Derzeit vergeht kein Tag, an dem das neuartige Coronavirus kein Thema ist. Über Symptomatik, Ansteckung und Schutz gibt es derzeit viel zu lesen. Der Donaukurier hat sich daher gefragt, was die Bedrohung mit dem COVID-19 mit unserer Psyche macht und dazu unseren Direktor des Zentrums für psychische Gesundheit und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I, Prof. Dr. Thomas Pollmächer, gefragt.

Die drei wichtigsten Fragen und Antworten aus dem Interview des Donaukuriers (DK) auf einen Blick:

 

DK: Herr Pollmächer, was passiert in unseren Köpfen, wenn einem klar wird, dass die neue Krankheit eben nicht mehr nur im fernen China oder in Italien auftritt, sondern quasi fast schon vor der eigenen Haustür angekommen ist?

Pollmächer: Solange eine Bedrohung fernab von uns nur andere betrifft, beobachtet man sie mit entspannter Neugier und vielleicht ein bisschen Sorge. Wenn dann klar wird, dass wir tatsächlich selbst betroffen sein können, sieht das natürlich anders aus. Insbesondere wenn eine Bedrohung völlig neu ist, wie dies eben mit dem Coronavirus der Fall ist, entstehen sehr leicht Ängste. Und solche Ängste sind bis zu einem gewissen Grad auch normal und gut, weil sie uns wach und aufmerksam machen und damit helfen, der Gefahr aktiv zu begegnen.

DK: Woher kommt die Hysterie, dass Leute ganze Regale leer kaufen?

Pollmächer: Menschen neigen dazu, sich gegen Gefahren zu wappnen, nach Möglichkeit vorzubeugen. Und sie neigen dazu, sich den Aktivitäten anderer anzuschließen. Wenn also in der aktuellen Situation bekannt wird – und das geht in Zeiten der sozialen Medien extrem schnell -, dass andere Menschen vermehrt einkaufen, dann kann das sehr leicht eine Kettenreaktion auslösen. Hysterie möchte ich das jedoch nicht nennen, aber ab diesem Punkt ist die Angst übertrieben und nicht mehr rational. Und diese irrationalen Ängste führen ja im Moment nicht nur zu leeren Regalen, sondern zu einem absolut übertriebenen Ausverkauf an den Finanzmärkten, der dann tatsächlich die reale Wirtschaft gefährdet.

DK: Welche Rolle spielen die Medien in dieser Angelegenheit?

Pollmächer: Die Medien spielen hierbei eine sehr große Rolle. Insbesondere dann, wenn – wie in der aktuellen Situation – alle Medien eigentlich nur ein Thema kennen, nämlich das Coronavirus. Und dann auch noch nahezu alle Medien täglich oder mehrmals täglich „Neuigkeiten“ verbreiten, die eigentlich keine sind. Alle Menschen dreimal täglich auf den neuesten Stand der Coronafälle in Deutschland oder Bayern zu bringen, macht keinerlei Sinn und schürt unnötig Angst, weil es das Thema wichtiger macht, als es ist.

 

Den kompletten Artikel finden Sie hier: donaukurier.de

 

Pollmächer Interview Coronavirus

Veröffentlicht: 12. März 2020 | Aktualisiert: 11. November 2024 | Kategorien: Pressemitteilungen |
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