stärker werden die Schmerzen und umso länger halten sie an.

Ganz anders sind die Symptome beim anderen Krankheitsbild, das Dr. Morrison an dem Abend vorstellt: plötzlich nämlich treten die Schmerzen auf, die eine Osteoporose der Wirbelsäule verursachen können. Unter ihr leiden vor allem ältere Menschen. „Und auch wenn Frauen

aufgrund des Hormonmangels nach den Wechseljahren häufiger davon betroffen sind, sollte Osteoporose als Grund für Rückenschmerzen auch bei Männern über 60 nicht ausgeschlossen werden“, rät Dr. Morrison. Denn egal, ob Mann oder Frau: mit zunehmendem Alter sinkt der Mineralgehalt in den Knochen, der sie eigentlich stark und widerstandsfähig macht. Dadurch verlieren sie an Festigkeit und brechen leichter. Das macht sich nicht in allen Fällen sofort bemerkbar, im Gegenteil: „Häufig haben Betroffene erst einmal keine Symptome. Erst wenn die Knochenmasse schon soweit abgebaut ist, dass Wirbel einbrechen, merken die Patienten: da stimmt etwas nicht“, so der Sektionsleiter. „Gerade Wirbelbrüche kommen oft wie aus heiterem Himmel und verursachen zunächst starke Schmerzen.“ Im Lauf einiger Wochen klingen sie dann wieder ab. Das hat aber nichts damit zu tun, dass die Probleme sich erledigt hätten. Im Gegenteil: „Ist die Osteoporose schon weit fortgeschritten und haben bereits mehrere Wirbeleinbrüche stattgefundenen, kommt es zu chronischem Rückenschmerz und zu Fehlstellungen.“ Deshalb sollte bei extremen Rückenschmerzen sowie Taubheitsgefühlen immer ein Facharzt aufgesucht werden.

Rückenschmerzen vorbeugen

Beide Krankheitsbilder haben also viel mit natürlichem Verschleiß zu tun. Dennoch sind sie kein Schicksal, wie Dr. Morrison weiß: „Sowohl Osteoporose wie auch Bandscheibenverschleiß können verhindert oder zumindest lange Zeit hinausgezögert werden, wenn man einige Dinge beachtet.“ So seien regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung sowie ein normales Körpergewicht gute Möglichkeiten, seiner Wirbelsäule etwas Gutes zu tun. Auf diese und weitere Maßnahmen, mit denen man selbst Rückenschmerzen vorbeugen kann, wird Dr. Morrison in seinem Vortrag am 26. September genauso eingehen wie auf die Möglichkeiten der Behandlung. In einer kurzen Pause werden die Physiotherapeuten des Klinikums einige Übungen zeigen, die gut für den Rücken sind. Denn: „Sehr häufig können wir Rückenschmerzen mit mehr Bewegung, Physiotherapie oder Medikamenten in den Griff bekommen“, erklärt der Experte. „Eine Operation ist immer nur der letzte Ausweg, wenn alle anderen Therapiemittel ausgeschöpft sind.“ Welche Therapiemöglichkeiten, sowohl konservativ als auch operativ zur Verfügung stehen und ab wann eine OP überhaupt erst in Frage kommt, auch darüber wird Dr. Morrison in seinem Vortrag reden. Danach haben die Zuhörer zudem die Gelegenheit, persönlich mit dem Sektionsleiter zu sprechen. Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Zur Person:

Dr. Robert Morrison ist seit Februar Leiter der neugeschaffenen „Sektion für konservative und operative Wirbelsäulentherapie“ am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie und damit der Rückenspezialist am Klinikum Ingolstadt. Er war zuletzt Leitender Oberarzt für die Wirbelsäulentherapie in der Schön-Klinik Nürnberg/Fürth und ist Mitglied verschiedener Vereinigungen für Chirurgen und Wirbelsäulenspezialisten.

Veröffentlicht: 20. September 2017 | Aktualisiert: 2. Januar 2025 | Kategorien: Pressemitteilungen |
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